„Bach um Sechs“ lautet der Titel einer neuen Reihe in der Johanneskirche in Stuttgart-Zuffenhausen. Dekanatskantor Alexander Kuhlo will damit neue musikalische Akzente setzen.

Zuffenhausen - Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen“, hatte Beethoven einst angesichts des in jeder Hinsicht gewaltigen Oeuvres des Thomaskantors bewundernd gesagt. Und auch für Alexander Kuhlo ist Johann Sebastian Bach „die absolute Ikone der Kirchenmusik“. So will Kuhlo, der seit September vergangenen Jahres Nachfolger von Hans-Rudolf Krüger, ist nun in Zuffenhausen angehen, was er in seinem Göttinger Wirkungskreis schon einmal in einem Zeitraum von vier Jahren bewerkstelligt hatte: „Den ganzen Bach spielen..

 

Ein Unternehmen, für das Kuhlo eine neue Reihe ins Werk setzt: „Bach um Sechs“. Eine auf mehrere Jahre angelegte Orgelreihe, deren Konzerte jeweils samstags von 18 Uhr an in der Johanneskirche stattfinden. Auftakt ist bereits am 25. Februar, wenn Kuhlo mit den fünf Toccaten und einigen Fugen in das „Unternehmen Bach“ startet, wobei Kuhlo betont: „Das ist eine zusätzliche Konzertreihe, denn die von Hans-Rudolf Krüger begründete Stuttgarter Orgelmatinee wird selbstverständlich fortgesetzt.“ Wie schon sein Vorgänger wird Kuhlo die Reihe mitgestalten, aber „auch internationale Gäste“ bringen: „Zum Beispiel Kollegen und ehemalige Lehrer aus Frankreich oder Ungarn. Ich will da aus meinem ganzen bisherigen beruflichen Umfeld schöpfen.“

Hörhilfen für die Zuhörer

Von ganz eigener Art ist freilich „Bach um Sechs“. Schon vom Rahmen her. Denn Kuhlo will mit der Platzierung der Reihe in der Johannes- statt in der Pauluskirche nicht nur „diese schöne, alte Dekanatskirche musikalisch lebendig erhalten“, wie er sagt, sondern auch mit Einführungen „Hörhilfen“ geben: „Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht. Es ist ein Angebot, die Musik ein bisschen tiefer zu verstehen“, erklärt der Organist. Und im Nachgang zum Konzert besteht die Möglichkeit, die Musik bei einem Getränk gesprächsweise im Johanneshof nachklingen zu lassen.

Ein Rahmen, mit dem Alexander Kuhlo auch ein Signal setzen will: „Die Reihe ist kein elitäres Projekt. Ich möchte die Menschen mit dieser Musik ganz unmittelbar erreichen.“ Eine Feststellung, die Kuhlo einbettet in sein Verständnis vom musikalischen Auftrag eines Kantors: „Ich möchte Musik vermitteln und erlebbar machen, vom Kindergarten aufwärts.“ Er spricht von „Bausteinen“ wie dem Orgelmärchen für die Kleinsten, Projekten mit Jugendlichen, etwa mit der Jungschar und mit Konfirmanden. Oder von Gospel und neuen geistlichen Liedern, die er „in die Arbeit mit der Kantorei einstreuen“ wolle: „Das Populäre hat da einen wichtigen Platz.“ Worauf er betont: „Unverzichtbar ist aber auch der konzertante Bereich. Ich habe da ein riesiges geistiges Erbe zu bewahren und zu pflegen. Das ist die geistige Welt aus der wir kommen.“ Insofern sei die Reihe auch „ein Beitrag zum Reformationsjubiläum“: „Bach war überzeugter Lutheraner. Er schmilzt die Errungenschaften der Reformation in seine Werke ein, fast wie eine Symbiose. Seine Musik ist auch eine Hommage an Luther.“

Musik als ein Stück Sinnstiftung

Wobei sich Kuhlo durchaus bewusst ist, dass hier „eine Erosion im Gange ist. Da droht etwas verloren zu gehen. Dem müssen wir entgegenarbeiten, denn diese Musik ist ein Stück Sinnstiftung“. Kuhlo ist überzeugt, dass Bachs Orgelwerke „ganz direkt zum Herzen und zur Seele sprechen. Allein schon durch das starke melodische Moment“. Dem komme auch die Aufführung des Orgel-Oeuvres in der Johanneskirche entgegen: „Die Plum-Orgel ist kammermusikalisch angelegt. Das ermöglicht eine deutliche Gestaltung, bei der man die Polyphonie wunderbar hervorlocken und erlebbar machen kann.“ Getreu dem zentralen Anliegen von „Bach um Sechs“: „Ich will die Menschen erreichen. Das ist mein Anspruch. Ich will mit Bach begeistern.“