Die Sicherheitskräfte sind im Einsatz wie jedes Jahr, doch bisher ist noch wenig passiert auf dem Cannstatter Wasen. Der Eindruck, die Sicherheitsvorschriften seien verschärft worden, trügt unterdessen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Am Dienstag erwarten Polizei, Rettungsdienste und Jugendschützer einen großen Einsatz. Etwa zur Mittagszeit kommen die ersten Jugendlichen aufs Frühlingsfest, um den sogenannten Realschultag zu feiern, das Ende ihrer Prüfungs- und damit auch Schulzeit. In den Vorjahren kam es dabei zu zahlreichen Vorfällen, weil viele Jugendliche stark angetrunken waren. Neben den Sicherheitskräften sind dann auch Sozialarbeiter der Evangelischen Gesellschaft (Eva) im Einsatz. „Es passiert immer wieder, dass Jugendliche dabei zum ersten Mal richtig viel trinken. Wenn sie umkippen – oder möglichst zuvor – kümmern wir uns um sie“, sagt Klausjürgen Mauch von der Mobilen Jugendarbeit.

 

Bisher ziehen Polizei und Rettungsdienste aber ein positives Fazit. Das Fest verlief ruhig, auch wenn es am Rande des Festgeländes so aussieht, als wären die Sicherheitsbestimmungen verschärft worden: Beide Fluchttreppen zur Mercedesstraße hin, die sonst nur beim Sicherheitskonzept für das Volksfest im Herbst vorgesehen sind, stehen schon. Sie sind dafür gedacht, dass in einer Paniksituation oder bei einer Gefahrenlage auf dem Wasen möglichst schnell alle Besucher das Gelände verlassen können, schneller als über die normalen Gassen und Wege.

Zahl der Taschendiebstähle ist rückläufig

Der Aufbau der Fluchttreppen bereits im Frühjahr statt erst im Herbst hängt aber nicht mit dem Frühlingsfest zusammen. „Das ist wegen des Kirchentags“, erläutert Jörg Klopfer, der Pressesprecher der Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart. „Unter anderem wird auf dem Wasen ein Abschiedsgottesdienst mit erwarteten 100 000 Besuchern stattfinden“, sagt Klopfer. Die Treppen sind Teil des Fluchtwegekonzepts, das vor drei Jahren umgesetzt wurde. Es war nach der Massenpanik während der Love Parade in Duisburg überarbeitet worden.

Insgesamt geht es auf dem Frühlingsfest in diesem Jahr offenbar ruhiger zu als in den Jahren zuvor. In den bisher veröffentlichten Polizeiberichten zeichnet sich als Trend ab, dass die Zahl der Taschendiebstähle in den Festzelten deutlich zurückgegangen ist. Die Polizei hat es vor allem mit anderen Diebstahlsdelikten und Schlägereien zu tun. Und nicht alles, womit sich die Beamten beschäftigen müssen, findet auf dem Festgelände statt. Immer wieder kommt es vor, dass Festbesucher, die zu viel getrunken haben, auf stark befahrenen Straßen unterwegs sind – sogar auf der Bundesstraße 10.

Immer wieder geraten Betrunkene auf die Bahngleise

Ein Brennpunkt ist nach Festende auch der Bahnhof Bad Cannstatt, hier ist die Bundespolizei zuständig. Die Beamten kümmern sich vor allem um die sichere An- und Abreise. Stark alkoholisierte Festbesucher bringen sich nach Erfahrung der Polizei immer wieder selbst in Gefahr – was für die Landespolizei die Fußgänger auf der Bundesstraße sind , ist für die Bundespolizei die Meldung, dass Personen im Gleisbereich sind. Wie gefährlich es ist, wenn Wasenbesucher auf dem Heimweg nicht aufpassen, zeigt der Satz von Jonas Große, dem Sprecher der Bundespolizei: „Ich musste schon offene Unterschenkelbrüche erstversorgen.“ Wegen der großen Gefahr müssen Schienen für den Bahnverkehr gesperrt werden, sobald Personen dort sind.

Außer Polizei und Rettungskräften bedeutet das Frühlingsfest auch einen Großeinsatz für Mitarbeiter der Stadt. Sie kümmern sich um Themen von der Hygiene bis zum Jugendschutz. Das Jugendamt überprüft zusammen mit der Polizei, ob die Festwirte unerlaubt Alkohol an Jugendliche ausschenken. Das Ordnungsamt kontrolliert Lebensmittel – vor allem Bier, Eis, Fischbrötchen und Salat.