Mit dem Gastro-Mobil will die Dehoga Appetit aufs Gaststättengewerbe machen. Am Mittwoch hielt der Info-Bus vor der Schloss Realschule für Mädchen.

Stuttgart -

 

Shams balanciert auf einer Art Surfbrett. Vor ihr auf dem Bildschirm sausen Computeranimationen von verschiedenen Räumen aus dem Gastronomiebereich vorbei. Zwischendurch gilt es per Fußschalter Sachfragen zu beantworten. Beim Durchqueren der virtuellen Großküche zischt plötzlich Dampf aus der Maschine. Die 15-Jährige juchzt. Sie hat offenbar Spaß. Die rasante Tour durch die Welt des Gaststättengewerbes ist eine der interaktiven Stationen des Gastro-Mobils, das am Mittwoch auf dem Schulhof der Schloss Realschule für Mädchen im Stuttgarter Westen Station macht. Mit dem multimedial ausgebauten Linienbus, der erstmals in Stuttgart zu Gast ist, will die Dehoga bei der Jugend Interesse für die Berufe in der Branche wecken. Die Chancen, im Gastrogewerbe unterzukommen stehen gut: 6250 Ausbildungsplätze gibt es allein in Baden-Württemberg.

Berufe erkunden

„Viele fühlen sich zunächst von den Arbeitszeiten abgeschreckt oder müssen erst verstehen, welchen Reiz es haben kann, Dienstleister zu sein“, sagt Dunja Schlamminger, Geschäftsführerin der Fachgruppe Berufsbildung beim Hotellerie- und Gaststättenverband. „Wir haben hier sechs Berufe vom Koch bis zum Restaurantfachmann zusammengestellt und vermitteln einen spielerischen Einblick.“

Die Angebote im Innern des Busses sind vielfältig: In einer Nische gilt es, an der Hotelrezeption zu bestehen und verschiedenen Gästen bei ihren Anliegen zu helfen. Sie treten in kurzen Filmsequenzen auf den Plan. Im Anschluss stehen verschiedene Antworten zur Wahl. Wer sich falsch entscheidet, erntet im nächsten Clip unter Umständen den Unmut seines Gegenübers. Am Regal um die Ecke müssen Gewürze nach ihrem Geruch richtig zugeordnet werden. Kochkunst kommt ebenso zum Zuge wie das ästhetische Empfinden. Eine Aufgabe besteht darin einen Tisch zu dekorieren. Shams ist fasziniert. „Das macht voll Spaß“, murmelt sie vor sich hin und verschiebt versonnen eine lila Serviette.

Im Hilton auf Hawaii

Im gemütlich schummrigen hinteren Teil des Busses, der Lounge, hat sich eine Gruppe von Schülerinnen um Siggi Lechler geschart. Der gelernte Bäcker, der als Quereinsteiger zum Kochen kam, erklärt verschiedene Professionen: Was tut ein Sommelier? Wie arbeitet ein Systemgastronom? Zwischendurch lässt er seine eigenen Erfahrungen einfließen. Der Mann, der schon auf der Aida oder im Hilton auf Hawaii am Herd stand, versteht es, die Fakten kurzweilig zu verpacken. „Wir freuen uns, wenn es nicht nur beim Spielerischen bleibt“, sagt Dunja Schlamminger. „Uns ist es wichtig, möglichst viel Nachwuchs in Praktika und letztlich in eine Ausbildung zu vermitteln.“

Eine Jobbörse im Gastro-Mobil zeigt, wo Stellen zu haben sind. Safiya (15) wird dieses Angebot nicht nutzen. „Ich möchte Zahntechnikerin werden“, da ist sie sich sicher. „Bei einem Praktikum beim Kieferorthopäden habe ich gemerkt, dass das genau das Richtige für mich ist. Nach der Ausbildung will ich dann auch noch meinen Meister machen.“ Trotzdem hat der Neuntklässlerin der Einblick in den Gastro-Bereich ebenso gefallen wie ihren Mitschülerinnen, die sich mit sichtlichem Bedauern verabschieden, als es zurück ins Klassenzimmer geht. Der fahrbare Infostand hat den Praxistest in der Landeshauptstadt bestanden.