Das Konzept von OB Fritz Kuhn, Stuttgart in die Energiewende zu führen, geht in die richtige Richtung – Aufbruchstimmung verbreitet es allerdings nicht, meint StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - In München, wohin Fritz Kuhn zurecht ja gern des Fußballs wegen schaut, hat man die Energiewende in eine griffige Formel gepackt: „Bis 2025 wollen wir als erste Millionenstadt der Welt so viel Ökostrom selbst produzieren, wie ganz München verbraucht.“ Diese Vision ist anspruchsvoll und elektrisiert im besten Fall.

 

In Stuttgart hat OB Fritz Kuhn jetzt ebenfalls Ziele formuliert; auch sie sind ambitioniert, aber eben nur gemessen an den Stuttgarter Möglichkeiten – München hat seit 116 Jahren Stadtwerke, Stuttgart seit zwei. Vor allem aber verbreitet das Konzept keine Aufbruchstimmung. Es ist eine kluge Bilanz des bisher Erreichten und eine im Grundsatz richtige Strategie für die Zukunft. Aber noch wirkt alles theoretisch, der Bürger kann damit so gut wie nichts anfangen. Wie man zum Beispiel das Ziel erreichen will, die Quote bei der Sanierung von Gebäuden zu verdoppeln, bleibt vage – im Konzept liest man dann, neben dem tatsächlich wichtigen Contracting-Modell für Hausbesitzer, von „Entwicklung einer Initialberatung für Bürger zur Energieeinsparung“. Das ist enttäuschend.

Das Konzept enthält zu wenige mutige Aussagen

Nun soll das Papier ja ein Entwurf sein, und hätte die Stadt zu viel festgelegt, hätte man ihr vorgeworfen, die Bürger würden nur alibimäßig befragt. Insofern darf man dem Konzept nicht jetzt schon das Potenzial absprechen, mit Leben gefüllt zu werden. Man fragt sich aber schon, weshalb die Stadt zwei Jahre für dieses doch recht allgemeine Papier gebraucht hat, das vor allem die Auflistung bekannter Projekte enthält. Überraschungen gibt es nicht, mutige Aussagen ebenso wenig, persönliche Akzente des Oberbürgermeisters fehlen komplett. Doch es ist ein Entwurf: Jetzt sind alle gefragt, diese Mängel zu beseitigen.