Das städtische Energiekonzept ist nun stimmig, konkret und ambitioniert – dennoch wird die Energiewende für die Stuttgarter immer noch nicht richtig greifbar, meint der StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Mittlerweile wissen es alle: OB Fritz Kuhn hat einen Hang zu Papieren und Konzepten, sei es zu Verkehr, Wohnen, Rotlichtviertel – oder jetzt zur Energie. Doch das neue Konzept zur Energiewende ist erstaunlich pragmatisch und konkret geworden, was die Chancen erhöht, dass am Ende wirklich etwas rauskommt.

 

Die einjährige Diskussionsphase hat dem Papier gut getan, und es zeigt nebenbei, dass man als Bürger durchaus mitreden kann; rund 90 Prozent der 220 Vorschläge finden sich im Energiekonzept wieder.

Und was taugt das Papier nun, auf das man drei lange Jahre warten musste? Es ist richtig, dass die Stadtwerke zum zentralen Akteur geadelt worden sind; das ist eine Ehre, aber auch eine riesige Verpflichtung: Jetzt muss das kleine Unternehmen zeigen, was es wirklich zu leisten imstande ist, beim Ausbau der Fotovoltaik oder der Nahwärmenetze. Wie immer, hängt das in erheblichem Maß vom Geld und damit vom Willen des Gemeinderates oder des Finanzbürgermeisters ab, ob Mittel freigegeben werden. Dass noch nicht definiert werden kann, was eine Maßnahme kosten wird und ob es die Gelder dafür gibt, bleibt eine entscheidende Schwäche des Konzepts. Auch die Zuständigkeiten bleiben oft noch unklar.

Ein weiteres Problem ist, dass für den Bürger die Energiewende in Stuttgart weiter nicht greifbar wird. Es wäre taktisch gut gewesen, die Stadt hätte mit dem Energiekonzept zum Beispiel die Aufstockung der Fördermittel für Haussanierungen verkünden können. Wie so oft bei Papieren, ist also auch das Energiekonzept ein Wechsel auf die Zukunft. Ob er eingelöst wird, ist offen. Aber dennoch: es ist ein gutes, stimmiges und beinahe umfassendes Konzept. Ob es verwirklicht wird, hängt von uns allen ab.