Über die Jahre ist das Polizeirevier Flughafen personell auf Schrumpfkurs getrimmt worden – obwohl der Airport, die Landesmesse und die Bürowelt auf dem Filder-Airport immer weiter gewachsen sind.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Man kann nicht gerade sagen, dass Thomas Hepler der Flughafen oder die Landesmesse fremd wären. Vor Monaten, beim AfD-Bundesparteitag, war der 52-Jährige dort zuständiger Einsatzleiter für die festgenommenen Gegendemonstranten. 600 Menschen aus der autonomen Szene mussten in der Gefangenensammelstelle in Messehalle 9 verhört, registriert und versorgt werden. Hepler musste dafür sorgen, dass Organisation und Logistik klappten.

 

Nun aber bekommt es Hepler mit ganz anderen Größenordnungen zu tun: Pro Jahr zehn Millionen Passagiere, vier Millionen Flughafenbesucher und Abholer, 11 000 Beschäftigte, 3,5 Millionen Messebesucher. Dazu voraussichtlich eine Million Fahrgäste am neuen Fernbusbahnhof und noch mehr Millionen, wenn erst mal die Stadtbahnlinie U 6 zum Filder-Airport verlängert worden ist. Thomas Hepler ist am Freitag in das Amt des neuen Chefs des Polizeireviers Flughafen eingeführt worden.

Knapp auf Kante genäht

Dabei wird der Neue wieder reichlich Geschick für Organisation und Logistik einbringen müssen. Denn obwohl das Revier für eines der exponiertesten Orte des Landes zuständig ist, haben die Landesregierungen der letzten Jahrzehnte dort reichlich den Rotstift angesetzt. 42 Beschäftigte zählt die Dienststelle auf den Fildern noch. 1994 waren es noch knapp hundert gewesen. Weil die Aufgaben Objektschutz und Passagierkontrollen an die Bundespolizei abgegeben worden waren, hatte man im Innenministerium ausgerechnet, dass es auch mit der Hälfte gehen müsste.

Seither ist das Revier knapp auf Kante genäht. „Ein knapper Personalkörper“, formuliert es der scheidende Präsident des zuständigen Polizeipräsidiums Reutlingen. Daraus ergeben sich pro Schicht „schlanke Dienstgruppen“, sagt Matthias Bellmer, der von Juni 2014 an Revierführer war. Der 56-Jährige aus Eislingen wechselt zum Polizeipräsidium Einsatz in Göppingen.

„Schlank“ heißt freilich völlig abgemagert, wenn bei einigermaßen planbaren Abordnungen, Urlauben und Erziehungszeiten plötzlich eine Krankheitswelle durchs Revier schwappt. „Wir konnten prekäre Notlagen nur abfangen, weil Kollegen an ihren freien Tagen in anderen Dienstgruppen ausgeholfen und Doppelschichten gefahren haben“, sagt Bellmer.

Meistens geht es um Diebstähle

Dabei gibt es viel zu tun. Die Zahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr von 760 auf knapp 1000 gestiegen. Für 2016 gibt es keine Anzeichen von Entwarnung. Meist waren es Diebstähle, die Zahl stieg von 311 auf 365. Betrugsdelikte stiegen von 26 auf 71 Fälle. Jede dritte Straftat spielt sich auf dem Messegelände ab, nur etwas weniger in den Terminals.

Wer sagt denn, dass das Revier nur am Flughafen zu tun hat? Letztes Wochenende haben die Beamten bei der Herbstmesse zwei Trickbetrügerinnen dingfest gemacht. Die 51 und 53 Jahre alten Frauen aus Südosteuropa hatten mit Wechselgeld getrickst und 2000 Euro erbeutet. Offenbar reisende Profis: Ein Händler erkannte sie von einer Messe in Berlin wieder. Die Betrügerinnen landeten in Untersuchungshaft.

Der neue Fernbusbahnhof wird den Beamten ebenfalls reichlich Arbeit bescheren. Unter den Busreisenden gibt es auch problematischere Charaktere. Ein Duo wurde mit 850 Gramm Haschisch erwischt, ein Kurier hatte 1,2 Kilo Heroin dabei, ein anderer 5600 Pillen mit synthetischen Drogen. „Mit dem Fernbusbahnhof verändert sich einiges“, ahnt Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer.

Apropos Vorahnung: Am 10. Dezember gibt es für Heplers Revier wieder Alarm – beim Stuttgart Electronic Music Festival. Letztes Jahr hatte in der Messe eine aus Italien eingereiste Räuberclique zugeschlagen.