In dem Prozess um einen Brandanschlag auf Migranten in Winterbach gehen die Beschuldigten nicht auf das Angebot der Richter ein. Sie schweigen weiterhin zu den Vorwürfen.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart/Winterbach - Der Versuch der Richter, Bewegung in das Verfahren gegen zwölf Angeklagte zu bringen, die sich am Landgericht in Stuttgart wegen einer massiven Attacke auf eine Gruppe von Migranten in Winterbach verantworten müssen, ist vorerst gescheitert. Keiner der Beschuldigten, die wegen gefährlicher Körperverletzung sowie wegen Falschaussage und Strafvereitelung angeklagt sind, ist nach dem Angebot von Mitte November bisher dazu bereit gewesen, sein Schweigen zu brechen und ein Geständnis abzulegen. Für diesen Fall hatten die Richter Höchststrafen in Aussicht gestellt: für die neun Angeklagten, denen vorgeworfen wird, die jungen Migranten geschlagen zu haben, ein Jahr und zehn Monate bis zweieinhalb Jahre Haft mit und ohne Bewährung sowie für den mutmaßlichen Anstifter zu der Attacke zwei Jahre Gefängnis zur Bewährung.

 

Die Angeklagten, allesamt Mitglieder der rechten Szene, waren im April 2011 Gäste einer fast 70-köpfigen Festgesellschaft auf einem Gartengrundstück am Engelberg gewesen und sollen auf einem Nachbargrundstück über eine kleine Gruppe italienisch- und türkischstämmiger Männer hergefallen sein, die sich zum Grillen getroffen hatte. Der Auslöser waren offenbar zwei kleinere Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der beiden Gruppen gewesen. Bei der Hetzjagd ging eine Gartenhütte in Flammen auf, in der sich einige Migranten aus Angst verschanzt hatten. Auf der Flucht und durch Schläge waren mehrere von ihnen verletzt worden.

Im Prozess konnte bisher keines der Opfer einen der Angeklagten als Angreifer identifizieren. Und auch weitere Teilnehmer des Geburtstagsfestes, die ebenfalls der rechten Szene nahestehen, haben bisher fast die Bank durch keine Namen von Tätern genannt. Sie berufen sich meist auf Erinnerungslücken, darauf, dass sie selbst zu viel Alkohol getrunken oder gar nichts von einem Übergriff mitbekommen hätten. Lediglich eine Frau erklärte, sie habe in der Nacht drei Beschuldigte erkannt, die sich auf den Weg in Richtung des Nachbargrundstücks gemacht hätten, auf dem die Migranten grillten.

Wegen der schleppenden Beweisaufnahme haben die Richter nun weitere Verhandlungstage angesetzt. Bisher waren es bis Mitte Januar 28 Termine gewesen. Dann sollte das Urteil gesprochen werden. Nun sind 17 weitere Verhandlungstage bis Ende März vorgesehen. Die Kammer hofft, dass zusätzliche Zeugen Licht in den Fall bringen. Dazu könnten auch weitere Polizeibeamte gehören, die ermittelt haben. Zudem sollen offenbar Handygespräche der Angeklagten in die Beweisaufnahme einfließen. Deren Mobiltelefone waren nach der Tat abgehört worden.

Auch eine Ausweitung des Falls scheint möglich. Wie zu hören ist, rücken einige Teilnehmer des Geburtstagsfestes, bei denen sich der Vorwurf einer Tatbeteiligung bisher nicht erhärten ließ, wieder ins Visier der Staatsanwaltschaft. Das erklärt, warum einige Zeugen auf ihr Aussageverweigerungsrecht pochen. Schließlich sollen sie die Wahrheit sagen – sie müssen sich dabei aber selbst nicht belasten.