Die Deutsche Meisterin Elisabeth Seitz vom MTV Stuttgart darf beim DTB-Pokal nicht im Weltcupturnier antreten. Das gefällt ihr ebenso wenig wie dem Ausrichter – doch Bundestrainerin Ulla Koch verteidigt die Entscheidung.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Es knistert ein wenig bei den deutschen Turnerinnen. Denn die nationale Meisterin Elisabeth Seitz vom MTV Stuttgart darf beim DTB-Pokal in der Stuttgarter Porsche-Arena dieses Wochenende nicht im Weltcup starten, sondern nur in der Team Challenge. Das schmeckt der amtierenden Olympia- und WM-Zehnten ebenso wenig wie dem Ausrichter. „Das ist ein schwerer Wermutstropfen“, sagt Wolfgang Drexler, der Präsident des Schwäbischen Turnerbundes (STB).

 

Diese Personalie birgt Zündstoff. „Wir haben Ende des vergangenen Jahres klare Nominierungskriterien aufgestellt“, verteidigt sich die Bundestrainerin Ulla Koch, die demgemäß Pauline Schäfer sowie Sophie Scheder als beste Turnerinnen des National Team Cups in Buttenwiesen ins Rennen schickt. „Wäre vereinbart worden, dass eine Lokalmatadorin starten soll, hätten wir das gemacht. Ich kann aber nicht meine eigenen Regeln einfach so brechen und wie ein Fußballtrainer ein- und auswechseln.“

Die Zuschauer nehmen den Terminwechsel gut an

Elisabeth Seitz, jüngst beim Weltcup in Glasgow starke Zweite, ist sichtlich enttäuscht. „Das wäre ein großes Ding für mich gewesen, als Stuttgarterin hier im Weltcup starten zu dürfen. Leider hat es nicht gereicht“, sagt die 22-Jährige. „Vor dem National Team Cup war ich krank und konnte nicht überzeugen – andere Ergebnisse haben ja leider nicht reingezählt.“

Der bisher im Herbst angesiedelte DTB-Pokal findet erstmals im Frühjahr statt. Das Traditionsturnier wird von diesem Jahr an als dritte und letzte Station des nun hintereinanderweg stattfindenden Mehrkampf-Weltcups im März ausgetragen und fiel deshalb 2015 aus. Für Samstag und Sonntag sind laut Jörg Hoppenkamps vom STB jeweils rund 4500 der 5000 Karten vergriffen. „Wir sind relativ beruhigt, dass der Terminwechsel von Seiten der Zuschauer ohne Probleme über die Bühne gegangen ist“, sagt der Cheforganisator.

Titelverteidiger Oleg Wernjajew darf nicht im Weltcup ran

Der Bundestrainer Andreas Hirsch begrüßt die Verlegung ausdrücklich. „Der Termin in der Aufbauphase ist wesentlich besser aus Turnersicht als spät im Herbst nach dem Hauptwettkampf im Jahr“, sagt der Berliner. Andererseits passt der DTB-Pokal gerade in dieser Olympiasaison vielen Spitzenathleten nicht in den Plan. 2014 waren sowohl bei den Frauen als auch Männern sechs der besten neun Athleten der vorhergehenden WM beim Weltcupturnier in Stuttgart am Start, womit die Serie erstmals ihrem Anspruch gerecht wurde. Heuer erfüllt dieses Kriterium nur der russische WM-Sechste Nikolai Kuksenkow.

Die Qualifikationskriterien wurden allerdings auch verändert. Statt der besten Einzelstarter der vorherigen WM dürfen diesmal die besten Teams der vorherigen WM jeweils einen Vertreter schicken. Das hat zur Folge, dass der ukrainische WM-Vierte und Titelverteidiger Oleg Wernjajew nur in der Team Challenge antreten darf. „Wir leben im Turnen von Gesichtern. In dieser Hinsicht ist die Veränderung des Reglements sicher kein Fortschritt“, sagt Andreas Hirsch. „Das mit den Weltcups ist schwer, es gibt kein Allheilmittel.“

Andreas Bretschneider vertritt Fabian Hambüchen

Für Deutschland wird außer Marcel Nguyen, der als Olympiazweiter neben Nikolai Kuksenkow und dem Olympiadritten Danell Leyva (USA) der bekannteste Starter im Weltcupturnier ist, am Sonntag Andreas Bretschneider antreten. Er vertritt Fabian Hambüchen, der kurzfristig wegen Schulterbeschwerden absagen musste.

Der Deutsche Meister ist deswegen in Köln in Behandlung. „Es ist schon ein massiver Befund“, sagt Andreas Hirsch. „Das ist eine bittere Sache für unser Team.“ Denn er braucht den Star eigentlich dringend für die zweite und letzte Olympiaqualifikation Mitte April beim olympischen Testturnier in Rio de Janeiro; bis Ende des Monats hält er ihm einen Platz in der Riege frei.

Die diese Woche aufgekommene Kritik, dass Fabian Hambüchen trotzdem in der ZDF-Fernsehshow „I can do that“ auftritt und damit die deutschen Olympiachancen gefährde, teilt Andreas Hirsch übrigens nicht. „Das sind Dinge, die da reininterpretiert werden, da kann ich mich nicht anschließen. Wenn er gesund wäre, würde er turnen“, sagt der Bundestrainer. Das Knistern erstickt er also direkt im Keim.