Am 1. Juni 2018 geht Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt in die passive Phase seiner Altersteilzeit. Er ist dann nicht mehr Chef im Vaihinger Rathaus. Die Stadtverwaltung sucht einen Nachfolger. Folkmar Schiek hat seine Bewerbung eingereicht.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Der selbstständige Bestatter, Trauerbegleiter und Mediator Folkmar Schiek will Bezirksvorsteher werden. Wir haben mit ihm über seine Motivation und seine Ziele gesprochen.

 
Warum wollen Sie Bezirksvorsteher werden?
Für mich ist das die logische Konsequenz aus meiner beruflichen und ehrenamtlichen Arbeit und meiner Verbundenheit zum Stadtbezirk. Ich bin in Vaihingen groß geworden und nie weggegangen. Hier lebe ich, wirke ich und bringe mich ein. Ich habe lang überlegt, ob ich mich auf die Stelle bewerbe. Das war keine spontane Entscheidung. Schließlich habe ich eine Verantwortung gegenüber den Vaihingern und meiner Familie. Die Entscheidung soll nachhaltig sein. Man kann nicht für etwas antreten und dann wieder aufhören, wie es einem gefällt. Für mich als Selbstständiger ist es auch beruflich eine sehr weitrechende Entscheidung.
Erfüllen Sie denn die Qualifikationen, welche die Stadtverwaltung in der Ausschreibung auflistet?
Das habe ich für mich im Vorfeld genau geprüft. Ich habe geschaut, welches sind die Voraussetzungen und gibt es ein K.-o.-Kriterium. Früher war eine verwaltungstechnische Ausbildung zwingend gefordert. Mittlerweile gibt es da aber einen Wandel, und es ist auch ein Quereinstieg möglich. Ich habe mich vorbereitet und den Ausschreibungstext abgewartet. Da steht nun auch der Halbsatz „oder ein Bewerber mit vergleichbarer Qualifikation“. Die geforderten sozialen und menschlichen Kompetenzen bringe ich alle mit und erfülle damit das Profil zu 80 Prozent.
Inwiefern?
In der Kommunalpolitik kenne ich mich aus. Als erster Vorstand des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte war ich in der Politik und in den entsprechenden Themen und Gremien unterwegs. Ich habe da keine Berührungsängste. Aber dazulernen kann man natürlich immer. Eine verwaltungstechnische Ausbildung habe ich nicht. Das ist ein offenes Geheimnis. Da bin ich vorsichtig und auch demütig. Darum mache ich in den nächsten Monaten auch zwei Weiterbildungen. Ich nehme die Situation ernst. Aber ich kenne auch mein Lernverhalten und meine autodidaktischen Fähigkeiten. Ich habe immer berufsbegleitend gelernt.
Sie haben einen Prospekt über sich drucken lassen und sind bereits auf die Bezirksbeiräte und die Stadträte zugegangenen. Warum machen Sie so viel Werbung? Das ist ungewöhnlich. Als für Möhringen ein Bezirksvorsteher gesucht wurde, war das nicht so.
In Möhringen war die Situation anders. Dort gab es eine langjährige Stellvertreterin, und es war zu erwarten, dass sie nachrückt. In Vaihingen ist das anders. Mir geht es darum, bei den Personen, welche am Ende die Entscheidung treffen beziehungsweise diese beeinflussen, möglichst große Transparenz herzustellen. Sie sollen alle Informationen zur Verfügung haben, denn die Entscheidung, wer Bezirksvorsteher wird, ist eine weitreichende.
Wie schätzen Sie denn Ihre Chancen ein, den Job zu bekommen?
Ich schätze die Chancen gut ein. Ich bin ein Vaihinger für Vaihingen und sehr ortsverbunden. Ich fühle mich sicher, weil ich mich im Stadtbezirk auskenne und mich hier wohlfühle. Darum habe ich mich beworben. Ich trete an, um die Stelle am Ende auch besetzen zu dürfen.
Was haben Sie sich den vorgenommen für den Fall, dass Sie tatsächlich Bezirksvorsteher werden?
Das ist vielschichtig. Ein Bezirksvorsteher ist zunächst ein Amtsleiter und hat damit Verwaltungsaufgaben. Er ist mit verantwortlichen Leitungsaufgaben betraut. Für mich gibt es letztlich drei Bereiche: das Bezirksrathaus, die Einwohner und den Bezirksbeirat. Ich möchte, dass die Mitarbeiter im Bezirksrathaus Freude an der Arbeit haben. Ich möchte einen Ausgleich schaffen zwischen der Ortspolitik und dem Gemeinderat. Und ich möchte nah am Menschen dran sein, mich im Stadtbezirk blicken lassen. Ich erinnere mich gern an den von mir sehr geschätzten Bezirksvorsteher Walter Mezger. Der hat eine super Arbeit gemacht. Ich wünsche mir, dass ich in diese Fußstapfen wachsen kann.
Was ist die wichtigste Aufgabe eines Bezirksvorstehers?
Die wichtigste Aufgabe eins Bezirksvorstehers ist es aus meiner Sicht, überparteilich und sachbezogen eine gemeinsame Auffassung zu den verschiedenen Themen im Bezirksbeirat herauszuarbeiten und somit dem Gemeinderat Entscheidungsgrundlagen zu liefern.
Da sind wir beim Bezirksbeirat. Graut es Ihnen denn vor den Sitzungen?
Nein, mir graut es nicht. Ich kenne natürlich die großen Auseinandersetzungen und Unstimmigkeiten. Aber es sind ja auch wichtige Themen, um die man da ringt. Am Ende geht es darum, eine Lösung zu finden und gute nächste Schritte zu entwickeln. Als Mediator habe ich sicher das Handwerkszeug, um das zusammenzubringen.
Was machen Sie, wenn Ihre Bewerbung am Ende keinen Erfolg hat?
Dann mache ich weiter wie bisher. Ich habe ja meinen Beruf, und auch dort gibt es spannende und vielfältige Aufgaben für die Zukunft.
Sie wären nicht enttäuscht?
Ich wäre nicht enttäuscht. Aber ich würde es schade finden. Ich habe bereits viel Resonanz auf meine Bewerbung bekommen. Und die deckt sich mit dem, wo ich selbst sage: Das trifft deine Person, das sind deine Stärken, die du in die Waagschale werfen kannst. Es wäre schade, wenn man dieses Potenzial nicht nutzen würde.