In unserer Serie „Stuttgart von oben“ blicken wir auf den Schulstandort Krehlstraße/Vischerstraße. So viel über den Schulcampus diskutiert wurde und wird: In der Praxis stehen sich die Schulen längst nahe.

Vaihingen - Bagger stehen auf dem Gelände der Pestalozzischule. Sie sind Zeugen des Abrisses der beiden Pavillons, die 1956 und 1970 auf dem Gelände der Grund- und Werkrealschule errichtet worden sind, um der steigenden Schülerzahl Herr zu werden. „Es war längst überfällig, dass sie weg kommen“, sagt Peter Dünschede. Er ist Konrektor und kommissarischer Schulleiter. „Die Gebäude waren nur als Provisorien gedacht und standen doch jahrzehntelang. Entsprechend marode waren sie zum Schluss.“

 

Die Schule ist die älteste Bildungseinrichtung auf dem Gelände des Schulcampus in spe. 1938 wurde sie am heutigen Standort als „Ostmarkschule“ errichtet. Damals war die Österfeldschule aufgrund des Bevölkerungswachstums in der Gemeinde durch Zuzüge an die Grenzen ihrer räumlichen Leistungsfähigkeit gestoßen.

Raumnot zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte

Das Motiv der Raumnot zieht sich als roter Faden durch die Geschichte des Areals, auf dem inzwischen vier Schulen beheimatet sind. Nach dem Krieg mussten die Lehrkräfte an der Pestalozzischule mit bis zu 90 Schülern pro Klasse klarkommen. In den 50er Jahren sah sich das heutige Hegel-Gymnasium genötigt, an der Krehlstraße den ersten Gymnasial-Neubau in Stuttgart zu erkämpfen. Damals boten vor allem die Stuttgarter Vororte Wohnraum für eine beträchtliche Anzahl an Neubürgern. Die In-frastruktur hinkte aber oft hinterher.

Auch die Robert-Koch-Realschule musste zunächst mit Zwischenlösungen leben, ehe 1964 der eigene Schulbau an der Vischerstraße für die damals bestehenden 15 Klassen eingeweiht werden konnte. Zuvor wurde unter anderem im Rathaussaal, aber auch in der Pestalozzischule unterrichtet. So gesehen hat der Austausch zwischen den Lehranstalten bereits Tradition.

Die Verbundschule vereint Waldburg- und Herman-Nohl-Schule

Unabhängig von räumlichen Zwängen waren im vergangenen Schuljahr drei Klassen der Pestalozzischule an der Realschule zu Gast. Der in Modulbauweise erstellte Pestalozzi-Interimsbau mit 16 Klassenzimmern, der die abgerissenen Pavillons ersetzt, könnte künftig auch Schülern und Lehrern der Realschule, des Hegel-Gymnasiums und der Verbundschule Rohr Obdach bieten, wenn im Zuge der Umsetzung des Campusprojekts Bedarf an Ausweichmöglichkeiten entsteht. Letztere ist die jüngste der vier Campus-Kandidaten und befindet sich erst seit Ende der 90er Jahre am Standort Krehlstraße 90. Die Verbundschule vereint die frühere Waldburgschule (Förderschule) und Herman-Nohl-Schule (Schule für Erziehungshilfe). Bis sich deren Schulleiter im Jahr 2004 in den Ruhestand verabschiedet hatte, waren beide Einrichtungen selbstständig. Dann schlug das Schulamt vor, unter einem Dach zusammenzuarbeiten.

Das Konzept der engeren Kooperation scheint Zukunft zu haben. „Solange wir das Thema offen und auch kontrovers diskutieren können, ohne auf eine persönliche Schiene zu geraten, habe ich keine Einwände“, sagt Peter Dünschede, der 1979 an die Pestalozzischule gekommen ist. Er ist offen für die künftige Entwicklung des Schulareals in Richtung einer stärkeren Zusammenarbeit. „Ich hoffe nur, dass unsere Werkrealschule dabei möglichst lange erhalten bleiben wird. Dieses Konzept liegt mir wirklich am Herzen.“