Bei den geplanten Verstärkerlinien für den 72er in Stuttgart-Möhringen und den 82er in Stuttgart-Vaihingen stehen erste Details fest. Die Verantwortlichen sind von dem Bedarf überzeugt, aber es gibt auch viel Kritik.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Möhringen - Die Taktungen der Buslinien 72 und 82 werden verdichtet. Das haben der Aufsichtsrat der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und der Stuttgarter Gemeinderat beschlossen. Das Bündnis Mobilität, bestehend aus CDU, SPD und den Grünen, hatte vor Kurzem ein Paket mit insgesamt sechs Maßnahmen vorgeschlagen. Das Ziel ist es, das Angebot einzelner Buslinien auszubauen und im gesamten Stadtgebiet eine attraktivere Taktverdichtung zu erreichen.

 

Die Buslinien 72 und 82 sind freilich nur ein Teil dieses Pakets. Für sie wird es in den Hauptverkehrszeiten sogenannte Verstärkerlinie geben, sodass ein Zehn-Minuten-Takt entsteht, allerdings nur auf bestimmten Abschnitten. Für den 82er ist das die Strecke zwischen Rohr, der Rohrer Höhe, dem Vaihinger Bahnhof und der Universität. Insgesamt werden sieben Haltestellen angefahren. Das ist eine Erweiterung gegenüber der vom Bündnis für Mobilität ursprünglich angekündigten Streckenführung. Damals waren die Stadträte noch davon ausgegangenen, dass die Verstärkerbusse nur bis zum Vaihinger Bahnhof fahren und die Universität aus Kostengründen nicht angeschlossen werden kann. Nun reicht das Geld doch. Wie oft der zusätzliche Bus fährt, steht noch nicht fest.

Kritik an der Linie durch das Märchenviertel

Für den Stadtteil Dachswald gibt es zumindest eine Verbesserung: und zwar einen zusätzlichen Bus morgens um 7.17 Uhr von der Haltestelle Elsental durch das Wohngebiet hindurch nach Vaihingen und Rohr. Davon sollen vor allem die Jugendlichen auf dem Weg zur Schule profitieren.

Auf der Linie 72 verkehrt neunmal am Tag ein zusätzlicher Bus, sodass im Stadtteil Möhringen ein Zehn-Minuten-Takt entsteht. Morgens gibt es binnen einer Stunde drei zusätzliche Fahrten, nachmittags binnen zwei Stunden sechs zusätzliche Fahrten. Die genauen Uhrzeiten stehen noch nicht fest. Die SSB setzt einen Solobus ein, also keinen Gelenkbus. Der Bus fährt auch eine Schleife durch die Märchensiedlung – und zwar über den Dornröchenweg zum Friedhof und zurück über den Rübezahlweg. Am Friedhof ist eine Haltestelle geplant. Der Fasanenhof profitiert nicht von der Verstärkerlinie, weil der Stadtteil mit der Stadtbahnlinie U 6 an das ÖPNV-Netz angeschlossen ist.

An der Verstärkerlinie durch das Märchenviertel hatte es bereits nach der ersten Ankündigung Kritik gegeben. Manche Anwohner halten die Buslinie für überflüssig. Zudem monieren sie, dass im Vorfeld niemand mit ihnen darüber geredet habe und sie in den Entscheidungsprozess nicht eingebunden worden seien. Unsere Zeitung bekam zu diesem Thema zahlreiche Leserzuschriften.

Feinplanung in den Sommerferien

Der CDU-Stadtrat und SSB-Aufsichtsrat Jürgen Sauer hat keinen Zweifel an dem Bedarf. „Eine überwältigende Mehrheit ist für eine Anbindung der Märchensiedlung“, sagt er und ergänzt: Schon seit Jahren seien immer wieder entsprechende Wünsche an die örtlichen Parteien und an die SSB herangetragen worden. „Dementsprechend waren die Voten der Gremien einstimmig “, sagt Sauer. Dennoch möchte er sich mit den Kritikern in der Märchensiedlung treffen. Bei dem Termin werden auch Stadträte der übrigen im Bündnis Mobilität vertretenen Parteien und Planer von der SSB dabei sein, kündigt Jürgen Sauer an.

Er betont, dass zunächst nur der Rahmen für die 72er-Verstärkerlinie beschlossen worden sei. Die Feinplanung wolle man während der Sommerferien in Angriff nehmen. Der Gemeinderat stellt insgesamt eine Million Euro für die stadtweiten Verbesserungen bei den Buslinien zur Verfügung. Die Stuttgarter Straßenbahnen legen noch einmal 100 000 Euro drauf. Die Veränderungen gelten vom Fahrplanwechsel im Dezember an zunächst für zwei Jahre. Dann soll Bilanz gezogen werden.