Der Torhüter des VfB Stuttgart engagiert sich unter anderem in der Tannheimer Nachsorgeklinik für krebskranke Kinder. Nicht nur deshalb ist er Juror für die Preisverleihung zum Stuttgarter des Jahres.

Stuttgart – Wenn Sven Ulreich über Diego redet, beginnen seine Augen zu leuchten. Diego ist acht Jahre alt und lebt in Fellbach Schmiden. Mit fünf Jahren ist er an Blutkrebs erkrankt; seit zwei Jahren hatte er keinen Rückfall mehr. Im September 2011 ist Diego mit Ulreich bei einem Spiel gegen den HSV in der Mercedes-Benz-Arena eingelaufen. Das Spiel ging 1:2 verloren. Dennoch war es für Diego und Sven Ulreich ein ganz besonderer Tag.

 
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Seither haben die beiden regelmäßig Kontakt. Mit seinem Mannschaftskameraden Christian Gentner ist der VfB-Torhüter einem Aufruf der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gefolgt und hat sich für Diego typisieren lassen. Gleichzeitig hat er im Freundes- und Bekanntenkreis dafür geworben, das ebenfalls zu tun. Und es fand sich tatsächlich ein Spender. „Es ist eine Freude zu sehen, wie der Junge aufblüht“, sagt Sven Ulreich, „und wie er endlich Dinge tun kann, die man halt mit acht Jahren so macht.“

Ulreich will für keinen anderen Club spielen

Der 25-jährige Schorndorfer Ulreich kam mit zehn Jahren zum VfB. Davor hat er beim TSV Lichtenwald und beim TSV Schornbach gegen den Ball getreten. 2008 stand er das erste Mal unter dem Trainer Armin Veh während eines Erstligaspiels im VfB-Tor: „Das war ein unglaubliches Gefühl.“ Seit dem Karriereende von Jens Lehmann im Mai 2010 ist Ulreich Stammtorwart. Sein derzeitiger Vertrag läuft bis 2017.

Der VfB Stuttgart ist für Ulreich Herz und Heimat. Er ist ein echter Roter: „Ich bin Spieler und Fan zugleich.“ Egal, ob auf dem Feld, auf der Ersatzbank, auf der Tribüne oder vor dem Fernseher, „ich fiebere immer mit.“ Er kann sich zurzeit nicht vorstellen, jemals für einen anderen Verein zu spielen. „Klar wäre es eine Ehre, wenn Clubs wie Manchester United oder Borussia Dortmund anfragen würden, aber das wäre eine extrem schwere Entscheidung für mich“, sagt er.

Statt Shoppen: Ulreich geht lieber mit dem Hund Gassi

Sven Ulreich ist auch ein Familienmensch. Er wohnt derzeit mit seiner Verlobten Lisa, einer angehenden Lehrerin, in Stuttgart. Im kommenden Jahre wollen die beiden heiraten. Kinder wünscht sich Ulreich auch, „aber erst in ein paar Jahren“. Nach wie vor hat er häufig Kontakt zu seiner Familie in Schorndorf. „Da bin ich regelmäßig, treffe mich mit Freunden. Für die bin ich einfach Sven und nicht bloß der Fußballprofi.“

Shoppen auf der Königstraße ist nicht sein Ding. Da streift er doch lieber mit der siebenjährigen Mischlingshündin Speedy durch die Wälder bei Schorndorf. Daheim bei seiner Mutter und der Schwester Kathrin ist der Glanz des Bundesligafußballs ganz weit weg.

Ulreichs Vater starb viel zu früh

Ein Schicksalsschlag hat das Leben von Sven Ulreich geprägt. Als er zwölf Jahre alt war, starb sein Vater im Alter von 46 Jahren an Krebs. Dieser war selbst Torhüter und stand bei den Spielen seines Sohnes fast immer am Spielfeldrand: „Es ist schade, dass er nicht mehr miterleben durfte, was ich seither erreicht habe.“

Auch daraus erklärt sich das Engagement von Sven Ulreich im Kampf gegen den Krebs. Regelmäßig besucht er mit einigen seiner Mannschaftskameraden die Kinderkrebs-Nachsorgeklinik in Tannheim im Schwarzwald. Der VfB Stuttgart hat seit Jahren eine Partnerschaft mit dem Krankenhaus für Kinder.

Sven Ulreich engagiert sich bei für den guten Zweck

Sven Ulreich ist gern bereit, bei Benefiz-Veranstaltungen zu helfen. Er gibt Torwarttraining in Schulen oder Autogrammstunden in Krankenhäusern: „Ich möchte meine Person und den Namen, den ich mir erarbeitet habe, einsetzen, um anderen Menschen zu helfen.“ Der Sportler kann sich gut vorstellen, bei einem eigenen sozialen Projekt als Schirmherr zu fungieren. „Dann muss ich aber hundertprozentig dahinter stehen“, sagt er. „Entweder ich mache so eine Sache richtig oder gar nicht.“

Seine Popularität ist Sven Ulreich jedenfalls nicht zu Kopf gestiegen. Es stört ihn auch nicht, wenn er auf der Straße angesprochen und nach einem Autogramm gefragt wird. „Das gehört einfach dazu“, sagt er und grinst. Und wenn es ihm wirklich mal zu viel wird, setzt er sich eine Sonnenbrille auf und trägt eine Baseballkappe.

