Der ehemalige Rektor des Königin-Charlotte-Gymnasiums, Hansbert Bertsch, erzählt aus seiner Zeit an der Schule. Und was sich alles verändert hat.

Möhringen - Wenn Hansbert Bertsch durch die Straßen von Möhringen geht, begegnet er vielen ehemaligen Schülern und Eltern aus seiner Zeit als Schulleiter am Königin-Charlotte-Gymnasium (KCG). Von 1984 bis 2004 lenkte er die Geschicke der Schule. Der 75-Jährige, der nach wie vor in Möhringen wohnt, blickt auf diese bewegte und ereignisreiche Zeit zurück. Es erfülle ihn mit Stolz, wenn er mitbekomme, was aus seinen ehemaligen Schülern geworden ist. „Viele sind weltweit unterwegs und beruflich sehr erfolgreich“, sagt Hansbert Bertsch. Eine seiner ehemaligen Schülerinnen ist die Regionaldirektorin Nicola Schelling.

 

An einem Schulversuch zum verkürzten Abitur teilgenommen

Während der Amtszeit von Bertsch veränderte sich das Gymnasium. Die zentralen Klassenarbeiten in Klasse 10 wurden eingeführt, wie auch das Fach ITG (Informationstechnische Grundbildung) und der unterrichtsfreie Samstag. Bertsch setzte sich zudem stark für das achtjährige Gymnasium ein. Noch vor der gesetzlichen Einführung des achtjährigen Gymnasiums zum Schuljahr 2004/2005 nahm das KCG an einem Schulversuch zum verkürzten Abitur teil. Manchmal musste Hansbert Bertsch auch die Verbotskeule schwingen. Während heute Smartphones und Fidget Spinner (Mini-Kreisel) den Unterricht stören, waren es einst Walkmen und die ersten Mobiltelefone, die für Unruhe sorgten. Bertsch untersagte per Schulordnung die Nutzung der Geräte im Unterricht. Einmal, im Jahr 1987, musste Bertsch besonders hart durchgreifen: Gymnasiasten hatten in der Abi-Zeitung zur Hetze gegen eine wenig beliebte Lehrerin aufgerufen. Als Konsequenz für die Entgleisung der Schüler sagte Bertsch die laufende Abi-Feier ab. „So etwas ist völlig inakzeptabel“, so Bertsch. Seither habe er sich die Abi-Zeitungen immer vorlegen lassen. „In der Masse geht die Vernunft bei vielen jungen Menschen flöten, Konsequenzen sind ihnen oft nicht bewusst“, sagt er. „Ich habe mir nichts gefallen lassen und wurde von Schülern als auch Lehrern respektiert, war aber auch für diversen Schabernack zu haben“, sagt Hansbert Bertsch.

Der einstige Schulleiter würde Hotpants verbieten

Die Entwicklung der Schullandschaft betrachtet der einstige Schulleiter kritisch. Geärgert habe ihn besonders der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung. „Man kann kein G 8 einführen und die Gymnasien für alle Schüler unabhängig von deren Leistungsniveau öffnen; das ist absoluter Unsinn“, sagt Bertsch. G 8 funktioniere nur mit leistungsstarken Schülern. Die Schaffung der Gemeinschaftsschulen sei ein Fehler gewesen. „Es gleicht einer Quadratur des Kreises, wenn man versucht, allen Schülern gerecht zu werden.“ Von Lehrern verlange man, dass sie Unmögliches leisten. Dabei blieben immer die Schüler auf der Strecke. „Nicht alles aus der früheren Zeit ist schlecht gewesen“, sagt Bertsch. Er sei froh, das alles nicht mehr verantworten zu müssen und genieße den Ruhestand. Und würde er heute als Schulleiter auch etwas verbieten, wenn er könnte? „Ja“, sagt Bertsch: „Hotpants und tief sitzende Jeans haben an Schulen nichts zu suchen, die Schüler sollen sich aufs Lernen konzentrieren. Die Hormone spielen in dem Alter ohnehin verrückt.“