Rund um den Bahnhof in Stuttgart-Möhringen zu wohnen, ist nicht immer angenehm. Es hat aber seine guten Seiten. Wir haben mit einigen Anwohnern gesprochen.

Möhringen - Vor 18 Jahren war es hier schöner“, sagt Gregor Schroda. Er hat die Veränderungen rund um den Möhringer Bahnhof als Anwohner hautnah miterlebt und ist wenig begeistert. „Hier wächst nur der Beton“, seufzt er und fügt hinzu, der ständige Baustellenlärm sei eine Katastrophe. „Ich bekomme schließlich auch noch das Brummen der Lastwagen ab, die für Lieferungen regelmäßig beim Kaufland ein- und ausfahren.“

 

Als Ideal empfindet Schroda hingegen nach wie vor den Weg zum Arbeitsplatz. Der 50-Jährige ist im Fahrdienst der SSB tätig und mit wenigen Schritten am Bahnsteig. „Abgesehen davon, dass es nicht so einfach ist, mit der Familie eine andere Wohnung zu finden, ist das tatsächlich ein Argument, zu bleiben.“

Alles, was man braucht, liegt direkt vor der Haustür

Konrad Stopora (32) hat eben eine neue Bleibe gefunden. Er zieht mit seiner Frau und den Kindern aus der Probststraße fort. Allerdings nicht wegen des Baulärms. „Wir brauchen einfach mehr Platz“, sagt der Familienvater. Die Wohnlage in den Neubauten am Bahnhof beurteilt er ausgesprochen positiv: „Man ist ruckzuck hinten auf den Feldern und damit im Grünen. Gleichzeitig ist die Infrastruktur in Möhringen ideal. Man hat alles, was man braucht vor der Haustür.“ Besonders lobt er die Spielplatzdichte im Viertel. Es gebe gleich mehrere Anlagen, die in wenigen Minuten erreichbar seien. Die Wohngegend sei sehr kinderfreundlich.

Yang Tsung-Hsien blickt von oben auf das Gelände herab – aus dem Studentenwohnheim gleich neben den Gleisen. Der Maschinenbaustudent ist erst vor vier Monaten aus Taiwan eingetroffen und noch dabei, sich einzuleben. „Großstädte sind nun einmal laut“, konstatiert er achselzuckend. „Meine Mitbewohner stöhnen manchmal, dass sie wegen der Bauarbeiten nicht so gut schlafen könnten. Mich stört das nicht.“ Die Aussicht, die zwei Jahre bis zum Ende des Studiums hier zu verbringen, findet der 23-Jährige keineswegs abschreckend. „Mit der Bahn vor der Tür und den Einkaufsmöglichkeiten lebt es sich sehr bequem.“

Am Wochenende ist es oftmals lauter

Die Frau, die gerade Laub aus dem Gabionenzaun an der Leinenweberstraße sammelt, beurteilt die Nachbarschaft zum Nahverkehrsknotenpunkt mit gemischten Gefühlen. „Besonders am Wochenende ist es hier nachts oft unruhig, wenn Betrunkene aus der Innenstadt zurückkommen.“ Die Bauarbeiten kämen erschwerend hinzu. Ein bisschen Lärm schirme zwar das Bürgerhaus ab, aber etwas mehr Ruhe wäre schön. Trotzdem ist sie nicht unzufrieden: „Die vielen kleinen Geschäfte, die man von hier aus zu Fuß erreichen kann, tragen viel zur Lebensqualität bei.“ Auch der Verlust der Post, die 2016 in Richtung Salzäcker abgewandert ist, sei zu verschmerzen: „Wir haben den Kiosk mit Poststelle am Filderbahnplatz“, sagt die Mittsiebzigerin, die seit 2008 in Bahnhofsnähe lebt. „Die Mitarbeiter dort machen ihre Sache wirklich gut.“