Die Landeshauptstadt hat bei asiatischen und arabischen Kunden noch Nachholbedarf. Doch Experten sind sich einig, dass die Landeshauptstadt das Potenzial hat, im Handel mit ausländischen Gästen ganz vorne mitzuspielen.

Stuttgart - München gilt als Topregion für Touristen aus der arabischen Golfregion, die bayerische Landeshauptstadt profitiert zudem besonders stark – neben Frankfurt am Main – von der Kaufkraft chinesischer und russischer Kunden. Stuttgart habe ebenfalls das Potenzial, im Handel mit ausländischen Gästen ganz vorne mitzuspielen, betonen Experten. Bei der Kundschaft aus der Schweiz klappt das schon jetzt sehr gut. „Stuttgart hat alle Merkmale einer Großstadt – und trotzdem Weinberge, das ist attraktiv“, sagt die gebürtige Libanesin Zeina Matar, die seit 2001 in Stuttgart lebt und als interkulturelle Beraterin für europäische Firmen tätig ist. Allerdings, auch da sind sich die Fachleute einig, müssten die Schwaben das Serviceangebot noch stärker auf die Klientel ausrichten.

 

Das Stuttgarter Modehaus Breuninger hat erkannt, dass der Umsatz mit Kunden aus Asien stetig steigt. Aus diesem Grund richtet das Unternehmen sein Marketing gezielt auf den neuen Kundenkreis aus. Es gibt Anzeigen in Reiseführern und Auftritte auf chinesischen Internetseiten und in sozialen Netzwerken. Als einer von wenigen Händlern in der Stadt akzeptiert Breuninger die in China bekannteste Kreditkarte. Außerdem beschäftigt das Unternehmen eine Verkäuferin, die Kunden aus China in deren Muttersprache betreuen kann. Lidan Hofmann-Sha, die seit zehn Jahren in Deutschland lebt, arbeitet seit zwei Jahren im Stuttgarter Stammhaus. Die gebürtige Chinesin verkauft alles von Alukoffern über italienische Designerhandtaschen bis hin zu Skistiefeln.

Golf und Skifahren kommen in China in Mode

„Meine Landsleute kaufen meist Koffer, Handtaschen für die Frauen, teure Küchenartikel und seit Kurzem auch Sportgeräte wie Golfschläger und Ski“, berichtet die 38-Jährige, „gerade die Sportarten für die Oberschicht kommen langsam in Mode.“ Was in China im Trend liegt und was nicht, läuft dabei nach demselben Schema ab wie in Europa oder den USA. Teenager etwa seien ganz scharf auf eine bestimmte Handtaschenmarke, so Hofmann-Sha: „Das hat einfach den Grund, dass eine in Asien bekannte Schauspielerin damit öffentlich zu sehen war.“ Der Einkauf in Deutschland lohnt sich für Kunden aus China auch finanziell. „Die Ware ist in der Regel günstiger, und die Leute sind sicher, dass sie die Originale bekommen“, sagt Hofmann-Sha. Ihrer Meinung nach halten ihre Landsleute große Stücke auf Deutschland. „Die Nation gilt als ehrlich und genießt hohes Ansehen in meiner Heimat“, sagt die 38-Jährige.

Doch Stuttgart gilt im Reich der Mitte nicht als Mode-, sondern als Autostadt. Dafür spricht auch das Ergebnis einer Studie der Einzelhandelsspezialisten Global Blue (siehe Grafik). Dort wurde analysiert, wo ausländische Kunden in Deutschland einkaufen. Bei den sogenannten Tax-Free-Umsätzen, den Einkäufen also, bei denen sich die Menschen die Mehrwertsteuer zurückzahlen lassen, liegt Stuttgart im Vergleich der deutschen Großstädte über 500 000 Einwohnern auf dem vorletzten Platz. Die Städte München, Frankfurt/Main und Berlin liegen in Bezug auf das Tax-free-Shopping an der Spitze, Stuttgart hat lediglich einen Anteil von weniger als zwei Prozent.