Für Schausteller und Wirte gelten Beschränkungen für die Lautstärke der Beschallung. Eine neue Regelung limitiert die Bässe – den Wirten geht das zu weit. Es fehle einfach der Kick, der die Besucher von den Bänken reißt und jeden tanzen lässt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Stimmung in seinem Zelt sei nicht schlecht, sagt der Festwirt Karl Maier. Aber dennoch sei in diesem Frühjahr auf dem Wasen etwas anders als sonst. „Die Leute stehen auf den Bierbänken und warten, dass es richtig losgeht. Und dann geht es nicht los“, fasst er zusammen, was er an manchen Abenden beobachtet hat. Was fehlt für den Kick, damit alle richtig abgehen können? „Ich bin kein Toningenieur“, räumt Maier ein. Eine Erklärung, warum die Musik nicht alle, die auf den Bänken stehen, völlig vom Hocker reißt, kann er dennoch geben – und die ist tontechnischer Natur.

 

Die neuen Regeln der Stadt für die Begrenzung des Wasenlärms seien dafür verantwortlich. Dass es einen Deckel für die Geräuschkulisse des rauschenden Feierns gibt, die bei 80 Dezibel (dBA) liege, ist nicht neu, „und die halten wir auch locker ein.“ Hinzugekommen sei nun die Begrenzung eines anderen Wertes, der als dBC angegeben wird, und der die Bassfrequenzen misst. „Seit wir den limitieren müssen, klingt es blechern.“ Wenn der dBC-Wert die Marke von 90 Dezibel erreicht, ist für den Kollegen am Mischpult Schluss.

Grandl hofft auf eine einvernehmliche Lösung

Auf das fehlende Wummern führt es der Chef des Göckelesmaier-Zelt zurück, dass er schon am ersten Wasenwochenende in fröhliche und erwartungsvolle, aber auch ein bisschen enttäuschte Gesichter geblickt habe. „Mit diesen um bis zu fünf Dezibel abgesenkten dBC-Werten können wir keinen Sound erzeugen, der den Leuten das Wohlgefühl vermittelt, das sie wollen“, sagt Karl Maier. Allerdings: Die Stimmung ist an diesem Samstagabend in seinem Zelt trotzdem bombig. Die Menschen stehen auf den Bänken und singen so laut, dass man meinen könnte, sie wollen die Band übertönen. Und Pärchen tanzen in den Gassen zwischen den Tischreihen.

„Zu uns sind auch noch keine Beschwerden durchgedrungen“, sagt Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft InStuttgart. Kein einziger Besucher habe bisher gesagt, dass ihm die Musik zu leise gewesen sei, fügt er hinzu. Die Begrenzung des Geräuschpegels hält er insgesamt für sinnvoll. „Wenn man über den Wasen geht, hört man tatsächlich fast nichts mehr von der Musik in den Zelten. Die Maßnahmen erreichen das Ziel zur Lärmreduzierung sehr gut.“ Die Begrenzung auf 80 dBA bestehe schon seit mehreren Jahren, den limitierten dBC-Wert habe der Gemeinderat im vergangenen Jahr nachgeschoben. „Wir setzen das nun beim Frühlingsfest zum ersten Mal um“, sagt Kroll.

Wirte fordern Nachbesserungen

Dass die Wirte Nachbesserungen fordern, kann er nachvollziehen: „Eingemessen wird bei leeren Zelten, vor Beginn des Frühlingsfests. Wir haben natürlich daran gedacht, noch einmal in vollen Zelten zu messen, haben das aber noch nicht gemacht.“ Man werde dann sehen, ob man noch nachbessern müsse, sagt Kroll.

„Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam mit der Stadt eine gute Lösung hinbekommen“, betont der Wirt Hans-Peter Grandl. Wie sein Kollege Maier hat auch er in seinem Hofbräuzelt festgestellt: „Wir brauchen die Bässe, um das Wohlgefühl zu bekommen.“ Wenn zu wenig Bässe ankommen, dann klinge die Musik blechern und nicht mitreißend. „Ich bin überzeugt, dass InStuttgart auch an einer guten Lösung gelegen ist. Wir sind schließlich weithin als eine Stadt mit zwei schönen Volksfesten bekannt, auf denen Stimmung herrscht – das soll so bleiben“, fügt Grandl hinzu.

Niemand will ein „Atemlos-Verbot“

An einem Punkt sieht sich Maier im Nachteil gegenüber seinen Kollegen: „Mein Zelt fürs Frühlingsfest ist niedriger. Dieses Mal wurde aber der Geräuschpegel drei Meter über dem Dach gemessen, und nicht 15 Meter über dem Boden, wie bisher.“ Da sei ja klar, dass von seinen dicht unterm Dach hängenden Boxen mehr ankomme. „Aber dadurch dringt ja auch mehr nach außen“, kontert Andreas Kroll.

Über eine andere Lärmdiskussion kann man auf dem Wasen indes herzlich lachen: Die bizarre Diskussion über das Verbot des Helene-Fischer-Liedes „Atemlos“, bei dem die Fans angeblich besonders laut mitsingen. Der Stadtrat Robert Kauderer (Freie Wähler) war – so rückten es seine Fraktion und sein Kreisverband nun gerade, „falsch verstanden worden“, als ihn die Bild-Zeitung zitierte, er fordere ein Atemlos-Verbot. Niemand wolle das. Und „für die Freien Wähler geht es auch völlig in Ordnung, dass der Sängerin Helene Fischer mit dem Titel „Atemlos durch die Nacht“ ein Ohrwurm und Party-Hit ersten Ranges gelungen ist“, heißt es in einer Mitteilung.

Damit sich auch unerfahrene Besucher auf dem Wasen zurechtfinden haben wir in einer interaktiven Karte die Hightlights des diesjährigen Frühlingsfestes markiert. Außerdem gibt die Grafik Hintergrundinfos zu Anreise, Familientagen und Feuerwerk.