Werner Wölfle hat per SMS die Personalpolitik der Grünen kritisiert - und sie an eine Zeitung geschickt. Bürgermeister will er aber bleiben.

Stuttgart - Der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) hat die Personalpolitik seiner Parteifreunde im Staatsministerium kritisiert. Bei der Stellenbesetzung gebe es „keinen Unterschied zu den Schwarzen“, heißt es in einer SMS, die Wölfle versehentlich an die „Stuttgarter Nachrichten“ geschickt hat. Wölfle bestätigte dem Blatt, dass er die SMS selbst geschrieben und versandt habe. Er schloss Konsequenzen für seine politische Karriere zunächst nicht aus: „Wenn das so die Runde macht, kann ich abtreten.“ In der SMS bezeichnet es Wölfle als „peinlich“, dass der Stuttgarter Kreisvorsitzende der Grünen, Philipp Franke, einen Posten im Staatsministerium erhalten hat. Wölfles Kritik schade der Partei, sagte Franke der Zeitung.

 

Private Äußerungen will Wölfle von nun an nicht mehr schriftlich weitergeben: „Aus Schaden wird man klug.“ Auf die Frage nach seinem Verhältnis zu Franke, der im Staatsministerium für die EnBW und deren Atomausstieg zuständig ist, sagte Wölfle: „Dass es persönliche Animositäten gibt, ist nicht neu.“ Der 58-jährige Sozialarbeiter war Ende Juli zum Nachfolger von Klaus-Peter Murawski gewählt worden, der als Amtschef ins Staatsministerin gewechselt war. Bei der Landtagswahl im März hatte der leidenschaftliche Verkehrsexperte und Gegner des Milliardenprojekts Stuttgart 21 ein Direktmandat erhalten.

Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa hat Wölfle inzwischen gesagt, nicht abtreten zu wollen.

Schuster sieht das Amt nicht beschädigt

In einer Pressemitteilung der Stadt wird Wölfle mit diesen Worten zitiert: „Ich habe eine private Nachricht an einen Freund geschrieben, darin einen ganz persönlichen, spontanen Eindruck geäußert. Diese SMS habe ich versehentlich an die Stuttgarter Nachrichten geschickt. Die Redaktion hat meine private Nachricht veröffentlicht. Ich entschuldige mich bei Philipp Franke ausdrücklich. Da es sich um eine rein private Äußerung gehandelt hat und keine politische, ist damit alles gesagt.“

Auch Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster äußerte sich zur Diskussion um die Nachricht: „Bei den Grünen gibt es immense innerparteiliche Spannungen. Das ist offenkundig. Ich will das nicht bewerten. Wir pflegen im Rathaus einen anderen Umgangston. Wichtig ist: Die von Werner Wölfle versandte private Nachricht hat nichts mit seiner Aufgabe als Verwaltungsbürgermeister zu tun. Ich werde selbstverständlich weiterhin mit Werner Wölfle vertrauensvoll zusammenarbeiten.“

Die Kritik des Stuttgarter Verwaltungsbürgermeisters Werner Wölfle an seiner Partei hält Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nicht für besonders problematisch. Kretschmann sagte am Dienstag in Stuttgart, Wölfle habe seine SMS nicht absichtlich an die Zeitungsredaktion geschickt, sondern versehentlich. „Wenn er es absichtlich geschickt hätte, dann wäre ein Politikum“, sagte er.