Es gab auch Rückschläge in der Karriere von Ulreich

Auf die Frage, was er geworden wäre, wenn es nicht zum Profi-Fußballer gereicht hätte, weiß Sven Ulreich keine Antwort. Es gab für ihn nie eine Alternative. Er hat zwar nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann absolviert. Aber seine sportliche Heimat ist 7,32 Meter breit und 2,44 Meter hoch – das Fußballtor. Nach seiner Karriere könnte er sich vorstellen, als Trainer zu arbeiten. „Aber daran denke ich jetzt noch nicht. Wenn alles gut geht, kann ich noch zehn bis zwölf Jahre spielen.“

Es gab auch Rückschläge in der sportlichen Karriere von Sven Ulreich, gesundheitliche und sportliche. In der Saison 2005/2006 verletzte er sich beim Hallentraining so schwer an der Schulter, dass es sein Karriereende hätte bedeuten können. Auch in der aktuellen Hinrunde musste er wegen einer Verletzung am Daumen einige Wochen aussetzen.

Ulreich: Vorbilder sind wichtig

Sportlich ist Sven Ulreich derzeit unangefochten die Nummer Eins im Tor des VfB. Aber das war nicht immer so. Wenige Wochen nach seinem Debüt 2008 gab der damalige Trainer Armin Veh erneut Raphael Schäfer den Vorzug und schickte den damals 19-Jährigen Sven Ulreich zurück auf die Ersatzbank. „Das war nicht einfach“, sagt Ulreich heute.

Der Torhüter weiß, dass man mit Geld viel helfen kann. Er weiß aber auch, dass Vorbilder wichtig sind, besonders für Kinder und Jugendliche. Ihm ist bewusst, dass er sich durch seinen hohen Bekanntheitsgrad in einer solchen Vorbildfunktion befindet, und er geht damit verantwortungsvoll um. Sicher rutscht ihm mal ein Fluch raus: „Aber ich habe von meinen Eltern eine gute Erziehung genossen, und darauf bin ich stolz.“

Infos zur Aktion der Stuttgarter Zeitung

Der Preis Die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Versicherungsgruppe zeichnen zum ersten Mal ehrenamtlich engagierte Menschen aus. Dazu stiften sie den Preis „Stuttgarter des Jahres“, der mit insgesamt 30 000 Euro dotiert ist. Gesucht werden zehn Personen, die sich vorbildlich in der Gesellschaft einbringen. Das kann beispielsweise die Frau sein, die sich um ihre kranke Nachbarin kümmert; der Fußballtrainer, der auch mal einen Ämtergang für die Eltern seiner Spieler mit Migrationshintergrund macht; die Musiktherapeutin, die Kindern aus weniger betuchten Familien kostenlos Klavierunterricht gibt.

Die Jury Sechs Juroren entscheiden, welche zehn Kandidaten den Preis in Höhe von je 3000 Euro erhalten. Eric Gauthier . Er ist Chef der Gauthier Dance Kompanie und tritt mit seinem Ensemble unter anderem in Kindergärten, Jugendzentren und Altenheimen auf. Schwester Margret. Sie ist Ordensschwester und leitet die Franziskusstube für Obdachlose unter der Stuttgarter Paulinenbrücke. Ingrid Macher. Sie leitet die Rosensteinschule im Stuttgarter Norden. Die Schule war viele Jahre eine Brennpunktschule. Heute herrscht dort ein partnerschaftliches Miteinander unter den Schülern und Lehrern. Sven Ulreich. Der VfB-Torhüter setzt sich für krebskranke Kinder an einer Klinik in Tannheim, einem Ortsteil von Villingen-Schwenningen, ein. Außerdem sitzen der Chefredakteur der Stuttgarter Zeitung, Joachim Dorfs, und Frank Karsten, der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Versicherungsgruppe, in der Jury.

Die Paten Das Besondere am „Stuttgarter des Jahres“ ist, dass sich die Gewinner nicht selbst bewerben können, sondern von sogenannten Paten vorgeschlagen werden müssen. Wenn Sie also jemanden in Ihrem Umfeld kennen, der für Sie der „Stuttgarter des Jahres“ ist, der in Ihren Augen einer der zahlreichen stillen Helden in der Stadt und in der Region ist, dann melden Sie sich jetzt:

Schreiben Sie uns Ihren Vorschlag. Begründen Sie kurz, warum diese Person für Sie der „Stuttgarter des Jahres“ ist, und hinterlassen Sie uns Ihre vollständigen Kontaktdaten. Stuttgarter Zeitung, Ralf Gunkel, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart, per Mail an stuttgarter-des-jahres@stz.zgs.de oder online unter www.stuttgarter-des-jahres.de. Hier finden Sie auch weitere Informationen. (StZ)

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