Seit dem 1. August leitet Thomas Nagelschmitz die Geschicke der Schwabengalerie in Stuttgart-Vaihingen. Er möchte das Einkaufszentrums zu einem Ort machen, an dem die Menschen gern ihre Zeit verbringen. Wir haben ihn gefragt, was genau er vor hat.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Die kleinen Stecknadelköpfe markieren die Straßen, an denen die Kunden der Schwabengalerie wohnen. Die zwei großen Stadtpläne mit unzähligen Pins darauf hängen im Besprechungsraum des Centermanagements der Schwabengalerie. Zusätzlich zu diesen beiden bereits etwas älteren Erhebungen hat Thomas Nagelschmitz zwei neue Umfragen in Auftrag gegeben. Zum einen hat der Centermanager Menschen in der Schwabengalerie befragen lassen, zum anderen gab es Umfragen in anderen Einkaufscentern in der Nähe. Das Ziel ist immer dasselbe. Nagelschmitz will wissen, wo seine Kunden herkommen. Und er will wissen, warum jemand, der im Einzugsgebiet der Schwabengalerie wohnt, dort nicht Kunde ist. „Die Ergebnisse werden dann die Grundlage für eine Neuausrichtung der Schwabengalerie“, sagt Nagelschmitz.

 

Hinter den Kulissen hat sich in der Galerie in den vergangenen Monaten einiges verändert. Im Februar hatte die Swiss Life Asset Managers die Schwabengalerie von der Deutschen Fonds Holding gekauft. Nachdem der Vertrag mit dem Centermanagement Koprian IQ ausgelaufen war, übernahm Corpus Sireo, eine Tochter der Swiss Life Asset Managers, das Centermanagement.

Seit zwei Monaten ist Thomas Nagelschmitz der neue Centermanager. Der 57-Jährige kommt gebürtig aus Aachen. In Köln studierte er Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing. Bereits in seiner Diplom-Arbeit schrieb Nagelschmitz über Shoppingcenter. Anschließend lernte er das Centermanagement von der Pike auf. In seinem Berufsleben war er bereits in vielen Einkaufszentren tätig, zuletzt in Erfurt. Die Schwabengalerie als Arbeitsort habe ihn gereizt, weil „ich dort viel machen und bewegen kann“.

Centermanager will Kaufkraft an Vaihingen binden

Unter Neuausrichtung versteht er zum Beispiel, dass die Schwabengalerie ein „3rd Place“ werden soll. Im Fachjargon bezeichnet man so einen Lieblingsort zwischen Büro und Zuhause. Einen Ort, an dem die Menschen gern Zeit verbringen. Das kann ein Café sein, ein Vereinsheim oder eben ein Einkaufszentrum. „Die Schwabengalerie soll für die Vaihinger der erste Anlaufpunkt werden. Darum wollen wir es schöner und gemütlicher machen“, sagt Nagelschmitz. Die Menschen sollen in der Galerie verweilen, im Zweifel auch, ohne was kaufen zu wollen. „Und wenn sie dann schon mal da sind, gehen sie vielleicht doch noch einkaufen“, sagt Nagelschmitz.

Dem Centermanager geht es darum, die Kaufkraft der Vaihinger an den Ort zu binden. Dabei sieht er das Center in erster Linie als Nahversorgungszentrum. Die großen Ankermieter sind die Lebensmittelläden Aldi und Kaufland sowie der Drogeriemarkt dm. Modegeschäfte und Dienstleister wie Schuster, Reinigung und Optiker ergänzen das Angebot. Die Gastronomiebetriebe sind wichtig als Wohlfühlfaktor und sollen im Sinne des „3rd Place“ ausgebaut werden.

Auch architektonische Veränderungen sind geplant

Dabei versteht Nagelschmitz die Schwabengalerie und die etablierten Einzelhändler im Ortskern als eine Einheit. „Wir sind ein Teil von Vaihingen, wir bilden eine Symbiose“, sagt er. Darum habe er sich bereits mit dem Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt und Vertretern des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte getroffen. Und darum sei es für ihn keine Frage gewesen, dass die Galerie wieder beim Vaihinger Herbst dabei ist und diesen unterstützt. „Obwohl ich da gerade erst im Amt war“, sagt Nagelschmitz.

Er will die Schwabengalerie „weiter voranbringen“. Dazu gehören für ihn auch architektonische Maßnahmen. „Wir sind als Centermanagement angetreten mit der Zusage des Eigentümers, hier auch investieren zu können“, sagt Nagelschmitz. Erste Gespräche habe es bereits gegeben. „Wir wollen zunächst die schmerzlichsten Themen angehen“, sagt Nagelschmitz. Dazu gehören neben modernerem Mobiliar auch neue Böden und eine bessere Beleuchtung. Zudem will Nagelschmitz das gesamte Einkaufszentrum mit WLAN ausstatten. „Wir haben eine Menge Ideen, und wir haben uns drei Jahre Zeit gegeben, diese zu realisieren“, sagt er.