Es ist ein Missstand, der nicht erst seit gestern in Stuttgart-Sillenbuch bekannt ist: Eltern und Erzieher des Waldorfkindergartens fordern eine Kinderwagenrampe für die steile Treppe zur Einrichtung. Das hat seine Gründe, denn es sind sogar schon Unfälle passiert.

Sillenbuch - Dieser Tage bekommen die Eltern, die ihre Kinder im Sillenbucher Waldorfkindergarten betreuen lassen, Post aus der Einrichtung, ebenso die Anwohner. Sie alle sollen sich beim Bürgerhaushalt für das Projekt Nummer 41536 starkmachen. Das sieht vor, dass die Treppe zwischen der Fridinger Straße und der Kernenblickstraße komplett neu gebaut und im Zuge dessen mit einer Kinderwagenrampe ausgestattet wird. Etwa auf halber Höhe der steilen Stiege befindet sich ein Zugang zum Kindergarten.

 

Das Thema ist in Sillenbuch eigentlich ein alter Hut. 2011 hatte die Stadtverwaltung zuletzt daran laboriert und Pläne erstellt. Die sahen vor, dass der untere Teil der 1,2 Meter breiten Treppe um eine Rampe auf rund zwei Meter erweitert und hergerichtet wird. In den Monaten zuvor waren die 54 Stufen für rund 10 000 Euro immer wieder repariert worden. „Wir können das Projekt aus dem Haushalt finanzieren“, sagte ein Mitarbeiter des Tiefbauamts seinerzeit vor dem Bezirksbeirat. Der Baubeginn hätte 2012 sein sollen – just in dem Jahr wurde das Projekt aber wieder gestrichen. Die Kosten von 90 000 Euro seien zu hoch, zudem sei das Thema nicht sicherheitsrelevant, weil der Kindergarten über den Himbeerweg, wo der Haupteingang ist, gut erschlossen sei.

Buggys und Fahrzeuge müssen geschleppt werden

Eltern, die sich dem Kindergarten von oben oder unten nähern, müssen also nach wie vor Kinderwagen hoch- und runterhieven. Auch die Erzieher, die täglich mit ihren Schützlingen Spaziergänge unternehmen, müssen Buggys oder andere Fahrzeuge schleppen.

Robert Dessecker, einem ehemaligen Mitglied des Waldorfkindergarten-Vorstands, stinkt das. „Für eine kinderfreundliche Stadt ist diese Treppe eine Schande“, findet er und hat daher das Projekt für den neuen Bürgerhaushalt eingereicht. Er moniert, dass die Treppe seit Jahren in einem sehr desolaten Zustand ist. Und tatsächlich weiß Robert Dessecker, wovon der spricht. 2003 war sein Sohn in der ersten U3-Kindergartengruppe, als Vorstandsmitglied verfolgte er die vielen Ortstermine mit Angestellten der Stadtverwaltung. Außer einer „ewigen Flickschusterei“ sei nichts passiert, sagt er.

Von zwei Unfällen wegen abgerutschter Stufen kann Robert Dessecker berichten – einmal war er selbst das Opfer. „Ein Neubau muss endlich her, entweder mit Kinderwagenrampe oder am besten gleich barrierefrei“, fordert er. Und dies, obwohl sein Sohn mittlerweile die siebte Klasse besucht. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit“, sagt er.

Die Planung ruht nun schon seit Jahren

Bei der Stadtverwaltung gibt man sich auf Nachfrage zurückhaltend. „Seit 2012 ruht die weitere Planung der Rampe, da eine Finanzierung aus dem laufenden Budget des Tiefbauamtes nicht möglich war und weiterhin ist“, teilt Jana Braun, eine Rathaussprecherin, fürs Tiefbauamt mit.

Ob sich die Chance auf eine Finanzierung im neuen Doppelhaushalt ergebe, würden die Haushaltsberatungen zeigen. Robert Dessecker und die Erzieher aus dem Kindergarten wollen dafür trommeln, dass der Sanierungsvorschlag möglichst weit nach oben rutscht beim Bürgerhaushalt. Auch Schulen wurden angeschrieben und gebeten, für das Projekt zu werben. Bereits beim Bürgeretat 2015 hatte Robert Dessecker einen Anlauf gemacht, war seinerzeit aber ohne Werbung nicht weit genug gekommen. Er glaubt: „Da ist noch was drin.“