Als letzter Bezirksbeirat hat der Sillenbucher seine Anregungen zum Nahverkehrsentwicklungsplan eingereicht. Vor allem die Planungen in Sachen Busse und U-Bahnen gehen dem Gremium nicht weit genug.

Sillenbuch - Kurz vor knapp hat der Sillenbucher Bezirksbeirat als letztes Gremium in Stuttgart seine Stellungnahme zum Nahverkehrsentwicklungsplan (NVEP) eingereicht. Bereits im Oktober sollen die Anregungen aus den Bezirken in das Papier eingearbeitet und dem Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats zur weiteren Beratung vorgelegt werden. Der NVEP soll dann auf den Nahverkehrsplan aufbauen, den der Gemeinderat bereits im vergangenen Jahr beschlossen hat, und die Marschrichtung für die kommenden Jahre festlegen.

 

Im Kern geht es im NVEP darum, den Individualverkehr durch einen Ausbau des ÖPNV im Kessel zu reduzieren, was die Sillenbucher aber verankert wissen möchten. Das darf aus ihrer Sicht nicht zu Lasten der Stuttgarter Außenstadtbezirke gehen. Und mehr noch: Es müssten Lösungen gefunden werden, wie das Verkehrsaufkommen auch in den umliegenden Bereichen bewältigt werden könne.

Ein Lob für die geplante Verlängerung der Buslinie 65 zum Flughafen

Vor allem in Sachen ÖPNV empfinden die Räte die Planungen an vielen Stellen als unzureichend. So sei beim Bus 66 die Mindestbedienhäufigkeit mit einem 30-Minuten-Takt in Sillenbuch zu knapp bemessen. „Die langen Umsteigezeiten führen zu einer Verlagerung vom öffentlichen Nahverkehr zu zusätzlichen Pkw-Fahrten und machen die derzeitige Buslinie unattraktiv und noch unwirtschaftlicher“, wird in der Stellungnahme bemängelt. Stattdessen wird angeregt, dass geprüft wird, ob die derzeitige Stadtteil- zu einer Stadtbezirkslinie weiterentwickelt werden könne, die Gebiete wie das südliche Sillenbuch, Heumaden Über der Straße oder Teile Riedenbergs anbindet. Auch intermodale Systeme sollen dabei unter die Lupe genommen werden. Die geplante Verlängerung der Linie 65 zum Flughafen begrüßt das Gremium ausdrücklich, betont aber, „dass die derzeitige Angebotsqualität in den Stadtteilen Heumaden und Riedenberg erhalten“ bleiben muss. Zudem soll nach ihrem Geschmack ein Zehn-Minuten-Takt in Erwägung gezogen werden.

Nicht weit genug geht den Bezirksbeiräten darüber hinaus der geplante Ausbau der Nachtbuslinien auf die Wochentage. „Perspektivisch erachten wir es vielmehr für notwendig, einen durchgängigen Betrieb zumindest der zentralen Stadtbahnlinien vorzusehen“, übermitteln die Räte ins Rathaus. Für sie entscheidend ist auch, dass untersucht wird, wie die Mitnahme von Fahrrädern in Stadtbahnen erleichtert werden kann. Im Gegensatz zum Entwurf, der eine Ausweitung des U-8-Taktes auf Samstage vorsieht, pochen die Sillenbucher überdies auf einen täglichen Betrieb und betonen, dass die U 15 nicht an der Ruhbank enden, sondern bis Kemnat beziehungsweise Scharnhausen verlängert werden sollte. Im Zuge dessen monieren die Räte, dass die Preise im VVS zu hoch sind, und schlagen die Untersuchung von speziellen Finanzierungsmodellen wie in Wien oder Oslo sowie die Einführung eines günstigen Stadtbezirkstickets vor.

Die U 7 sollte entlastet werden

Grundsätzlich bemängeln die Sillenbucher, dass dem NVEP „jegliche Verbindlichkeit“ fehlt. Es gebe weder einen klar definierten Zeithorizont für die Zielerreichung noch eine rechtliche und finanzielle Festlegung. Werde der ÖPNV ausgebaut, müssten auch Schulen in freier Trägerschaft einbezogen werden. Zudem werde die Frage, wie die aus Sicht des Gremiums zeitweise voll ausgelastete U 7 entlastet werden könne, nicht beantwortet. Denn für das Gremium steht fest, was Professor Hendrik Wolff (CDU) im Namen aller so formulierte: „Vor allem beim ÖPNV müssen wir noch besser werden.“