Mit gefälschten Steuerbescheiden und Hunderten gefälschten Rechnungen soll ein selbstständiger Unternehmensberater seinen Kunden geholfen haben, das Finanzamt zu betrügen. Jetzt stehen er und zwei Kunden vor dem Landgericht Stuttgart.

Stuttgart - Unternehmensberatung inklusive Buchhaltung der besonderen Art: Ein selbstständiger Diplomkaufmann mit Büro in Stuttgart soll seinen Kunden tatkräftig dabei geholfen haben, das Finanzamt zu betrügen. Deshalb stehen er und zwei seiner Klienten seit Dienstag vor der 20. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart. Die Staatsanwältin wirft dem 39-Jährigen und den beiden anderen Männer Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung vor. Den Schaden für den Fiskus beziffert die Anklägerin auf knapp eine halbe Million Euro.

 

Kunden vor allem aus der Reinigungsbranche

Der Kaufmann betreibt einen Lohn- und Steuerbuchhaltungsservice. Zu seinen Kunden gehören laut seiner eigenen Aussage vornehmlich türkische Landsleute aus allerlei Branchen, vor allem aber aus dem Gebäudereinigungssektor. So auch die zwei Mitangeklagten aus den Kreisen Esslingen und Rems-Murr. Für den 33-jährigen Kunden aus dem Remstal soll der Unternehmensberater zwischen 2011 und 2013 gefälschte Umsatz-, Körperschafts- sowie Gewerbesteuererklärungen abgegeben haben. Damit er noch weniger Steuern zu bezahlen hatte, soll er ihm gegen Bezahlung geholfen haben, sich mehr oder weniger arm zu rechnen. Er habe die Buchführung der Gebäudereinigungsfirma des 33-Jährigen mit gefälschten Rechnungen manipuliert, so die Anklage. So soll er die Steuerlast gemindert haben. Und so, mutmaßt die Staatsanwaltschaft, sei Geld übrig geblieben, mit dem Schwarzarbeit bezahlt werden konnte. Dies ist allerdings nicht angeklagt.

Ähnlich sei es bei dem anderen Kunden gelaufen. Auch der betreibt eine Reinigungsfirma, auch er sei für die kreativ-illegale Buchführung mit etlichen Scheinrechnungen empfänglich gewesen. Als im Oktober 2014 bei dem 32-jährigen Firmenchef eine Steuerprüfung ins Haus stand, soll der Hauptangeklagte in der Nacht zuvor noch schnell 83 Scheinrechnungen eingebucht haben, um den Umsatz zu mindern.

Gegen weitere Kunden wird gesondert ermittelt

Insgesamt habe der Kaufmann rund 800 Scheinrechnungen erstellt, was dem einen Kunden 375 000 Euro, dem anderen mehr als 100 000 Euro illegalen Steuervorteil gebracht habe, so die Staatsanwältin. Mindestens drei weitere Kunden sollen auf diese Weise bedient worden sein. Gegen sie wird gesondert ermittelt.

Am ersten Prozesstag wollten sich die Angeklagten noch nicht zu den Vorwürfen äußern. Ihre Anwälte teilten mit, man wolle mit der Strafkammer und der Staatsanwältin zuerst ein Rechtsgespräch führen, das den bis Mitte Juli terminierten Prozess abkürzen könnte. Die Hauptverhandlung wird am 2. Juni fortgesetzt.