Die Schalter werden ab Dezember wohl nicht mehr besetzt sein: Margot Riegger von der BW-Bank hat den Bezirksbeiräten vorgestellt, dass aus der Stammheimer Filiale ein Beratungszentrum wird.

Stuttgart-Stammheim - Der Ärger über die BW-Bank in Stammheim ist groß. Wohl zum 1. Dezember wird die Filiale an der Freihofstraße kein Personal mehr an ihren Kassen haben. „Verlässliche Leistungen wird es in Stammheim aber auch in Zukunft geben“, sagte Margot Riegger von der BW-Bank. Sie war am Dienstagabend in der Sitzung des Bezirksbeirates zu Gast und stellte dort den Lokalpolitikern vor, was sich Ende des Jahres im Bezirk für die Bankkunden ändern wird und auf was sie weiterhin zählen können.

 

„Die Filiale wird zum Beratungszentrum. Das heißt, dass Sie dort auch weiterhin qualifiziertes Personal finden, das Sie beraten wird“, sagte Riegger. „Allerdings wird das nur noch nach Terminabsprache gehen. Dann wird es aber auch abends oder am Samstag möglich sein, per Video-Live-Schaltung eine Beratung zu bekommen.“ Skypen aus dem eigenen Wohnzimmer mit dem Bankberater: Das sei ein neuer Service der BW-Bank. „Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren geändert, auch bei uns“, sagte Riegger. Schon heute würden einfache Leistungen wie das Einrichten eines Dauerauftrages oder Überweisungen von den Kunden nicht mehr in der Filiale erledigt. Die moderne Technik habe Einzug gehalten. Computer und Smartphone würden heute schon genutzt, um diese Geschäfte im Internet zu erledigen. Weiterhin sei es in der Filiale aber möglich, am Automaten Geld abzuholen und künftig dann sogar auch einzubezahlen. Zudem könnten ausgefüllte Überweisungsträger selbstverständlich auch weiterhin an der Freihofstraße eingeworfen worden.

Wer in Stammheim auf die bisherigen Leistungen aber nicht verzichten möchte, könnte andere Filialen in der Nähe aufsuchen – zum Beispiel in Zuffenhausen (2,21 Kilometer entfernt), Kornwestheim (3,3), an der Haldenrainstraße (3,4), in Korntal (4,4) oder in Freiberg (4,6).

Stadtseniorenrat rät Stammheimern, die BW-Bank zu verlassen

„Die schöne neue digitale Welt ist noch nicht für alle positiv zu bewerten“, sagte Elke Härig-Audretsch (Bündnis 90/Die Grünen). Selbst Leute, die täglich online seien, würden nicht alle Transaktionen auf diesem Weg erledigen wollen. Das Thema Sicherheit sei ein wichtiger Aspekt. „Es ist höchst bedauerlich, dass der neue Weg der BW-Bank viele Menschen ausschließt.“

Das sah auch Stadtseniorenrat Gustav Trauth so: „Für Senioren ist das ganz und gar nicht geeignet, was Sie hier vorgetragen haben. In Online-Banking haben die Älteren kein Vertrauen. Sie wollen mit jemanden persönlich sprechen.“ Deshalb werde er den Senioren aus Stammheim vorschlagen, die BW-Bank zu verlassen, um bei der Volksbank ein Konto zu eröffnen.

„Haben Sie denn vor, Kurse für Ältere anzubieten, um ihnen zu zeigen, wie beispielsweise Online-Banking funktioniert?“, fragte Rainer Salzer (CDU). Konkret habe man da nichts geplant, sagte Margot Riegger. „Aber Danke für den Hinweis. Das werde ich aufnehmen.“

Stefan Kulle (CDU) forderte, dass mindestens an einem Tag in der Woche weiterhin alle bisherigen Leistungen in der Stammheimer Filiale angeboten werden sollen. „Oder wenigstens einen halben Tag“, ergänzte Bezirksvorsteherin Susanne Korge. Margot Riegger äußerte sich zu diesem Vorschlag nicht – genauso wie zu der Idee von Lutz-Peter Walz (FDP), dass die BW-Bank doch beispielsweise mit der Post-Bank kooperieren könne: „Dann könnten die Kunden ja dort vielleicht ihre Schaltergeschäfte erledigen.“

Susanne Korge gab Margot Riegger zum Abschluss noch einen Wunsch mit auf den Weg: „Ich hoffe, dass die BW-Bank zumindest noch im kleinen Rahmen ihr künftiges Angebot in Stammheim nachbessert.“ Sie habe grundsätzlich Verständnis für die Bank. „Das ist der Trend der Zeit. Wir können den Zug nicht aufhalten“, sagte die Bezirksvorsteherin. „Aber es ist natürlich bedauerlich, dass wir Serviceleistungen verlieren.“ Klar sei zum Beispiel auch noch nicht, ob Münzgeld in größeren Mengen am Automaten einbezahlt werden könne. Für die Geschäftsleute und auch für das Bezirksamt sei das sehr wichtig. Auch diese Punkte wollte Riegger noch einmal bankintern ansprechen.