Die Kälte lässt Stuttgart weiter erstarren. Der Januar könnte der viertkälteste der vergangenen 56 Jahre werden. Trotzdem ist das Betreten der vereisten Wasserflächen nicht erlaubt. Doch nicht jeder hält sich daran.

Stuttgart - Der Frost hat die Stadt fest im Griff. Die Menschen pilgern auf die gefrorenen aber gesperrten Seen, die Stadt hat die Weihnachtspause auf einigen ihrer 33 Baustellen wegen der Kälte vom 9. Januar bis zum Ende des Monats verlängert, was vor allem den Straßenbau betrifft, nicht aber Stuttgart 21. Im Hafenbecken drückte sich am Dienstag der Eisbrecher „Stadt Stuttgart“ durch das im ruhigen Wasser schon ein paar Zentimeter starke Eis und die Netze BW notierte vier mutmaßlich der Kälte geschuldete Wasserrohrbrüche.

 

Eisige Zeiten und so wie es aktuell aussieht, läuft es auf einen Januar hinaus, der am Ende unter den fünf kältesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951 liegen könnte. Bereits jetzt ist der Januar 2017 mit einer Durchschnittstemperatur von minus 2.1 Grad ziemlich eisig und rangiert auf Platz sieben der Liste. Da es weiter frostig bleibt, dürften auch die minus 2,6 Grad aus dem Jahr 1954 und die minus 2,8 Grad von 1964 noch geknackt werden. Auch die minus 3,4 Grad aus dem Jahr 1979 liegen in Reichweite. Käme es dazu, wäre der Januar 2017 der viertkälteste in den vergangenen 56 Jahren. Zum Rekordjanuar von 1963 mit minus 6,0 Grad dürfte es aber eher nicht reichen. Damals fror zum letzten Mal der Bodensee komplett zu und auf dem aktuell im Stadtgebiet nur mit dünnem Eis bedeckten Neckar froren Schiffe ein und fuhren Tag und Nacht Eisbrecher.

In Böblingen darf geschliddert werden

Auch jetzt dürfte das bereits vorhandene Eis auf dem Neckar noch stärker werden und sollte die Kältewelle über das Ende der Woche Bestand haben, wäre auch eine richtig dicke Eisschicht wie 2012 möglich. Am Dienstag fuhr der Eisbrecher „Stadt Stuttgart“ schon mal durch das Hafenbecken zwei und drei. Dickes Eis hat es jetzt schon auf vielen Seen in der Stadt, die auch stark von Fußgängern und Schlittschuhläufern genutzt werden. Eigentlich ist auf allen städtischen Seen das Betreten des Eises untersagt, was aber wohl nur einige hindert. Am Wochenende herrschte reger Betrieb auf den städtischen Seen. „Wir können nur an die Vernunft der Leute appellieren“, sagt Hans-Jörg Longin, der Chef des Vollzugsdienstes der Stadt. Um die Ordnungswidrigkeit wirksam zu kontrollieren, fehle aber schlicht das Personal. Das Verbot nehme aber die Stadt aus der Haftung, wenn doch etwas passiert. Wie Stuttgart verfahren etliche Kommunen in der Region, allerdings nicht alle. In Böblingen hat die Verwaltung die Dicke des Eises im Oberen See messen lassen. „Es sind 15 Zentimeter, das reicht uns, um die Fläche freizugeben“, sagt Böblingens Pressesprecher Wolfgang Pfeiffer. Natürlich auf eigene Gefahr, aber mit von der Stadt gereinigter Eisfläche und Flutlicht bis 22 Uhr. Auf ein Messen des Eises will man sich in Stuttgart erst gar nicht einlassen. Schon im Jahr 2012 stellte die Verwaltung auf eine Anfrage der CDU kurz und knapp fest: „Die Messung der Eisdecke alleine ist für eine Aussage der Tragfähigkeit nicht ausreichend.“

Mann soll im Pfaffensee eingebrochen sein

Dass Eis gefährlich sein kann, soll ein Unfall am Wochenende 14./15. Januar belegen, der dem Forstamt gemeldet worden ist. Laut dem VizeAmtsleiter Hagen Dilling wurde dem Amt von einem Unbeteiligten eine Beobachtung gemeldet, nachdem ein Mann im Paffensee eingebrochen und von einem anderen aus dem Wasser gezogen worden sein soll. Über die näheren Umstände sei aber nichts bekannt. Dilling dazu: „Wenn es so war, zeigt das doch, dass die Sperrung sinnvoll ist.“