Die als "Fahrradstraße" ausgewiesene Eberhardstraße ist für Radler gefährlicher denn je. Viele Autofahrer ignorieren die Beschilderung.

Stuttgart - Die Stadt muss die seit einem Jahr als "Fahrradstraße" ausgewiesene Eberhardstraße zwischen Tagblattturm und Kaufhaus Breuninger zu Gunsten der Radfahrer nachbessern. Das Stuttgarter Regierungspräsidium hat als Aufsichtsbehörde die Stadt bei einem Gespräch auch schon "in der Sache beraten".

 

Seit Oktober 2010 haben die Radler in der umgewidmeten Eberhardstraße Vorfahrt - sie dürfen dort auch nebeneinander fahren. Andere Fahrzeuge sind nur zugelassen, wenn das blau-weiße Radlerschild durch zusätzliche Hinweise (frei für Autos oder Taxis) ergänzt wird. Fahrradstraßen kommen überall dort in Betracht, wo der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder werden soll.

Noch ist im Rathaus keine Entscheidung gefallen

Nach Ansicht des Regierungspräsidiums funktioniert Stuttgarts Fahrradstraße nicht. "Wir haben die Stadt darauf hingewiesen, dass die Straße für Radfahrer optimiert werden sollte", erklärt Peter Zaar, der Sprecher des Regierungspräsidiums. "Dort gibt es viele Parkplätze für Autos und viel Parksuchverkehr", so Zaar. Stattdessen empfehle man mehr Stellplätze für Fahrräder einzurichten.

Noch ist im Rathaus - vor allem im Blick auf den Abbau von Parkplätzen - keine Entscheidung gefallen. Als eine mögliche Lösung wird innerhalb der Verwaltung an einen "Rückbau von Stellplätzen entlang der Eberhardstraße ohne die Behindertenstellplätze" gedacht. Ob es so kommt, ist aber höchst fraglich. "Die Eberhardstraße liegt im Spannungsfeld zwischen Radfahrer- und Geschäftsinteressen", heißt es dazu inoffiziell im Ordnungsamt.

Autofahrer missachten Verkehrsregelung

Offizielle Aussagen gibt es aber auch. "Wir kennen das Problem", betont Bernd Eichenauer, der stellvertretende Leiter der Straßenbehörde. "Die in der Eberhardstraße geltende Verkehrsregelung wird mindestens von 70 Prozent der Autofahrer missachtet, weil die meisten Autofahrer das Schild Fahrradstraße nicht kennen." An der Ecke Nadler-/Eberhardstraße verbietet das blaue Schild mit weißen Radsymbol den Autofahrern, nach rechts abzubiegen. Auch die aus Richtung Breuninger kommenden Fahrzeuge dürfen an der Kreuzung Nadlerstraße nicht geradeausfahren, sondern nur noch nach links in die Dorn- oder nach rechts in die Nadlerstraße zur Rathausgarage abbiegen. Frei ist der Abschnitt zwischen Nadlerstraße und Torstraße in Richtung Tagblattturm nur für Linienbusse und Taxis.

"Alle anderen müssten eigentlich draußen bleiben, sie tun es aber nicht", stellt Eichenauer fest. "Deshalb herrschen in der Eberhardstraße verkehrsunsichere Zustände", meint der Verkehrsexperte. "Das können wir so nicht länger hinnehmen."

Fahrradstraße für Radfahrer gefährlicher den je

"Viele Autofahrer biegen verbotenerweise von der Nadlerstraße nach rechts in Richtung Torstraße ab", sagt auch die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, die selbst viele Termine mit dem Rad wahrnimmt. Die Fahrradstraße sei für Radfahrer gefährlicher den je. "Viele Auto-, aber auch Radfahrer halten sich nicht an die dort geltenden Regeln." Oft parkten auch Fahrzeuge lange in der zweiten Reihe.

"Die Stimmung zwischen Auto- und Radfahrern ist deshalb gereizt, die Tonlage dementsprechend", erklärt die Bezirksvorsteherin. So könne es auf keinen Fall mehr weitergehen. Bis zum Frühjahr müsse diese Verkehrssituation entschärft sein. "Dann muss es zwischen Nadlerstraße und Breuninger auch mehr Stellplätze für Fahrräder geben", fordert Kienzle. Obwohl der November sicherlich nicht zu den stärksten Monaten für das Radfahren zähle, seien viele Räder in diesem Abschnitt an Verkehrsschilder, Geländer und Handläufe angekettet. "Das zeigt doch, dass hier ein großer Bedarf an Abstellplätzen besteht."

Das Ordnungsamt will den Gefahrenpunkt Eberhardstraße rasch entschärfen. "Wir denken über eine neue Verkehrsführung und weniger Parkplätze nach", sagt Eichenauer. In Richtung Torstraße signalisiere auf jeden Fall schon bald ein zusätzliches rundes rotes Schild mit weißem Balken den Autofahrern, dass die Durchfahrt verboten sei. "Ich hoffe, dass dieses Schild, das jeder Autofahrer kennt, auch akzeptiert wird", sagt Eichenauer. Beim Thema Parkplätze sei noch nichts entschieden. Er könne sich aber in der Fahrradstraße mehr Stellplätze für Behinderte und für Anlieferer reservierte Entladezonen vorstellen.