Das Stuttgarter Ballett hat gründlich Staub gewischt. Bei der Wiederaufnahme am Mittwoch im Opernhaus wirkte John Crankos „Schwanensee“-Version überzeugend frisch.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Stuttgart - Das Stuttgarter Ballett hat gründlich Staub gewischt. Nach langer Zeit ist wieder einmal „Schwanensee“ zu sehen; und bereits bei der Wiederaufnahme am Mittwoch im Opernhaus wirkte John Crankos Version des Klassikers überzeugend frisch. Mit großer Lust nahm eine neue Generation von Tänzern vom ersten Schritt an Besitz von der zeitlosen Geschichte um Liebe und Verrat, um Hoffnung und Enttäuschung. Friedemann Vogel und Alicia Amatriain, die in den Hauptrollen souverän das Gefühlsdrama um die verzauberten Schwäne entfachten, waren folglich in bester Begleitung: Die jungen Jagdfreunde des Prinzen trumpften auf wie ein Mann, die Bürgerinnen sprühten nur so vor Liebreiz, Roman Novitzky als Zauberer Rotbart gab dem Bösen eine faszinierende Härte, und auch die Schwäne waren sich einig wie selten und ihre Reihen entsprechend exakt platziert.

 

Zwischen Träumen und Drängen

Ein Traum in Vogelweiß, und ein Wunderwerk der Präzision, das wenige Stellen aufweist wie das Timing der Großen Schwäne, an denen noch ein bisschen gefeilt werden darf. Sehr souverän war, wie sich Alicia Amatriain vor allem in den schwelgenden Passagen in die Musik und in ein anderes Wesen einfühlte, das rührte nicht nur den Prinzen. Gastdirigent Kevin Rhodes und das Staatsorchester hielten die Musik Tschaikowskys bis zum dramatischen Finale perfekt zwischen Träumen und Drängen.