Der Automobilzulieferer Mahle übernimmt vom US-Konzern Delphi das Klimageschäft mit 7600 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Damit gehören die Stuttgarter zu den größten der Welt im Bereich Thermomanagement.

Stuttgart - Der Stuttgarter Mahle-Konzern plant die Klimatechnik des US-Zulieferers Delphi zu übernehmen. Delphi beschäftigt in seinem Bereich Thermomanagement etwa 7600 Mitarbeiter und hat damit im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro erzielt. Dem Geschäft, das nach Delphi-Angaben knapp 730 Milliarden Dollar wert ist, müssen die Kartellbehörden noch zustimmen. Mit der Freigabe rechnet der Stuttgarter Stiftungskonzern im Herbst. Finanziert wird der Kauf über bestehende Bankvereinbarungen, sagte eine Sprecherin.

 

Die neue Mahle wird künftig rund elf Milliarden Euro umsetzen und fast 74 000 Mitarbeiter beschäftigten, damit schließt sie zu den größten Zulieferern in Deutschland auf. Noch größer sind nur Bosch in Stuttgart, Conti in Hannover und ZF in Friedrichshafen. Im Bereich Thermomanagement gehört Mahle künftig zu den drei größten Firmen weltweit mit einem Marktanteil von rund 19 Prozent. Konkurrenten auf dem Markt der Klimatechnik sind die französische Valeo, der US-Konzern Halla Visteon sowie der Japaner Denso. Zusätzlich ist Mahle an dem Erwerb eines Joint Ventures, dem Delphi Thermal in China, interessiert. Die Verträge dazu sind anscheinend aber noch nicht unter Dach und Fach.

„Strategischer Ausbau“ des Bereichs Thermomanagement

Mahle begründet die Übernahme mit dem „strategischen Ausbau“ des Wachstumsbereichs Thermomanagement. Mit der Akquisition der Delphi-Sparte „verstärken wir unser Engagement in einem zukunftsträchtigen Bereich“, wird der scheidende Mahle-Chef Heinz Junker in einer Mitteilung zitiert. Denn die Technologie spielt bei allen diskutierten, künftigen Antriebsarten eine zunehmend bedeutende Rolle. Da Batterien Hitze erzeugen, müssen die Wärmeströme im Auto entsprechend gesteuert werden.

Junker hält die Übernahme denn auch für eine „wichtige strategische Weiterentwicklung für Mahle“. Jörg Stratmann, Leiter des Geschäftsbereichs Thermomanagement sieht durch den Zukauf die Wettbewerbsposition von Mahle deutlich gestärkt. Delphi-Chef Rodney O’Neal geht davon aus, dass dank der „globalen Präsenz und branchenführender Technologie“ die Kunden noch besser bedient werden können. Das Geschäft passe strategisch gut in den Mahle-Konzern und komme Mitarbeitern und Kunden zugute.

Auswirkungen der Übernahme auf Behr unklar

Mahle ist seit der mehrheitlichen Übernahme des Stuttgarter Behr-Konzerns im Jahr 2013 in der Klimatechnik bereits ein großer Spieler. 2013 hatte Behr mit knapp 17 000 Beschäftigten einen Umsatz von 3,7  Milliarden Euro erzielt. Allerdings liegt der Schwerpunkt der Stuttgarter nicht zuletzt in Europa. Durch die jetzige Übernahme wird sich der Bereich Thermomanagement von Mahle „noch stärker zum globalen Systempartner der Autoindustrie entwickeln“, schreibt Mahle in einer Mitteilung. Mahle will 13 Werke von Delphi übernehmen, die sich in Europa (Polen, Slowakei, Ungarn), in Nord- und Südamerika (USA, Mexiko, Brasilien) sowie in Asien (China, Indien) befinden. Zudem sollen die Entwicklungszentren in den USA und in Luxemburg in den Mahle-Konzern integriert werden.

Viele Behr-Werke liegen dagegen in sogenannten Hochlohnländern. Welche Auswirkungen die Übernahme auf Behr haben werden, bleibt zunächst unklar. Schließlich sind Behr und Delphi auch direkte Konkurrenten. Es gibt Überschneidungen bei den Produkten – beide entwickeln und produzieren Klimageräte und Wärmetauscher. Klimakompressoren gehören nur zum Delphi-Portfolio. Ein Kompressor verdichtet das sogenannte Kältemittel im Kreislauf einer Klimaanlage und gilt als das werthaltigste Produkt. Mahle hat 2014 mit 66 000 Mitarbeitern rund zehn Milliarden Euro umgesetzt. Der Konzern bietet unter anderem Kolben, Nockenwellen und Filter an und hat weltweit 150 Werke und zehn Forschungs- und Entwicklungszentren.