„Der Inder“ ist ein intelligent gestrickter „Tatort“ rund um Stuttgart 21. Der Regisseur Niki Stein hat aus dem Stand einen Klassiker der ARD-Reihe hervorgebracht.

Stuttgart - Wer am Sonntag nicht neunzig Minuten lang gebannt auf den Bildschirm geschaut hat, hat etwas verpasst. Einen großen „Tatort“, einen Politthriller rund um Stuttgart 21 – schon jetzt ein Klassiker der ARD-Reihe. Dem Autor und Regisseur Niki Stein ist mit „Der Inder“ ein großes Werk gelungen. Er inszenierte einen politischen Auftragsmord im Umfeld von Stuttgart 21. Und es funktioniert, ohne dass er den Kriminalfall zu nah an den tatsächlichen Irrungen und Wirrungen rund um das Milliardenprojekt platziert.

 

Der Staatssekretär Jürgen Dillinger (Robert Schupp) ist – chronologisch betrachtet – der erste Tote, vom Auftragskiller auf dem Parkplatz im Pfaffenwald ermordet. Das Publikum verfolgt den Killer auf der Flucht. Die Suche nach dem Täter steht nicht im Vordergrund, auch das macht den Film so unglaublich spannend. Die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) suchen den Hintermann – und Gott sei Dank hat Bootz dieses Mal keine nervigen privaten Probleme. Dass der Auftraggeber, der Architekt Busso von Meyer (wie immer großartig: Thomas Thieme), wegen eines Immobilienskandals, dem Geschäft mit dem fiktiven Spekulationsobjekt „Gleisdreieck“, als Betrüger längst im Gefängnis sitzt, dass ein Untersuchungsausschuss den Skandal aufzuarbeiten versucht, mindert die Spannung nicht. Mit Zeitsprüngen spinnt Niki Stein ein Netz, das sich immer enger zuzieht und in dem sich der Architekt so verstrickt, dass ihm nur eins bleibt: ein symbolträchtiger Sturz in die Tiefe, in den Tod. Dass der titelgebende Inder ein Schattenmann bleibt, der den Immobilienskandal ins Rollen brachte, stört nicht. Es trägt aber für jene, die den Stuttgarter „Tatort“ wegen der komplexen Erzählstruktur nicht gelungen finden, zur Verwirrung bei.