Mehr als eine Million Menschen haben in diesem Jahr das Stuttgarter Frühlingsfest besucht. Vor allem die Zelte sind gut gefüllt gewesen.

Stuttgart - Kurz vor Ende des 73. Frühlingsfestes auf dem Cannstatter Wasen ziehen die Veranstalter eine positive Bilanz. "Wir haben erreicht, was wir uns erhofft hatten", sagt Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft "In Stuttgart". Schon jetzt seien so viele Wasenbesucher gezählt worden, wie im Vorjahr. Mit dem abschließenden Wochenende könne man also in jedem Fall ein Plus verzeichnen. "Wir rechnen mit 1,2 Millionen Besuchern", sagt Kroll. Vor allem das sonnige Wetter während der vergangenen drei Wochen und die Osterferien hätten dazu beigetragen, dass die Besucher zum Rummel strömten. Aber auch parallel laufende Veranstaltungen wie die Heimspiele des VfB hätten für zusätzliche Gäste gesorgt.

 

Die Veranstaltung habe sich zu einer beliebten Adresse entwickelt und sei mittlerweile das größte Frühlingsfest in Europa, so Kroll. Die Besucher würden nicht nur aus Stuttgart und der Region anreisen, sondern bundesweit. So verzeichnen die Veranstalter in diesem Jahr zehn Prozent mehr Reisebusse, mit denen Gäste von außerhalb zum Wasen kommen. Zunehmend kämen auch Besucher aus dem Ausland, sagt Abteilungsleiter Marcus Christen von "In Stuttgart", vorwiegend aus Österreich, der Schweiz und Italien. "Bisher sind die ausländischen Besucher nur zum Volksfest gekommen, jetzt tauchen sie verstärkt auch beim Frühlingsfest auf", so Christen. Logistische Probleme hätten die steigenden Besucherzahlen keine bereitet. In den Festzelten hätten rund 1000 Plätze mehr als in den vergangenen Jahren zur Verfügung gestanden. Damit sei die Gesamtzahl auf 10.000 Plätze gestiegen, das Almhütten-Dorf mit eingerechnet: "Diese Erweiterung hat sich gerechnet."

Zufrieden zeigt sich auch Joachim Hohl, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Südwest Stuttgart. Konkrete Zahlen will er nicht nennen, zu welchen Fahrgeschäften es die Besucher besonders stark ziehe, ändere sich regelmäßig. "Das ist ein Auf und Ab." Das gleiche gelte auch für die Wahl zwischen Bude und Zelt. "In diesem Jahr läuft es eben in den Festzelten sehr gut." Die Bilanz für die Schausteller fällt dennoch nicht schlechter aus, denn sie hatten im Vergleich zum verregneten Vorjahr mehr Gäste. Gut angekommen bei den Wasen-Besuchern sind die neuen Fahrgeschäfte Rocket und Intoxx. "Neues ist immer gefragt", sagt Hohl. Wichtiger als eine neue Attraktion sei für die Schausteller auf dem Frühlingsfest aber die Qualität der Fahrgeschäfte. "Unser Hauptaugenmerk gilt der Sicherheit der Besucher." Ob die Wasengänger dann die Fahrt im Breakdance wählen oder lieber zum Dosenwerfen gehen, ist für Hohl zweitrangig. "Wir sind eine Solidargemeinschaft", sagt der Schaustellerchef.

Von 100 Gästen 50 in einer Tracht

Erfreulich sei auch, dass es trotz der hohen Besucherzahlen keine schwerwiegenden Vorkommnisse gegeben habe, so Christen. Allerdings ist laut Polizei die Zahl der Vorfälle insgesamt gestiegen. Gut zu tun hatten auch die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Man habe Besucher verstärkt in ärztliche Betreuung übergeben müssen, sagt der DRK-Bereitschaftsleiter Sven Woicke. Vorwiegend habe es Herz-Kreislauf-Beschwerden gegeben, schon wegen des teils sehr warmen Wetters. Zudem seien wegen der Ferien mehr Jugendliche als sonst bei ihnen gelandet. Ansonsten liege die Steigerung aber im Rahmen. "Es gab keine Besonderheiten wie Schlägereien. Alles in allem war es friedlich." Das betont auch Andreas Kroll: "Wir hatten ein schönes und friedliches Frühlingsfest."

Zudem eines mit einem besonderen Schmankerl, wie Hohl findet: "Vor zehn Jahren hat man sich nicht getraut, einen Mensch in Tracht per Handschlag zu begrüßen, jetzt sind von 100 Gästen 50 in einer Tracht zu sehen", sagt er. Es sei der Pionierarbeit der Wirte zu verdanken, dass dieser Trend hin zur Tracht nicht nur beim Volksfest, sondern zunehmend auch auf dem Frühlingsfest zu sehen sei: "Das ist einfach schön und heimatverbunden." So sei die zweite Kollektion der Baden-Württemberg-Tracht teilweise ausverkauft, sagt Christen. Pünktlich zum Volksfest sei die zünftige Kleidung wieder auf dem Markt.

Zuvor gilt es aber, den letzten Tag des Frühlingsfestes auszukosten, das am Sonntag nach dann 23 Tagen mit einem großen Feuerwerk zu Ende geht. Dabei hoffen die Veranstalter, dass das Wetter bis zuletzt mitspielt. "Das Finalwochenende wird zeigen", sagt Andreas Kroll, "wie wir in diesem Jahr abschließen."

Rummel auf dem Wasen

Abschluss: Am Sonntag endet das Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen. Gegen 21.45 Uhr beginnt das abschließende Musikfeuerwerk. Der mehrfache Pyrotechnik-Weltmeister Joachim Berner schießt dafür 650 Feuerwerkskörper in den Himmel. Das Schauspiel dauert etwa 15 Minuten, die beste Sicht haben Besucher rund um das Eingangstor zum Festplatz zwischen Infopavillon und Cannstatter Kanne. Bei Regen fällt das Feuerwerk aus. Die Fahrgeschäfte auf dem Frühlingsfestes schließen um 23 Uhr.

Vorschau: Das 74. Frühlingsfest beginnt am 21. April 2012 und endet 23 Tage später am 13. Mai 2012. So lange müssen Wasenbesucher allerdings nicht warten: im Herbst gibt es zuvor noch die 166. Auflage des Cannstatter Volksfestes. Der Fassanstich ist am 23. September, geöffnet hat das Volksfest bis zum 10. Oktober.

Literatur: Zum 73. Frühlingsfest hat der Stuttgarter Autor Gerhard Wörner alias Gecko Keck ein Wasenbuch veröffentlicht: „Pias Traum oder Wie kam der Hase auf den Wasen?“ Prominente wie der Moderator Alfred Biolek, der Musikmanager Bär Läsker und der ehemalige Fußballprofi Hansi Müller haben daran mitgearbeitet. Das Buch ist im Buchhandel und im Internet unter www.wasen.de für 14,90 Euro erhältlich.