Endlich ein überzeugender Stuttgart-„Tatort“! Natalia Wörner brilliert als Ersatz-Staatsanwältin in der Folge „Tote Erde“.

Stuttgart – So viele Probleme waren selten in einem neunzigminütigen Krimi verstaut: Die Frau von Kommissar 1 erkrankt schwer. Die Nachbarin von Kommissar 2 entschwebt Richtung Südamerika. Weil Kommissar 1 sich jetzt mehr um seine Frau kümmern will, bewirbt er sich in den Innendienst, erzählt aber Kommissar 2 nichts davon. Und die Chefin der beiden, die Staatsanwältin, verliebt sich in einen Unternehmer, der sich alsbald als Hauptverdächtiger entpuppt.

 

Überladen? Zu viel für neunzig Minuten? Könnte man meinen, aber in der Stuttgarter „Tatort“-Folge „Tote Erde“ gewinnen die Figuren durch ihre privaten Katastrophen, und das Drehbuch lotst sie klug durch einen verzwickten Fall mit antikem Tragödien-Touch. Ja, tatsächlich: es gibt auch noch einen Fall, der am Cannstatter Pfeiler beginnt und in der großen Ernüchterung endet. In dem geht es um chemisch verseuchte Erde, die einige Tote fordert, obwohl doch eigentlich fast alle Beteiligte nur das Beste wollen, für die Umwelt und nebenbei auch für sich selbst.

Es liegt vor allem an den Schauspielern, dass diese Kämpfe von verzweifelten Menschen mit sich selbst, ihren Jobs und ihren Missionen zu einem hervorragenden „Tatort“ gerinnen: Natalia Wörner (die für die erkrankte etatmäßige Staatsanwältin-Darstellerin Carolina Vera eingesprungen ist) gibt wunderbar doppelbödig die hinreißend schwäbelnde, glühend verliebte und bitter enttäuschte Staatsanwältin Henrike Habermas. Und Richy Müller (als Kommissar Lannert) und Felix Klare (als Kommissar Bootz) setzen dem großen Wörner-Kino rührende Nachdenklichkeit entgegen. Bis in die kleinsten Nebenrollen scheinen diesmal alle erstaunlich inspiriert ihren Teil zum Projekt „besonderer Supertatort“ beitragen zu wollen. Projekt geglückt.