Der Engpass bei der ärztlichen Versorgung der Flüchtlinge in Stammheim wird überbrückt. Einmal pro Woche kommt nun erst einmal der Malteser Hilfsdienst.

Stuttgart-Stammheim - Seit Ende April leben an der Kameralamtsstraße Flüchtlinge. Seitdem haben Bezirksvorsteherin Susanne Korge immer wieder Gerüchte erreicht. Anscheinend sei es gehäuft zu Polizeieinsätzen in der Einrichtung gekommen. „Da ist aber nichts dran. Es hat dort keinerlei Vorkommnisse gegeben“, betonte Korge in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats. Auch Wolfgang Hasubick (AfD) konnte das bestätigen: „Zunächst gab es bei den Anwohnern Bedenken. Aber es gibt keine Auffälligkeiten – gar nichts.“ Die Forderung nach einem Sicherheitsdienst vor Ort, der seit Mitte Mai in den Nachtzeiten und an Wochenenden in der Unterkunft ist, sei vielleicht eine Überreaktion gewesen. „Wir werden sehen, ob wir ihn überhaupt brauchen“, sagte Hasubick. Der Wach- und Sicherheitsdienst ist zunächst für drei Monate aktiv.

 

Der Leiter der Unterkunft, Johannes Engelhardt von der Arbeiterwohlfahrt (Awo), ist froh, den Dienst vor Ort zu haben: „In der Anfangszeit ist das super. So haben die Bewohner immer einen Ansprechpartner. Wir hatten schon einen medizinischen Notfall. Da hat der Wachdienst Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet.“ Dass vor Ort eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung gewährleistet ist, ist den Bezirksbeiräten zu verdanken, die sich dafür eingesetzt haben. Und ein weiterer Wunsch der Lokalpolitiker geht in Erfüllung: „Ab Dienstag, 14. Juni, werden die Malteser einmal in der Woche für einen halben Tag in der Unterkunft sein, um den Engpass bei der ärztlichen Versorgung zu überbrücken“, sagte Susanne Korge. Der Leiter des Sozialamtes, Stefan Spatz, habe mit der Kassenärztlichen Vereinigung gesprochen. Dort wolle man dafür sorgen, die Situation bezüglich der fehlenden Ärzte im Bezirk zu verbessern. So lange soll die Notfallversorgung der Malteser aufrecht erhalten werden– mit voll ausgestattetem Rettungswagen und Rezeptblöcken an Bord. Geplant ist, das Angebot bis Ende November dieses Jahres aufrecht zu erhalten.

Derzeit leben 173 Personen in den drei Unterkünften an der Kameralamtsstraße, die Platz für maximal 243 Flüchtlinge bieten. Unter den Bewohnern befinden sich auch rund zehn sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – eine junge Frau, die noch nicht volljährig ist, ist schwanger. Insgesamt sind fünf Frauen in der Einrichtung in anderen Umständen.

Auch wenn grundsätzlich an der Kameralamtsstraße vieles sehr gut läuft, gibt es doch an der einen oder anderen Stelle noch Verbesserungsbedarf. Die Sozialarbeiter und Heimleitung müssen beispielsweise immer noch auf Telefon und Internet verzichten. Laut dem städtischen Sozialamt soll sich dieses Problem aber noch in dieser Woche erledigen. Zudem seien aber auch noch drei Zimmer mit jeweils vier Personen belegt, sagt Johannes Engelhardt gegenüber unserer Zeitung. „Das finden wir nicht gut. Das ist viel zu eng. Es gibt andere Zimmer, da wohnen nur zwei Leute.“ Marco-Oliver Luz vom Sozialamt erklärt auf Nachfrage, dass es sich um zwei Zimmer handle, in denen es derzeit tatsächlich eine Überbelegung mit jeweils einer Person gebe. „Dies wurde von den Betroffenen jedoch explizit so gewünscht und entspringt nicht unserer Belegungsplanung.“

Begeistert zeigte sich Bezirksvorsteherin Susanne Korge von dem großen ehrenamtlichen Engagement der Stammheimer: „Es gibt schon tolle Angebote. Auch das Interesse an den Sprachkursen ist sehr groß.“ Über den aktuellen Stand der Dinge könne man sich immer auf der Internetseite des Freundeskreises informieren unter www.stammheim-hilft.de.

Der Bau des vierten Gebäudes an der Kameralamtsstraße soll laut dem Amt für Liegenschaften und Wohnen im Juli beginnen – „wenn die Baugenehmigung da ist“, sagt Axel Wolf. Wie üblich sei mit einer Bauzeit von sechs Monaten zu rechnen.