Die Kickers bestätigen mit dem 2:0 über Großaspach ihre gute Form. Sandrino Braun und Daniel Engelbrecht schießen die Tore für die Stuttgarter, die auf dem Relegationsplatz drei überwintern.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Reutlingen - Bei der Gegenpartei hat es sich zwar um ein bemitleidenswertes Häuflein von nur 48 Großaspacher Fans gehandelt. Dennoch konnten sich die Anhänger des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers ihren sarkastischen Kommentar nicht verkneifen. Der eingewechselte Daniel Engelbrecht hatte erneut Torjägerqualitäten bewiesen, indem er den Ball mit der Stiefelspitze am Torhüter Christopher Gäng vorbei zum 2:0-Endstand ins Netz stupfte (79.); nun also stimmte der Kickers-Anhang sein bissiges Liedchen an: „Wir steigen auf – und ihr steigt ab!“, sang man in Richtung des Gästeblocks.

 

Weil die Stuttgarter nun seit immerhin acht Spielen ungeschlagen sind und weil sie zudem in den drei Partien der Rückrunde mit drei Siegen die optimale Ausbeute erzielt haben (nur der Tabellenführer Bielefeld kann da mithalten), bringt sich der Club tatsächlich immer mehr mit dem Thema zweite Liga in Verbindung. Die fürs Erste rundum glücklichen Kickers überwintern also auf dem Relegationsplatz drei. Weil das eigene Stadion im Februar fertig wird, weil der Kapitän Enzo Marchese bald wieder mitmischt und weil sich Daniel Engelbrecht immer mehr hervortut, stehen auch die Vorzeichen für 2015 glänzend.

Trotzdem weisen die Offiziellen in Degerloch sämtliche Aufstiegsszenarien weiterhin von sich: „Wir schauen lieber von Spiel zu Spiel“, beschwichtigte etwa Horst Steffen nach dem Sieg vor 3160 Fans. Lieber gab der Trainer die Losung für die abendliche Weihnachtsfeier aus: „Ich habe von den Jungs sehr viel verlangt. Jetzt dürfen sie es ruhig mal krachen lassen.“

Zwei Chancen für Großaspach

Im Derby gegen die von Uwe Rapolder trainierten Großaspacher hatten die Kickers zuvor nur zweimal den Atem anhalten müssen: Das war bei guten Tormöglichkeiten von Pascal Sohm und dem ehemaligen Stuttgarter Stürmer Tobias Rühle, die in der Anfangsphase aber beide überhastet verzogen. Dann fingen sich die Gäste von der SGS einen Treffer ein, den Michele Rizzi hinterher als „so ein komisches Eiertor“ treffend umschrieb: Sein Torwart Gäng faustete aus der Bedrängnis heraus den Ball genau vor die Füße von Sandrino Braun, der aus zentraler Position keine Mühe hatte, ins leere Tor einzuschieben – 1:0 (29.).

„Wir sind gut gestartet, haben dann aber vorne und hinten einige entscheidende Fehler gemacht“, sagte Rapolder, der mit seinem Team als 18. nach einem Zwischenhoch nun wieder auf einem Abstiegsplatz rangiert. Der Trainer, dessen Elf nach der berechtigten Gelb-Roten Karte für Nico Jüllich nach wiederholtem Foulspiel (66.) in Unterzahl geriet, ist sich der Schwere der Aufgabe voll bewusst. Rapolder setzt aber auf den Umstand, dass der Aufsteiger aus Großaspach nach der Winterpause bei 16 verbleibenden Spielen noch zehnmal im heimischen Fautenhau ran darf: „Zuhause tun wir uns einfach leichter.“

Starke Heimbilanz an der Kreuzeiche

Das geht auch den Kickers so, die in Reutlingen noch nie verloren haben – und auf eine starke Heimbilanz von acht Siegen bei vier Unentschieden verweisen können. „Wir stehen zurecht auf Platz drei, denn wir haben mit unserer jungen Mannschaft gezeigt, dass wir auch Ausfälle kompensieren können“, sagte der Innenverteidiger Hendrik Starostzik, 23. Tatsächlich merkte man dem Spiel der Kickers nicht an, dass in Elia Soriano (Kreuzbandriss), Enzo Marchese (Innenbandanriss) und Gerrit Müller (fünfte Gelbe Karte) drei wichtige Akteure fehlten. „Unser Teamgeist stimmt eben“, ergänzte Starostzik: „Und der Trainer macht die Jungen noch besser.“

Frischen Wind bringt vor allem der dynamische und robuste Daniel Engelbrecht ins Spiel, der auf Sorianos Position im Sturmzentrum erneut traf. Engelbrecht hat beim VfL Bochum bereits kurz Zweitligaluft geschnuppert – und sagte: „Noch fehlt mir die Fitness für 90 Minuten. Aber ich weiß, was ich kann.“ Während die Kickers nach der Winterpause vor allem ihre Bilanz gegen die direkte Konkurrenz im Aufstiegsrennen verbessern müssen, redete der erfahrene Uwe Rapolder nicht lange drum herum. „Ein Verein wie die Kickers“, sagte der Großaspacher Trainer, „der gehört einfach in die zweite Liga.“