Die Auslandsbestellungen der Tochter des österreichischen Strabag-Konzerns gehen zurück. Dennoch will man nicht gegen die billige Konkurrenz antreten.

Stuttgart - Das Geschäftsjahr 2012 war das erfolgreichste Jahr in der Züblin-Geschichte“, sagt der sichtlich zufriedene Züblin-Vorstand Alexander Tesche bei der Vorlage der Bilanz in Stuttgart. Tatsächlich sind wichtige Kennziffern wie Bauleistung und Gewinn prozentual zum Teil deutlich zweistellig gestiegen. Nur der Auftragseingang in Höhe von 3,1 Milliarden Euro lag im vergangenen Jahr leicht unter dem Vorjahreswert. Während im Inland Bestellungen für 2,5 Milliarden Euro (plus 22 Prozent) verbucht werden konnten, brach der Auftragseingang aus dem Ausland um 49 Prozent auf rund 650 Millionen Euro. Der Grund dafür ist nicht etwa in südeuropäischen Krisenländern wie Griechenland, Italien oder Spanien zu suchen – „dort ist Züblin kaum präsent“, sagte Vorstand Hans-Joachim Rühlig.

 

„Wir können uns mit denen nicht vergleichen“

Der Grund für die zurückgehenden Auslandsbestellungen ist nicht zuletzt im Nahen Osten zu finden: „Im Wesentlichen wirkten sich hier die im Vorjahr sehr hohen Auftragseingänge in Abu Dhabi und Chile aus, die sich nicht in jedem Jahr wiederholen lassen“. Rund 22 Prozent der Bauleistung hat Züblin 2012 im europäischen Ausland und elf Prozent im außereuropäischen Ausland erzielt. Tesche räumt zwar ein, dass im Nahen Osten durchaus viel gebaut wird. Nur: Die Stuttgarter, die zum österreichischen Strabag-Konzern gehören, konzentrieren sich dort auf „hochtechnische Gebäude“ (Tesche) und nicht etwa auf Bürogebäude. Denn bei Letzteren herrsche ein „dramatischer Preiswettbewerb“, der vor allem von Bauunternehmen aus der Türkei und dem Libanon ausgehe. „Wir können uns mit denen nicht vergleichen“, sagte der Züblin-Vorstand. Denn in dieser Region würden Mindeststandards etwa bei den Unterkünften für die Bauarbeiter oder ein Mindestlohn nicht gelten, damit könnten Wettbewerber um gut 20 Prozent günstiger anbieten.

Züblin konzentriert sich lieber auf schwierigere Aufgaben, etwa das Bauen in Sumpfgebieten. Beispielhaft nannte Tesche einen Hochhausbau in Rotterdam. Die Ingenieure hatten ausgerechnet, dass das Gebäude, sobald es fertig ist, wegen des sumpfigen Untergrunds um 20 Zentimeter absacken werde. Damit sich der Eingang später tatsächlich auf dem Niveau der Umgebung befand, musste dies dann bei den Planungen und dem Bau berücksichtigt werden.

Die Auftragseingänge sind um 38 Prozent gesunken

Die wachsende Bedeutung des Inlandsgeschäfts spiegelt sich auch in der Zahl der Mitarbeiter wider. Von den weltweit knapp 13 500 Beschäftigten sind gut 7300 in Deutschland tätig; das sind 620 mehr als ein Jahr zuvor.

„Solide“ sei Züblin ins neue Jahr gestartet, „wenngleich sich die widrigen Witterungsbedingungen bemerkbar gemacht haben“, so Tesche. Bis Ende März sei die Bauleistung um drei Prozent auf 646 Millionen Euro gestiegen. Die Auftragseingänge seien in dieser Zeit allerdings kräftig um 38 Prozent gesunken. Der Züblin-Chef begründete dies mit von zwei Großaufträgen im Jahr zuvor (das Shoppingcenter Milaneo und Stuttgart 21). Nicht zuletzt aufgrund des hohen Auftragsbestands seien bereits 90 Prozent der inländischen Jahresleistung durch konkrete Aufträge unterlegt, so Tesche. Für das gesamte Jahr ist er „vorsichtig optimistisch“; sowohl Bauleistung als auch Ergebnis sollen auf Vorjahreshöhe liegen. Bei der Hereinnahme neuer Aufträge will er „ unverändert sehr selektiv“ vorgehen. Besonders gute Geschäfte erwartet er dabei in der Region Stuttgart (geplante Bauleistung: 620 Millionen Euro).

Chancen rechnet er sich auch bei Gebäuden in Holzbauweise aus. Deshalb wurden unter anderem die Metsä Wood Merk GmbH in Aichach, eine Tochter der finnischen Metsä-Gruppe übernommen, die auf die Herstellung großformatiger Brettsperrholzelemente spezialisiert ist. Züblin beschäftigt in diesem jungen Geschäft nun 250 Mitarbeiter und plant einen Umsatz von 50 Millionen Euro.