Aus einer Randlage mit Feldern und Wald hat sich rasant der Campus Vaihingen entwickelt, wie unsere interaktive Serie beweist. Wo früher die Hasen grasten, wird längst an Hitzeschutzschilden für Raketen getüftelt oder der Verschleiß von Gelenkprothesen errechnet. Und auf Teufelkommraus studiert.

Stuttgart - Die ländliche Szenerie ist Geschichte. Dort, wo im Jahr 1955 am Rand von Stuttgart-Vaihingen allein auf weiter Flur und umgeben vom Pfaffenwald das Verkehrskommissariat Nordwürttemberg residierte, ist heute die Verkehrspolizeidirektion untergebracht. Und ist praktisch umzingelt von Wissenschaft. Und das kam so: Bereits kurz nach Entstehen des historischen Fotos siedelte die Uni Stuttgart aus Raumnot erst einzelne Institute und schließlich fast ihren gesamten technisch-naturwissenschaftlichen Bereich von der Innenstadt nach Vaihingen um.

 

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Inzwischen studieren auf dem Vaihinger Campus rund 25 000 junge Leute. Denn zur Uni gesellte sich dorthin 1978 auch die Fachhochschule für Druck, die 2001 mit der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen zur Hochschule für Druck und Medien fusionierte – mit nunmehr fast 5000 Studierenden. Auch Institute der Max-Planck-Gesellschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt gesellten sich dazu – und mit ihnen viele Arbeitsplätze für Wissenschaftler. Sie tüfteln an künstlicher Intelligenz, smarten Fabriken oder Hitzeschutzmaterialien für Raumfahrzeuge.

Von einer Kneipenszene kann keine Rede sein

Nicht ohne Stolz verweist die Uni darauf, dass sich auf dem Vaihinger Campus nicht nur der größte Fahrsimulator der EU befindet, sondern mit „Hazel Hen“ auch deren schnellster Höchstleistungsrechner. Aber natürlich kann man auf dem Campus nicht nur studieren – von Crossmedia-Redaktion über Elektromobilität und Sportwissenschaft bis zur Softwaretechnik –, sondern auch wohnen und essen. Doch trotz aller Ausbauaktivitäten des Studierendenwerks sind Wohnheimplätze immer noch Mangelware, auch die Mensakapazität konnte mit dem Campuswuchs kaum Schritt halten.

Aus allen Nähten platzen längst auch die Forschungsinstitute. So planen Fraunhofer-Institute und Uni Stuttgart längst Erweiterungsbauten im Süden des Campus, auf dem Birkhof-Areal an der Nobelstraße. Auch im Bestand soll nachverdichtet werden.

Damals und heute: Hier gibt es weitere Luftbilder aus Stuttgart

Doch wer auf der Suche nach einem lebendigen Studentenviertel ist, wird enttäuscht sein. Von einer Kneipenszene kann keine Rede sein. In Vaihingen wird nicht gefeiert, sondern studiert und geforscht – basta. Aber es gibt auch neue Impulse. Im Rahmen des Masterplans Campus 2030 soll ein wenig urbanes Flair einkehren in Stuttgarts Bildungsstadtteil. Irgendwann mal.