Die Stuttgarter Versicherungsgruppe und die Stuttgarter Zeitung haben zehn Ehrenamtliche für ihr Engagement ausgezeichnet. Einer davon ist Martin Kluck: Der 31-Jährige unterstützt mit seinem bunten Modelabel zwei Grundschulen in Tansania.

Stuttgart - In Après-Ski-Bars in den Alpen dreht sich alles um Lieder mit schlüpfrigen Texten, um Alkohol und um Flirts. Dass dabei auch etwas Gutes entstehen kann, beweist Martin Kluck. Der Barkeeper in Ischgl, mit dem er ins Gespräch gekommen ist, hat ihn auf die Idee gebracht, eine Hilfsorganisation für Tansania und ein Modelabel in einem zu gründen. „Er wollte mir spontan mein T-Shirt abkaufen, aber ich habe nein gesagt“, erzählt der Stuttgarter. „Dann hat er mir hundert Euro gegeben und ich musste ihm versprechen, dass ich ihm zu Hause auch so ein T-Shirt mache und es ihm schicke.“

 

Die Geschichte des besonderen Kleidungsstückes geht so: 2008 hat Martin Kluck fünf Monate an einer Grundschule in Tansania unterrichtet. Zum Abschied schenkte ihm die siebenjährige Abigail einen Liebesbrief und eine Zeichnung: Ein kleines Männlein mit riesigem Kopf und ohne Arme, daneben stand „Love You“. Als Erinnerung an die schöne Zeit in Afrika hat sich Martin Kluck das Bild auf ein T-Shirt gedruckt.

Sechs Jahre und ein Skiurlaub in Ischgl später, steht Martin Kluck neben seiner Druckmaschine in einer kleinen Werkstatt, die sich in einem ehemaligen Fabrikgebäude in Feuerbach befindet, das sich heute mehrere Kreative teilen. Auf T-Shirts und Pullover, die unter fairen Bedingungen in Tansania hergestellt werden, drucken Martin Kluck und seine Freunde Zeichnungen, die alle von Kindern dieser Schule gemalt worden sind: Mal ist es ein Löwe, mal ein Nilpferd – Tiere der Serengeti, die für die Kinder dort so selbstverständlich sind wie für uns Hunde und Katzen.

Kipepeo bedeutet Schmetterling

Die T-Shirts und Kapuzenpullover werden über den eigenen Internetshop vertrieben und alle Erlöse gehen in das ostafrikanische Land. „Mit dem Geld unterstützen wir zwei Grundschulen“, sagt Martin Kluck. Damit werden die Schulgelder bezahlt, es geht in die Sanierung der Gebäude und in Bücher. Das Label heißt Kipepeo, das ist Swahili und bedeutet Schmetterling.

Weil Kluck fast täglich neben seinem eigenBeruf im Marketing einer Firma in Ludwigsburg abends in die Werkstatt geht und in seiner Freizeit T-Shirts und Pullover bedruckt, verpackt und verschickt, hat die Jury der Aktion Stuttgarter des Jahres entschieden, ihn auszuzeichnen. Kluck ist einer der zehn Preisträger, die am 31. März in den Wagenhallen für ihr Engagement gewürdigt worden sind. Die Stuttgarter Versicherungsgruppe und Stuttgarter Zeitung hatten den mit 3000 Euro dotierten Preis ausgelobt.

„Damit mal der Mensch im Vordergrund steht, der so viel für Kipepeo arbeitet, habe ich Martin für den Preis vorgeschlagen“, sagt Elisabeth Aichinger, eine Freundin und Mitstreiterin. „Er hat wie andere auch einen 40-Stunden-Job und macht das alles nebenher.“ Das hat auch Ingrid Macher beeindruckt, Jurymitglied und Rektorin der Rosensteinschule: „Menschen wie er zeigen, wie aus kleinen Anfängen große Erfolge werden können.“

Afrikanische Lebensfreude und Gastfreundschaft

Martin Kluck reist ein Mal im Jahr nach Tansania. Wenn der 31-Jährige erzählt, was er dort erlebt, leuchten seine Augen. Er ist beeindruckt von der Lebensfreude der Menschen, die – obwohl sie wenig haben – sehr stolz und gastfreundlich sind. „Die Kinder sind so fröhlich, das wollen wir mit den T-Shirts transportieren“, sagt Martin Kluck. „Wir würden nie mit Fotos werben, auf denen traurige, schwarze Kinder mit großen Köpfen und vielen Mücken zu sehen sind.“ Und dankbar sind die Menschen in Tansania, das haben ihn die Eltern von Vanessa spüren lassen. Weil das Mädchen dank Kipepeo einen Schulabschluss gemacht hat, wollten ihm die Eltern etwas schenken. Martin Kluck war dann doch überrascht, als der Vater ihm stolz einen Ziegenbock übergeben hat. Wie es sich gehört, hat Martin Kluck das Tier mit Freunden zubereitet und gegessen.

Der Barkeeper in Ischgl hat damals übrigens sein T-Shirt bekommen und mit den hundert Euro, die er Martin Kluck in die Hand gedrückt hat, wurde das Schulgeld für Abigail finanziert. So hat es sich der Barkeeper auch ausdrücklich gewünscht.