Renate Banse hat nun bereits 2800 Kindern das Schwimmen beigebracht – behinderten und nichtbehinderten. „Es ist wichtig, dass jedes Kind Spaß hat, dass es sich wohlfühlt im Wasser“, sagt sie. Banse ist eine der zehn „Stuttgarter des Jahres“.

Stuttgart - „Es ist wichtig, dass jedes Kind Spaß hat, dass es sich wohlfühlt im Wasser.“ Aber der Wohlfühlfaktor ist nicht alles für Renate Banse. Sie will, dass es diszipliniert zugeht, wenn sie im Vaihinger Hallenbad Schwimmunterricht für Fünf- bis Siebenjährige gibt. „Ich habe einen Vorteil“, sagt sie. „Ich kann auf den Fingern pfeifen.“ Renate Banse ist streng, „aber die Kinder lieben sie“, sagt Renate Reichenberger. Sie hat die ehrenamtliche Schwimmlehrerin für den Preis „Stuttgarter des Jahres“ als Patin vorgeschlagen. Jetzt ist die 71-Jährige eine von zehn Preisträgern, die am 31. März in den Wagenhallen für ihr Engagement gewürdigt worden sind. Die Stuttgarter Versicherungsgruppe und die Stuttgarter Zeitung hatten einen Preis ausgelobt, der mit jeweils 3000 Euro dotiert war. Mit dem Geld erfüllen sich Renate Banse und ihr Mann einen lange gehegten Wunsch. Sie haben eine Reise auf dem Kreuzfahrtschiff Aida gebucht.

 

Seit 40 Jahren steht Renate Banse als Schwimmlehrerin im Sportverein Vaihingen am Beckenrand – viermal in der Woche für mehrere Stunden. Rund 2800 Kinder haben bei ihr das Schwimmen gelernt. Ihre Kurse sind international: Unter den Schülern waren Zyprioten, Eritreer, Inder, Amerikaner, Türken und Äthiopier. „Die waren zum Teil in ihrem Leben noch nie im Wasser“, erzählt die Preisträgerin.

Der Andrang auf die Schwimmkurse von Renate Banse und ihren Kollegen ist groß, viel größer als die Möglichkeiten des Vereins und größer als die Kapazitäten des Hallenbades. „Wir ersticken in Anmeldungen und bekommen einfach keine zusätzlichen Bahnen, obwohl es noch Zeiten am Tag gibt, zu denen das Bad leer ist.“

„Eltern haben am Beckenrand nichts verloren“

Die Schwimmlehrerin kümmert sich besonders intensiv um Kinder mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. „Derzeit habe ich einen Schüler, der unter Autismus leidet“, erzählt sie. „Es ist schwer, mit dem Jungen zu reden, und auch Berührungen sind problematisch.“ In diesem Fall darf die Mutter des Jungen mit in die Schwimmhalle. Aber das ist eine Ausnahme. „Ansonsten haben die Eltern am Beckenrand nichts verloren. Das macht die Kinder nur nervös, und ich kriege das ganz gut alleine hin.“ Renate Banse ist überzeugt, dass jedes Kind schwimmen können muss, bevor es in die Schule kommt. „Es ist erschreckend, dass Jungen und Mädchen das mit acht, neun oder gar zehn Jahren nicht können.“ Kinder lernen ihrer Ansicht nach heute schwerer schwimmen als früher. „Das liegt an der mangelnden Koordination von Armen und Beinen“, sagt sie. „Ein anderer Grund ist, dass die Mütter und Väter oft beide berufstätig sind und nicht genug Zeit für den Nachwuchs haben.“

Zeit fürs Schwimmen hat sich die Familie immer genommen. Renate Banse und ihr Mann Werner schwimmen jeden Tag 1000 Meter – im Sommer im Vaihinger Freibad, im Winter im unmittelbar daneben liegenden Hallenbad. Die beiden Söhne sind ebenfalls begeisterte Schwimmer, einer sogar auf deutscher Leistungssportebene. „Er war deutscher Meister in 100 Meter Brust, in 200 Meter Brust und 200 Meter Lagen“, erzählt Renate Banse nicht ohne Stolz. Und auch die drei Enkel fühlen sich wohl im Wasser. Das ist auch kein Wunder – bei der Oma.

Angebot an Sven Ulreich

Angefangen hat für die gelernte Chemielaborantin alles 1973, als das Vaihinger Hallenbad eröffnet wurde. Damals wurde die Schwimmabteilung des Sportvereins Vaihingen gegründet. Und Renate Banse war vom ersten Tag an dabei – zunächst als Hilfskraft, seit 1978 als ausgebildete Trainerin. In der Sportschule Tailfingen hatte sie die Prüfungen für die entsprechenden Lizenzen gemacht. Diese muss sie seither alle vier Jahre erneuern.

Der VfB-Torhüter Sven Ulreich hat in seiner Funktion als Juror bei dem Festakt in den Wagenhallen den Scheck und den Pokal an Renate Banse überreicht. Dabei fragte sie ihn, ob er selbst schwimmen könne. „Ich halte mich einigermaßen über Wasser“, antwortete Ulreich. „Dann kommen Sie zu mir. Ich zeige Ihnen, wie es richtig geht“, entgegnete Renate Banse. Für Ulreich ist es eine „besondere Leistung, wenn sich jemand 40 Jahre lang Tag für Tag für seine Sportart einsetzt“.

Renate Banse ist ein Vorbild für ihre Schüler und deren Eltern. „Sportlicher Erfolg ist ohne Disziplin nicht möglich“, sagt sie. „Aber der Spaß darf nicht auf der Strecke bleiben.“ Und dass sie Spaß an ihrem Sport hat, spürt jeder, der ihr begegnet.