Am Montag haben Lehrer aus der französischen Abteilung der Deutsch-Französischen Grundschule gestreikt. Sie protestierten gegen Budgetkürzungen und einen möglicherweise drohenden Stellenabbau. Viele Eltern zeigten sich solidarisch.

Sillenbuch - Am Montag ist der Unterricht für zahlreiche Kinder in Sillenbuch ausgefallen. Der Grund: Streik. Die Hälfte der Lehrer aus der französischen Abteilung der Deutsch-Französischen Grundschule legte für einen Tag die Arbeit nieder. Damit demonstrierten die Pädagogen gegen Kürzungen bei der AEFE, der staatlichen Agentur für französischen Unterricht im Ausland, die dem Ministerium für Auswärtiges und Internationale Entwicklung unterstellt ist. Mehrere Gewerkschaften aus dem Nachbarland hatten zum Streik aufgerufen, um auf „brutale Streichungen“ aufmerksam zu machen.

 

Vier Sillenbucher Lehrer folgten diesem Aufruf, verließen mit Streikbuttons an den Jacken das Schulgelände, äußerten sich öffentlich aber nicht. Auch von der Rektorin Catherine Koudou gab es keine Stellungnahme. Eine zunächst von den Eltern für Montag geplante Demo war kurz zuvor abgesagt worden, erklärte Christiane Rouger, die Elternbeiratsvorsitzende der französischen Abteilung. Weil in Deutschland die politische Meinungsäußerung nahe Schulen untersagt ist.

Der Protest ist lautlos, doch es brodelt

Auch wenn der Protest so fast lautlos blieb, an der Schule brodelt es. Das Besondere an der bilingualen Einrichtung an der Silberwaldstraße: Hier lernen seit bald zehn Jahren Kinder nach zwei Schulsystemen. Deutsche Mädchen und Buben aus dem Bezirk werden vierzügig nach dem hiesigen Bildungsplan von Lehrern unterrichtet, die beim Land Baden-Württemberg angestellt sind, in der französischen Abteilung lernen rund 180 Kinder zweizügig nach dem französischen Bildungssystem. Die Lehrkräfte werden als französische Beamte von ihrer Heimat aus bezahlt. Und dieses Konstrukt sehen Gewerkschaften und auch die Schulgemeinschaft in Gefahr, denn das Budget der AEFE wurde im Juli von der Regierung um 33 Millionen Euro gekürzt.

Es stünden 500 Lehrerposten im Ausland auf dem Spiel

Im fernen Sillenbuch ist in der Vergangenheit bereits ein Lehrervertrag in einen lokalen Vertrag ohne Beamtenstatus und die damit verbundenen Sicherheiten umgewandelt worden, im September könnte der nächste folgen. Die Finanzierung sei ungewiss, heißt es. Die größte Befürchtung Christiane Rougers: Die jetzt noch öffentliche Deutsch-Französische Grundschule könnte irgendwann zur Privatschule werden. Ebenso hat sie Angst, dass der Unterricht an „Exzellenz und Dynamik“ verlieren könnte, falls Lehrstellen gestrichen und Klassen zusammengelegt würden, denn laut der Gewerkschaften stehen 500 Lehrerposten im Ausland auf dem Spiel; dies entspricht acht Prozent. „Wir sind extrem verunsichert“, resümiert Christiane Rouger. Nicht von den Querelen betroffen ist indes die private École maternelle, die französische Vorschule in Riedenberg.

Um die Zukunft der Sillenbucher Grundschule und ähnlicher Einrichtungen zu sichern, fordern die Gewerkschaften, dass die Kürzung rückgängig gemacht wird. Im Bezirk zeigen sich viele solidarisch. Familien unterstützten die Streikenden am Montag, indem sie ihre Kinder nicht zum Unterricht schickten. „Es gibt Klassen, da bleiben 15 von 20 Kindern daheim“, so die Elternvertreterin am Morgen. Mädchen und Jungen, die trotzdem kamen, wurden betreut. Zudem haben viele aus dem Bezirk eine Petition unterschrieben.