Mit einem gut gelaunten Festakt wurde im Rathaus 25 Jahre Städtepartnerschaft mit Samara gefeiert.

Stuttgart - Es muss eine aufregende Zeit gewesen sein nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges. „Wir waren verrückt und neugierig genug, dahin zu fahren, mit nur drei Tagen Vorlauf“, erzählte Anja Schubert beim Festakt im Großen Sitzungssaal. Sie war zu Beginn der Städtepartnerschaft als Schülerin des Leibniz-Gymnasiums mit einer internationalen Delegation nach Sibirien eingeladen worden: Zum Start einer in Samara gebauten Sojus-Rakete. Eine „Freundschafts-Rakete“, die fünf Tage im Orbit kreiste, um dann im Pazifik mit Geschenken für die USA niederzugehen.

 

Symbolschwangerer Akt

Ein symbolschwangerer Akt an einer Epochenzäsur, der nun noch einmal Strahlkraft entfalten durfte. Zumal „die Beziehungen unserer Länder nicht einfacher geworden sind“, wie Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagte, um dann zu betonen: „Umso wichtiger ist es, dass Städte sich freundschaftlich verbunden bleiben. Denn es gibt nichts Besseres als den direkten Austausch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern.“

Ins selbe Horn

Ins selbe Horn stieß auch Vladimir Slastenin, Samaras Erster Bürgermeister, der seine Festrede mit dem Ausruf „Liebe Freunde!“ begann. Mit Jugendaustausch habe die Partnerschaft begonnen „und dann hat sie schnell viele Bereiche erfasst mit vielen wunderbaren Projekt“. Die Freundschaft sei den „vielen Menschen zu verdanken, die das bewirkt haben“, sagte der Politiker der Wolga-Stadt und schloss: „Nun gilt es, in nicht so ganz einfachen Zeiten unseren Dialog und unsere freundschaftlichen Beziehungen fortzusetzen.“

Band der Partnerschaft

Warme Worte, die schnell förmlich wirken können, hier aber als Selbstverständlichkeit aufgenommen wurden, zumal der Festakt weniger den offiziellen Ebenen galt als vielen Engagierten aus beiden Städten, die das Band der Partnerschaft und Freundschaft mit Leben erfüllen. Eine hübsche Zahl davon durfte dann auch als Fotoshow-Revue passieren, wozu der fabelhaft auf dem Knopfakkordeon improvisierende Sergej Riasanow, der seit Jahren in Stuttgart lebt, augenzwinkernd die Europa-Hymne einflocht. Eine Bürgerin aus Samara wurde in Abwesenheit mit der Staufermedaille geehrt. Deren Kredo: „Einfache Beziehungen zwischen Menschen können Aggressionen aufhalten und Nichtverstehen beseitigen.“

Familienfoto im XXL-Format

Durchaus symbolkräftig, wie sich dann der Saal leerte. Allerdings nur, weil alle jene, die in irgendeiner Weise mit dieser Städtefreundschaft zu tun haben, auf die Bühne gebeten wurden. Angeführt wurde das Familienfoto in XXL von Kuhn und Slastenin, der am Vorabend eine Stadtbahn mit Wolga-Wasser getauft hatte. Die beiden tauschten dann noch Fußball-Trikots mit der Nummer 25 aus. Und Kuhn deutete an, dass er kommendes Jahr zur Fußball-Weltmeisterschaft, wenn sich Samara als WM-Spielort präsentiert, erstmals dorthin reisen will. „Glücklicher Tag“ nannte der Akkordeonist sein berührendes Schlussstück. Und darin war nicht die Spur von Übertreibung.