Mit dem 2:0 über den MSV Duisburg feiern die Stuttgarter Kickers den dritten Sieg in einer Woche. Mit dem Klassenerhalt und dem Einzug in den DFB-Pokal hat der Club sämtliche Saisonziele bereits erreicht.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Stimmung auf Degerlochs Höhen, im Bauch der altehrwürdigen Haupttribüne des Kickers-Stadions von 1976, sie ist prächtig gewesen am Samstagnachmittag. Also drang der Ohrwurm „Atemlos“ des Schlagerstars Helene Fischer aus der Kabine nach draußen – und drinnen wurde unter den Spielern kräftig gejohlt und gefeiert. Die Drittligapartie der Stuttgarter Kickers gegen den MSV Duisburg ist zwar nichts für Fußball-Feinschmecker gewesen – aber sie wurde durch Tore von Enzo Marchese per Foulelfmeter (32.) und von Sandrino Braun per Sonntagsschuss (83.) von den Stuttgartern immerhin mit 2:0 (1:0) gewonnen. Dies war ein Grund für die spontane Teamfete.

 

Denn durch die drei Siege innerhalb von einer Woche – zuvor gewannen die Stuttgarter in der Liga mit 1:0 gegen Saarbrücken sowie am vergangenen Mittwoch mit 2:0 im WFV-Pokal-Halbfinale in Großaspach – hat sich der Club endgültig aller Sorgen entledigt. Das primäre Ziel des Vereins in der dritten Liga, den Klassenverbleib, hat die Mannschaft bereits seit einiger Zeit realisiert. Erstmals seit der Saison 2006/2007 stehen die Kickers in der nächsten Spielzeit nun wieder im DFB-Pokal. Weil der Gegner im WFV-Pokalfinale aus Heidenheim in der dritten Liga mit Sicherheit unter die ersten vier Teams kommt (diese Clubs sind automatisch im DFB-Pokal dabei), reicht bereits die Teilnahme am württembergischen Cupendspiel.

Auf Umwegen in den DFB-Pokal

Als Tabellenfünfter mit lediglich zwei Zählern Rückstand auf den VfL Osnabrück könnten sich die Kickers, bei denen Marco Calamita bis 2016 verlängert hat, aber auch noch direkt über die Liga für den DFB-Pokal qualifizieren. In diesem Fall käme es dann zwischen der SG Großaspach und dem SSV Ulm, den beiden Verlieren der Halbfinals im WFV-Pokal, zu einem Entscheidungsspiel. Auch der Sieger dieser Partie stünde dann in der nächsten Saison in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals.

Horst Steffen will sein Team aber nicht mit aller Macht auf den vierten Tabellenplatz hieven. „Ich möchte meine Mannschaft jetzt nicht mit einem neuen Saisonziel nerven“, sagte der 45-Jährige nach dem Sieg über die Zebras vom Meidericher SV, jenem Club, für die der Kickers-Trainer einst als Mittelfeldmann 76 Spiele in der ersten und zweiten Bundesliga absolviert hat. „Wir wollen lieber guten Fußball zeigen, ohne Druck spielen und die bestmöglichen Ergebnisse holen“, sagte Steffen.

Gegen den MSV Duisburg hatte sein Team tatsächlich fast das Optimum herausgeholt. Denn die vom ehemaligen Kölner Profi Karsten Baumann trainierten Gäste hatten in einer schwachen Begegnung lange Zeit mehr vom Spiel. Doch der MSV nutzte seine Chancen nicht. Das lag zum einen am eigenen Unvermögen – und zum anderen an dem 21-jährigen Mark-Patrick Redl im Tor der Kickers. Eigentlich ist der Blondschopf hinter den verletzten Markus Krauss und Daniel Wagner ja nur die Nummer drei im Verein. Gegen Duisburgs Patrick Zoundi (45.) und Kevin Wolze (55.) rettete Redl aber zweimal prächtig.

Die Kickers, bei denen sich der fleißige Stürmer Randy Edwini-Bonsu bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung die Bestnote verdiente, nutzten derweil gleich ihre erste Möglichkeit. Bonsu war von der Grundlinie nach innen gezogen und konnte im Sechzehner von Gegenspieler Markus Bollmann nur durch ein Foul gestoppt werden. In solchen Fällen ist bei den Stuttgartern der Kapitän zur Stelle: Enzo Marchese verwandelte den Elfmeter sicher.

Sandrino Braun hat ein gutes Gefühl

„Nachdem ich geschossen hatte, dachte ich sofort: ‚Das könnte etwas werden’“, umschrieb Sandrino Braun seinen zweiten Saisontreffer. Sieben Minuten vor Abpfiff zog der Mittelfeldspieler aus 25 Metern ab und erwischte das Spielgerät voll, sodass der Ball unhaltbar im Duisburger Netz landete. „Im Training gehen zwar auch mal ein paar Bälle in die Wolken, aber Distanzschüsse hat der Sandrino schon drauf“, analysierte Steffen den Kunstschuss des Ex-Pfullendorfers. „Die drei Siege in Folge haben die Stimmung richtig gesteigert“, sagte Braun vor der Auswärtspartie am Samstag beim Halleschen FC: „Jetzt können wir alles viel entspannter angehen.“