Die Wirtschaft zur Garbe gehört zu den beliebtesten schwäbischen Restaurants in Stuttgart. Was kaum jemand weiß: Bereits Ende des 18. Jahrhunderts konnte hier gespeist werden. Und bis 1967 fuhr auch noch die Stadtbahn an der Garbe vorbei.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Plieningen - Der Biergarten der Garbe gehört im Sommer zu den schönsten Orten für die Mittagspause. Die alten Bäume spenden Schatten, es gibt schwäbische Kost, und man kann wunderbar Menschen beobachten: Geschäftsleute essen hier zu Mittag, Familien mit Kindern kommen genauso wie Studenten der Uni Hohenheim. Die meisten der heutigen Gäste dürften nicht wissen, dass an der Garbe seit gut 350 Jahren Leute zusammenkommen.

 

„Der Herzog Karl Eugen erhielt im Jahr 1768 das damalige Meiereigebäude Garbenhof. Etwas später eröffnete er eine Wirtschaft – mit der Genehmigung dort zu tanzen“, sagt Adolf Martin Steiner. Der emeritierte Professor der Uni Hohenheim ist in Plieningen aufgewachsen, er weiß viel über die Geschichte des Bezirks.

Kurzzeitig wohnten in der Garbe Studenten

„In den 60er Jahren gaben die Betreiber kurzzeitig auf“, ergänzt der Ortshistoriker Tilo Schad. „Bis 1978 wurde das Gebäude als Studentenwohnheim genutzt. Dann wurde das Haus renoviert und die Wirtschaft wieder eröffnet.“ Im Laufe der Jahre veränderte sich das Gesicht Plieningens völlig – die Garbe aber blieb bestehen und ist bis heute eines der beliebtesten schwäbischen Restaurants im Stuttgarter Stadtgebiet.

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Eine der großen Veränderungen im Stadtbezirk war die Verlegung der Endstation der heutigen Stadtbahnlinie U 3. Bis heute klagen Studenten und auch Plieninger, dass die Bahn nicht bis zur Universität Hohenheim, sondern nur bis kurz vor das Bezirksrathaus fährt. Auf dem historischen Foto von 1955 existierte diese Verbindung noch, von Dezember 1967 an fuhr die Straßenbahn nur noch bis zur heutigen Endstation. „An der Stelle, wo heute die Mensa und Cafeteria der Uni Hohenheim sind, war damals die Endstation“, berichtet Schad. Allerdings war die Strecke zwischen Hohenheim und der heutigen Endstation lediglich einspurig. Die Gütertransporte endeten an der Garbe, dort gab es auch ein kleines Bahnhofsgebäude mit einem Lokschuppen und einer Wartehalle.

Von den 70er Jahren an hat sich die Gegend rund um die neue Endstation und die Garbe zunehmend verändert. 1973 wurde das Bezirksrathaus an der Filderhauptstraße gebaut, die städtische Anlaufstelle für Birkacher und Plieninger. Das Gebäude aus den 70er Jahren ist nicht gerade ein Schmuckstück, so mancher nennt es gar einen Schandfleck.

Tilo Schad zeigt im Video, wo die Haltestelle früher war:

„Das Rathaus durchbricht die historische Ost-West-Achse“, sagt Steiner. Wenn man von der Uni Hohenheim in Richtung Möhringen schaut, verstellt das Gebäude die Sicht. Schad ergänzt: „Wir Plieninger hätten das Rathaus gerne in unserem Ortskern gehabt. Aber der heutige Standort ist eben die Mitte zwischen Birkach und Plieningen.“

Trotz Bebauung ein dörflicher Charakter

In den vergangenen Jahren wurde auch das Gebiet südlich vom Bezirksrathaus zunehmend bebaut. Heute sind im Wolfer neben zahlreichen Wohnhäusern auch die Sportanlagen sowie das Hallenbad angesiedelt. „Auf den historischen Bildern von 1955 sieht man, dass es dort früher lediglich Streuobstwiesen gab“, sagt Tilo Schad.

Doch obwohl sich Plieningen in den zurückliegenden 50 Jahren so deutlich verändert und vergrößert hat – einen dörflichen Charakter hat der südlichste Stadtbezirk nach wie vor.

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