Endlich hat auch Stuttgart einen Gestaltungsbeirat. Die acht auswärtigen Experten hätten zum Auftakt deutlich gemacht, dass sie Klartext reden wollten, meint StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Der Gestaltungsbeirat hat seine Arbeit aufgenommen. Endlich, muss man sagen, denn aus der Perspektive der stets auf Sparsamkeit bedachten Stadtverwaltung war es nicht nachvollziehbar, lange Jahre auf den Rat von Experten zu verzichten, die aus purer Lust an qualitätvoller Gestaltung und für wenig Spesen ihre großen Büros verlassen, um in der Fremde an der Optimierung von Projekten mitzuarbeiten.

 

Der Anfang war vielversprechend, von den Defiziten einmal abgesehen, die den Zuhörern die Teilnahme an den konstruktiven Debatten erschwerte. Hoffentlich ist es möglich, die acht Weisen nicht nur über Gebäude befinden zu lassen, sondern – eine gute Einarbeitung natürlich vorausgesetzt – mit ihnen auch städtebauliche Entwicklungen zu diskutieren. So wäre es doch sehr interessant zu erfahren, wo die Beiräte die Interimsspielstätte für Oper und Ballett ansiedeln würden.

Der Gemeinderat ist wohl davon ausgegangen, mit der Finanzierungszusage im Haushalt ausreichend zur Optimierung städtebaulicher Qualität beigetragen zu haben. Mehr Interesse an der Arbeit des Beirats, zumal bei der Premiere, wäre allerdings ein guter Hinweis an Investoren und Architekten gewesen, dass die Politik dieses Gremium auch wirklich ernst nimmt.

Keine Angst vor großen Namen

Wobei die Beiräte mit ausreichend Selbstbewusstsein ausgestattet sind, auch namhafte Kollegen wie etwa Vittorio Lampugnani zu korrigieren. Klartext, lautet das erfrischende Motto, wie die Debatte über den Abriss eines alten Hauses im Leonhardsviertel zeigte. Es fällt schwer, sich solche Debatten im SWSG-Aufsichtsrat oder im Technischen Ausschuss vorzustellen.