Wie nennt man einen weiblichen Hirsch? Was ist das für ein Baum? Und wie sieht eigentlich ein Dachs aus? Die Jägervereinigung Stuttgart hat neuerdings einen mobilen Lernort-Natur-Anhänger. Mit ihm sollen Kinder – und teilweise auch Erwachsene – an die Natur herangeführt werden.

Riedenberg/Degerloch - Der weibliche Hirsch, heißt der nicht Reh? Mit Bäumen kenne ich mich nicht aus. Und einen Dachs habe ich noch nie gesehen. Julia Schäffer weiß: Viele Kinder haben heutzutage mit dem Wald, mit Flora und Fauna, gar nichts mehr am Hut. Die 46-Jährige schmerzt diese Erkenntnis gleich doppelt: Sie ist Grundschullehrerin und Jägerin. Und sie unternimmt daher einigen Aufwand, um Mädchen und Jungen für die heimische Natur zu begeistern. „Ich versuche ganz viel einzubringen, wo ich denke, dass etwas verloren geht.“ Sie spricht von einer zunehmenden Naturentfremdung.

 

Am liebsten geht die Degerlocherin einfach raus in die Natur mit ihren Schülern. Dort kann sie ihnen Pflanzen und Vögel zeigen oder auch erläutern, was mit dem Müll passiert, der dort bisweilen achtlos hingeworfen wurde.

„Anfangs ist das Entsetzen groß darüber, dass ich Tiere töte“

Ab und an bringt das Vorstandsmitglied der Jägervereinigung Stuttgart auch etwas von einer Jagd mit, ein Stück Horn oder Fell. „Das Entsetzen der Kinder ist am Anfang immer sehr groß, wenn ich sage, dass ich ein Tier getötet habe. Aber dann erkläre ich ihnen die Zusammenhänge“, erläutert die Mutter dreier Kinder. Sie betont: „Wir sind als Jäger keine Mörder, sondern Tier- und Naturschützer.“

Die „Wald- und Wildfrau“, wie sie an ihrer Schule scherzhaft genannt wird, kann nun auf ein neues Instrument zurückgreifen. Die Jägervereinigung Stuttgart hat neuerdings einen mobilen Lernort-Natur-Anhänger. Der Wagen ist mit Lern- und Anschauungsmaterialien rund ums Thema Wald ausgestattet: mit Tierpräparaten, Fellen, Nestern, Pflanzenteilen.

Ein Botnanger Ehepaar fährt das Waldmobil

Gefahren wird er vom Botnanger Ehepaar Susanne Rath und Andreas Kuhn. Die beiden Mitglieder der Jägervereinigung sind ausgebildete Naturpädagogen und steuern mit dem selbst ausgestalteten Anhänger künftig Schulen, Kindergärten, aber auch Vereine und Jugendgruppe oder – seltener – Erwachsenentreffs in der ganzen Landeshauptstadt an. Auch die Stadtverwaltung Stuttgart bucht die Lerneinheiten mit Dachs, Marder und Co.

Neben den Exponaten gibt es an Bord Schautafeln, Broschüren und Malbücher für die Kinder. „Wir bieten das Gesamtpaket Natur“, sagt Susanne Rath. Neu ist diese Art von Unterricht in Stuttgart nicht, aber bislang mussten die Ehrenamtlichen ihr Material in Kisten packen und herumtragen. Nun können sie mit dem Anhänger direkt auf den Schulhof fahren.

Nicht alle Schulen haben einen Wald in der Nähe

Seit 25 Jahren gibt es bundesweit das Projekt Lernort Natur. Initiiert hatte es seinerzeit der Deutsche Jagdverband. Zwar gehöre es zum Grundprinzip des Projekts, den Unterricht in der freien Natur abzuhalten, dort, wo die Tiere, um die es geht, leben, jedoch könne nicht jede Schule mal eben so in einen Wald in der Nähe spazieren, weiß die Lehrerin Julia Schäffer. Die übergeordnete Idee formuliert sie so: Das Interesse der Kinder an der Natur soll wieder geweckt werden. Ihre Hoffnung: „Je mehr die Kinder kennen, desto achtsamer werden sie auch.“

Das Mobil buchen kann man über die Homepage www.jaeger-stuttgart.de. Mehr Infos erhält man per Mail an info@lernort-natur-stuttgart.de.