Das Geschäftsjahr 2013 hat dem Airport keine Zuwächse beschert. Auf die muss die Betreibergesellschaft wohl auch in Zukunft verzichten. Dennoch ist Stuttgart einer der profitabelsten Flughäfen in Deutschland.

Stuttgart - Es ist Sand ins Getriebe des einst „wie ein Schweizer Präzisionsuhrwerk“ laufenden Flughafens Stuttgart geraten, wie Georg Fundel, Geschäftsführer der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG), bei der Bilanzpressekonferenz für 2013 erläuterte. Konnte er in früheren Jahren regelmäßig Zuwächse vermelden, so verkündete er am Dienstag Zahlen, die fast durchweg eine Negativentwicklung dokumentieren: bei den Passagierzahlen minus 1,5 Prozent, beim Konzernumsatz minus 2,8 Prozent und beim Gewinn nach Steuern minus 21,2 Prozent auf 23,8 Millionen Euro.

 

Doch nicht jedes Minus ist negativ, wie Fundel in geübtem Zweckoptimismus verkündete. So sind zwar die Flugbewegungen ebenfalls zurückgegangen (minus 5,3 Prozent), dies habe aber auch positive Effekte. Zum einen sei durch die geringere Zahl an Starts und Landungen die Lärmbelästigung für die Anrainer gesunken, zum anderen ergebe sich durch die frei gewordenen Kapazitäten an Start- und Landeerlaubnissen die Möglichkeit, neue Fluggesellschaften für Stuttgart zu gewinnen.

Die Fluggastzahlen, die im vergangenen Jahr auf 9,589 Millionen gesunken sind (Jahr 2012: 9,735 Millionen), will Fundel nicht um jeden Preis wieder in die Höhe treiben. Entsprechend zurückhaltend sei man bei Verhandlungen mit Billigfluglinien, die laut dem Airport-Chef gerne nach Stuttgart kämen. Bei den Start- und Landegebühren sei man sich nicht einig gewesen. Die Preisschraube wolle man nicht ohne Not nach unten drehen. Zumal der Flughafen Stuttgart nach wie vor der Airport „mit der besten Umsatzrendite“ in ganz Deutschland und im vergangenen Jahr zudem schuldenfrei gewesen sei. Ersteres soll auch in Zukunft so bleiben. Hoffnungen auf Wachstum machte Fundel aber nicht: „Wir planen für 2014 mit einem Nullwachstum.“

Größere Fluggastauslastung

Der Rückgang der Passagierzahlen ist laut Fundel auf die gestiegenen Ticketpreise zurückzuführen sowie auf die Verknappung der Angebote durch die Airlines. Das Gute daran: Die Auslastung der Flugzeuge sei auf 75,9 Prozent gestiegen (2009: 70,2 Prozent). Saßen damals durchschnittlich 81 Personen in jedem Flugzeug, so waren es 2013 im Schnitt 101.

Größter Kunde am Flughafen ist die Lufthansagruppe mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent. Die Lufthansa-Tochter Germanwings absolviert mit 32,1 Prozent die meisten Starts und Landungen, gefolgt von Air Berlin (19,3 Prozent) und Tuifly (6,8 Prozent). Die marktbeherrschende Stellung von Lufthansa (LH) in Frankfurt, München und über die LH-Tochter Swiss auch in Zürich löst beim FSG-Chef wenig Freude aus. Denn dort würde LH teilweise günstigere Preise anbieten und damit Kunden aus Baden-Württemberg abwerben. Froh ist Fundel daher auch, dass Lufthansa mit Air Berlin derzeit noch einen großen Konkurrenten hat. „Wir hätten sofort eine enorme Preiserhöhung, wenn es mit Air Berlin nicht weiterginge“, sagte er. Die Preise könnten im Zuge der Konsolidierung aber weiter steigen.

Dass sich Stuttgart weiter warm anziehen muss, zeichnet sich nach den Wintermonaten ab. Erneut sei ein deutlicher Passagierrückgang von mehr als 4,5 Prozent zu verzeichnen. Dies liege nicht zuletzt daran, dass der Winterflugplan deutlich ausgedünnt sei. Rund 40 Prozent weniger Starts und Landungen als im Sommer würden da erfolgen, „in Frankfurt macht das nur zehn Prozent aus“. Kräftig zu Buche schlägt in der Bilanz 2013 auch der Baden-Airpark in Baden-Baden. 4,444 Millionen Euro Minus hat die FSG dort gemacht. 2012 waren es 1,7 Millionen Euro weniger.

Am Boden werden Gewinne erzielt

Um den Konzern erfolgreich in die Zukunft zu führen, setzt die FSG längst nicht mehr nur auf das Luftverkehrsgeschäft. Auch am Boden generiert sie Umsätze – und Gewinne. So wurden bei allen Beteiligungsgesellschaften, die Baden-Airpark GmbH ausgenommen, schwarze Zahlen geschrieben. Aber auch bei der Airport Grund Service GmbH, der Flughafen Stuttgart Energie GmbH und der Handels- und Service GmbH sind die Gewinne gesunken. Die an die Nachbargemeinden abgeführte Gewerbesteuer indes stieg an und wird laut Fundel weiter steigen. Knapp zwei Millionen Euro flossen in die Kassen der Kommunen, 208 000 Euro davon in die der Stadt Stuttgart.

Auch der Flughafen-Geschäftsführer Walter Schoefer, der für den Bereich „Non Aviation“ federführend verantwortlich zeichnet, musste einen geringeren Umsatz und Gewinn hinnehmen. Die geringeren Fluggastzahlen hätten sich auf Parkeinnahmen, das Mietwagengeschäft und die Gastronomie negativ ausgewirkt. Dennoch ist er zufrieden. 95,8 Prozent der Gewerbeflächen seien vermietet – „zu auskömmlichen Preisen“ – , die Investitionen, die aktuell getätigt würden, seien zukunftsweisend. „Wir wollen den Flughafen Stuttgart zum am besten erschlossenen Standort in Baden-Württemberg ausbauen“, erklärte Schoefer. So würden bis zum Jahre 2023 rund 600 Millionen Euro auf den Fildern investiert – in das Stuttgart Airport Busterminal, die Deutschlandzentrale von Ernst & Young sowie einen Verwaltungsneubau für die FSG.