Kultur: Tim Schleider (schl)

Aber nun kommen ja überhaupt erst die Gäste des Abends ins Spiel. Marcia Haydée und Ray Barra, Julia und Romeo der Stuttgarter Uraufführung vom 2. Dezember 1962 – fünfzig Jahre später sehen wir die eine als Julias Amme auf der Bühne, den anderen als Herzog von Verona. Birgit Keil und Egon Madsen, zwei weitere Cranko-Stars aus allerersten Tagen – in der Fünfzig-Jahr-Gala gibt die eine kühlnasig die Gräfin Capulet, während der andere versponnen einen Pater Lorenzo spielt, von dem man sofort jedes Giftfläschchen dieser Welt annehmen würde. Julia Krämer, Yseult Lendvai, Sonia Santiago, Georgette Tsinguirides, Melinda Witham, Robert Conn, Vladimir Klos – allesamt große und den meisten Zuschauern wohlbekannte Namen; das Publikum kommt aus dem Begrüßungsapplaus kaum heraus, weil sich auf der Bühne ständig neue gestandene Figuren unter die junge Kompanie mischen.

 

Der Stuttgarter Ballettintendant Reid Anderson hat traditionell ein Händchen für solche Inszenierungen. Viel stärker als Oper, Schauspiel und Orchester lebt eine hochklassige Tanzkompanie nun mal von der Tradition, von freundschaftlichen, ja, quasi-familiären Verbundenheiten. Knapp 52 Jahre nach John Crankos Berufung nach Stuttgart und genau fünfzig Jahre nach seinem ersten großen Erfolg hier, eben „Romeo und Julia“, demonstriert das Ballett des Württembergischen Staatstheaters die ganze Kraft solcher Tradition – ohne deshalb auch nur eine Sekunde lang museal zu wirken. Mit Verlaub und fern von Lokalpatriotismus sei darum festgehalten: es gibt in Deutschland kein anderes Haus, das sich in aller Vielfalt dieser Kontinuität so sicher sein kann.

Anderson findet den richtigen Ton

Ja, Anderson schafft es sogar, an einem Festabend wie diesem den richtigen Ton zu finden für die Erinnerung an einen Mitstreiter, der bei dieser Gala nicht dabei sein kann. Am 6. August starb Richard Cragun, auch er einer der großen Romeos des Stuttgarter Balletts. Gleich zu Beginn der Gala öffnet sich darum der Vorhang zunächst nur für ihn: Ohne weiteren Kommentar, allein zum musikalischen Auftakt des Orchesters sind auf einer Leinwand historische Szenenfotos mit Cragun zu sehen. Das ist angemessen, ebenso respekt- wie liebevoll und sehr bewegend.

Man hört, beim gleichzeitigen Konzert der „Toten Hosen“ in der Schleyerhalle sei lautstark und lang gejubelt worden. So so. Das Kreischen und Pfeifen der Ballettfans am Ende der Gala im Opernhaus war aber auch nicht schlecht. John Crankos „Romeo und Julia“ geht derweil in die nächste Runde. Und ein Ende ist nicht abzusehen.

Friedemann Vogels Romeo ist ein eher feinsinniger, verträumter Italiener, dem man anfangs vielleicht weniger die Affäre mit Rosalinde, dafür im weiteren Verlauf umso mehr die gänzlich haltlose Schwärmerei für Julia glaubt. Diese Julia wiederum ist in der Interpretation von Alicia Amatriain zunächst von feinnerviger Schwerelosigkeit, um später dann doch aus wachsender Verzweiflung auch schreckliche Entschlossenheit glaubwürdig entwickeln zu können. Und dass ihnen zur Seite Alexander Jones als Graf Paris eigentlich auch eine höchst ansehnliche Partie abgäbe, Nikolay Godunov als Tybalt empörende Schnöseligkeit an den Tag legt, derweil Filip Barankiewicz als Mercutio und Marijn Rademaker als Benvolio ihm auf der Nase herumtanzen – all das wäre schon Grund genug für Beifall gewesen.

Alles wohlbekannte Namen

Aber nun kommen ja überhaupt erst die Gäste des Abends ins Spiel. Marcia Haydée und Ray Barra, Julia und Romeo der Stuttgarter Uraufführung vom 2. Dezember 1962 – fünfzig Jahre später sehen wir die eine als Julias Amme auf der Bühne, den anderen als Herzog von Verona. Birgit Keil und Egon Madsen, zwei weitere Cranko-Stars aus allerersten Tagen – in der Fünfzig-Jahr-Gala gibt die eine kühlnasig die Gräfin Capulet, während der andere versponnen einen Pater Lorenzo spielt, von dem man sofort jedes Giftfläschchen dieser Welt annehmen würde. Julia Krämer, Yseult Lendvai, Sonia Santiago, Georgette Tsinguirides, Melinda Witham, Robert Conn, Vladimir Klos – allesamt große und den meisten Zuschauern wohlbekannte Namen; das Publikum kommt aus dem Begrüßungsapplaus kaum heraus, weil sich auf der Bühne ständig neue gestandene Figuren unter die junge Kompanie mischen.

Der Stuttgarter Ballettintendant Reid Anderson hat traditionell ein Händchen für solche Inszenierungen. Viel stärker als Oper, Schauspiel und Orchester lebt eine hochklassige Tanzkompanie nun mal von der Tradition, von freundschaftlichen, ja, quasi-familiären Verbundenheiten. Knapp 52 Jahre nach John Crankos Berufung nach Stuttgart und genau fünfzig Jahre nach seinem ersten großen Erfolg hier, eben „Romeo und Julia“, demonstriert das Ballett des Württembergischen Staatstheaters die ganze Kraft solcher Tradition – ohne deshalb auch nur eine Sekunde lang museal zu wirken. Mit Verlaub und fern von Lokalpatriotismus sei darum festgehalten: es gibt in Deutschland kein anderes Haus, das sich in aller Vielfalt dieser Kontinuität so sicher sein kann.

Anderson findet den richtigen Ton

Ja, Anderson schafft es sogar, an einem Festabend wie diesem den richtigen Ton zu finden für die Erinnerung an einen Mitstreiter, der bei dieser Gala nicht dabei sein kann. Am 6. August starb Richard Cragun, auch er einer der großen Romeos des Stuttgarter Balletts. Gleich zu Beginn der Gala öffnet sich darum der Vorhang zunächst nur für ihn: Ohne weiteren Kommentar, allein zum musikalischen Auftakt des Orchesters sind auf einer Leinwand historische Szenenfotos mit Cragun zu sehen. Das ist angemessen, ebenso respekt- wie liebevoll und sehr bewegend.

Man hört, beim gleichzeitigen Konzert der „Toten Hosen“ in der Schleyerhalle sei lautstark und lang gejubelt worden. So so. Das Kreischen und Pfeifen der Ballettfans am Ende der Gala im Opernhaus war aber auch nicht schlecht. John Crankos „Romeo und Julia“ geht derweil in die nächste Runde. Und ein Ende ist nicht abzusehen.