Es fehlen Ausbilder, die Ausrüstung ist veraltet, die Gebäude sind in die Jahre gekommen. Die Kommandanten in Vaihingen und Büsnau sind frustriert. Der Leiter der Branddirektion kann das nicht verstehen.

Vaihingen/Büsnau - Volker Fernath geht es nicht um Luxus, sondern um die Gesundheit und die Sicherheit seiner Kameraden. Und darum, den Nachwuchs bei der Stange zu halten. Fernath ist seit vielen Jahren der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Büsnau. Doch mittlerweile ist er der Meinung: „Das Ehrenamt wird einem vermiest.“ Die Stadt spart an den Feuerwehren. Zwar hat der Gemeinderat im aktuellen Doppelhaushalt mehr als 30 Millionen Euro für die Branddirektion beschlossen. Doch knapp 24 Millionen Euro werden in den Abriss der Feuerwache 5 in Degerloch und deren Neubau am Standort Möhringen investiert. Für weitere 4,5 Millionen Euro wird die Technik in der Leitstelle saniert. Die meisten der beantragten Stellen wurden nicht bewilligt.

 

Genau das wäre aber aus Fernaths Sicht wichtig gewesen. Immer wieder komme es vor, das Feuerwehrmänner Lehrgänge besuchen wollen, aber nicht können. Denn es sind nicht genügend Ausbilder vorhanden, und darum gibt es eine Warteliste. Bei der Jugendfeuerwehr sieht es ähnlich aus. Wenn die Jugendlichen alt genug sind, wechseln sie zu den Aktiven. Fernath kann sie aber nicht einsetzen, bevor sie nicht die verschiedenen Schulungen gemacht haben. Das frustriere den Nachwuchs. Wer warten müsse, bis er seine Ausbildung absolvieren könne, der suche sich ein anderes Hobby und gehe zum Beispiel in den Sportverein, sagt der Kommandant.

Die Mängelliste ist lang

Er zählt noch mehr Mängel auf. Seit Jahren wünscht sich die Freiwillige Feuerwehr Büsnau eine Abgasabsauganlage. Denn wenn sich die Feuerwehrleute bei Alarm in den Fahrzeughallen umziehen, während die Motoren der großen Lastwagen schon laufen, atmen sie die giftigen Stoffe ein. Außerdem fehlen Kohlendioxid-Warngeräte. Mit diesen können die Männer des Angriffstrupps erkennen, wenn CO2 in der Luft liegt. Auch das Büsnauer Feuerwehrhaus ist in die Jahre gekommen. Durch die Fenster zieht es. Fernath hat vor einiger Zeit neue beantragt. Doch bisher ohne Erfolg. Was die Fahrzeuge anbelangt, will sich der Kommandant gar nicht beschweren. Das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) sei relativ neu. Darüber hinaus haben die Büsnauer noch einen alten VW-Bus und einen Unimog. Die Fahrzeuge sind alt, und der Unimog hat keine gültige Feinstaubplakette mehr. Aber die Fahrzeuge leisten noch immer treue Dienste.

Auch der Vaihinger Kommandant Roland Häberle hat eine Mängelliste. Und auch aus seiner Sicht ist das größte Manko, dass es bei der Branddirektion nicht genügend Stellen gibt. Für den Nachwuchs sei es frustrierend, wenn er die erforderlichen Lehrgänge nicht absolvieren könne und darum nicht weiterkomme.

Zusammen nach einer Lösung suchen

Das Vaihinger Feuerwehrhaus passe nicht mehr in die Zeit. Ebenso wie in Büsnau fehle eine Abgasabsauganlage. Für Frauen und Männer gibt es nur einen gemeinsamen Umkleidebereich. Die Einsatzkleidung sei in die Jahre gekommen. Und seit fünf Jahren werde den Vaihingern eine neue EDV-Anlage versprochen. „Es sind ähnliche Themen wie bei den anderen Freiwilligen Feuerwehren in Stuttgart“, sagt Häberle. Bei den Fahrzeugen haben die Vaihinger „Glück gehabt“, wie Häberle es formuliert. Im Frühjahr 2015 bekam die Abteilung ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug vom Typ HLF 20.

Der Kommandant betont: „Ich bin nicht verärgert. Aber die Situation ist teilweise frustrierend.“ Aus seiner Sicht bringe es aber nichts, zu lamentieren. „Wir müssen alle zusammen eine Lösung suchen. Wir wollen vorwärts kommen“, sagt er. Wenn sich nichts ändere, „dann wird uns unser Personal so nicht erhalten bleiben“.

Der Leiter der Branddirektion ist anderer Meinung

Frank Knödler kann den Frust der Kommandanten, wie er es ausdrückt, überhaupt nicht nachvollziehen. Die Stuttgarter Feuerwehr sei bestens ausgerüstet, sagt der Leiter der Branddirektion. Die Freiwilligen Feuerwehren würden zum Beispiel in diesem Jahr mit EDV ausgerüstet werden. „Das müssten die Kommandanten wissen“, sagt Knödler. Wartezeiten von einem Jahr seien bei der Grundausbildung zudem nichts Neues. Die Kritik am Doppelhaushalt nennt er aus vielen Gründen sachlich falsch. „Wenn 4,5 Millionen Euro für die Leitzentrale ausgegeben werden, profitieren ja auch die Freiwilligen“, sagt Knödler.

Den Unmut von Kommandanten, der auch im Stuttgarter Norden die Presse beschäftigt hat, hält Knödler für aufgebauscht. Der Leiter der Branddirektion will wissen, dass die Kommandanten sich jüngst mit dem Stadtfeuerwehrverband getroffen haben. Den Zusammenschluss aller Stuttgarter Feuerwehren bezeichnet er als „Lobbyverband“. „Ich vermute, da wurden die Kommandanten angestachelt. Ich wundere mich auf jeden Fall sehr.“

Zu geringe Wertschätzung der Feuerwehr

Selbstverständlich sei der Stadtfeuerwehrverband ein Lobbyverband, gibt der Vorsitzende Klaus Dalferth unumwunden zu. Er ergänzt: „Der Präsident des Landesverbands ist übrigens Herr Knödler selbst.“ In den vergangenen Tagen sei viel über den Unmut bei den Feuerwehrleuten geschrieben worden. „Dem ist nichts hinzuzufügen, und ich möchte auch nicht weiter Öl ins Feuer gießen“, sagt Dalferth. Fakt sei aber: „Wir haben uns bei den Haushaltsberatungen mehr gewünscht und weniger bekommen.“ Das betreffe die Berufsfeuerwehr ebenso wie die Freiwilligen Feuerwehren. Auf der sogenannten roten Liste, auf welcher die Verwaltung ihre Wünsche für den Doppelhaushalt anmeldet, standen neun Stellen in der Verwaltung der Feuerwehr. Auf der grünen Liste, welche dem Gemeinderat zur Diskussion vorgelegt wird, waren es noch zwei Stellen. Am Ende blieb nur eine einzige Stelle übrig. Für Dalferth ist das kein Zeichen der Wertschätzung. Er kann den Hilferuf der Kommandanten verstehen. „Aber ich bin nicht der Initiator.“