Der Technische Aussschuss des Gemeinderats hat den Bebauungsplan für eine Filiale des Discounters in Giebel mehrheitlich beschlossen. Zuvor hatte es gewichtige Einwände dagegen gegeben.

Weilimdorf - Lebensmittel hatte es schon einmal gegeben an der Ecke. Dann kam ein Getränkemarkt und danach sehr lange nichts. Die Hängepartie an der exponierten Spitze im südlichen Schnittpunkt von Giebel- und Mittenfeldstraße ließ sogar die Idee aufkommen, auf dem hart an den Straßen situierten, privaten Grundstück Wohnungen zu bauen. Inzwischen aber hat sich die Zukunft bezüglich des einstigen Benz-Areals gelichtet, denn die Aldi Gmbh & Co. KG will dort einen Lebensmittelmarkt bauen. Und nachdem der nötige neue Bebauungsplan nun auch den Technischen Ausschuss des Gemeinderates passiert hat, kann die schon weit fortgeschrittene Planung wohl in absehbarer Zeit ins Werk gesetzt werden.

 

Unbestritten ist die städtebauliche Bedeutung in der Nutzung des Areals. Da allerdings in kaum hundert Metern Entfernung, im Krötenweg 3, bereits ein Lebensmitteldiscounter besteht, der dem Einkaufszentrum Ernst-Reuter-Platz zugeordnet wird, kam von der Seite im Zuge der Auslegung des Bebauungsplanes gravierender Einspruch. In der Stellungnahme des Betreibers wird betont, dass am Ort „seit fast 20 Jahren unter teils schwierigen städtebaulichen und verkehrlichen Bedingungen ein Lebensmittelmarkt in der Giebler Ortsmitte“ gestellt werde, der „zusammen mit anderen Händlern die Nahversorgung der Bevölkerung im Stadtteil“ sichere.

Baubürgermeister erwartet keine negativen Auswirkungen

Zudem sei vor zuletzt zwei Jahren „umfangreich investiert worden, um ein möglichst qualitätsvolles Nahversorgungsangebot gewährleisten zu können“. Durch die Ansiedlung des Aldi-Marktes werde dieses „bedeutende Grundgerüst des im E-Zentrum vorhandenen Einzelhandels- und Dienstleistungsangebotes empfindlich gestört“. Die Befürchtung sei, „dass der geplante Markt Kaufkraft aus dem Zentrum umlenken wird“. Zudem verstoße die Stadt gegen ihr eigenes Konzept von einer „polyzentralen Nahversorgung“.

Dagegen bringt die Stadt in der von Baubürgermeister Peter Pätzold unterzeichneten Antwort ein Einzelhandelsgutachten in Stellung. Demnach seien „keine negativen Auswirkungen“ zu erwarten. Im Gegenteil: „Der neue Markt hat die Funktion als Frequenzbringer“, über den das E-Zentrum um den Ernst-Reuter-Platz „durch zusätzliche Kundenfrequenz deutlich aufgewertet“ werde. Mit dem Effekt, dass die „Verbundlage der Geschäfte von der Aufwertung des Standortes insgesamt profitieren“ werde. Von einem Verdrängungswettbewerb sei „nicht auszugehen“.

Aufwertung des Zentrums ist Vorrang einzuräumen

Basis ist dabei eine großräumige Betrachtung, bei der neben Giebel auch Bergheim, Wolfbusch, zudem der angrenzende Gerlinger Stadtteil Gehenbühl einbezogen werden. Da in der Gesamtschau eine „quantitativ deutlich unterdurchschnittliche Ausstattung mit Verkaufsfläche“ gegeben sei, komme es aktuell zu einem „erheblichen Abfluss von Kaufkraft in die städtebaulich nicht integrierten Gewerbegebiete im benachbarten Gerlingen“. So verknüpfe sich mit dem neuen Markt auch die Hoffnung, dass es für Weilimdorf zu einer „Kaufkraft-Rückholung“ aus den gewerblichen Randgebieten von Gerlingen komme.

Das entscheidende Gewicht in der Befürwortung des Vorhabens kam allerdings der städtebaulichen Bedeutung des Areals zu. So sei der „Aufwertung des Zentrums von Giebel als öffentlichem Belang im vorliegenden Fall der Vorrang einzuräumen“. Bedeutsam ist dabei die architektonische Qualität des geplanten Baues, der in rein gar nichts an die gewohnten Serienbauten des Discounters erinnert. Geplant ist ein baulicher Solitär, der in seinem Eigencharakter auch neben dem benachbarten Kinder- und Jugendhaus bestehen kann: Eine Lösung, die bereits den Bezirksbeirat überzeugt hatte.