Das 2:0 des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers gegen die U23 des FSV Mainz war ein Arbeitssieg, klar. Mit sieben Punkten aus der englischen Woche können die Stuttgarter zufrieden sein. Und jetzt kommt Dortmund.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Reutlingen - Am Ende wollte doch tatsächlich ein kleiner, grüner Käfer Horst Steffen an den Kragen – doch der Kickers-Coach konnte das lästige Insekt am Hals zur Seite schaffen, tiergerecht wohlgemerkt. Der Trainer jedenfalls war auf der Hut – wie zuvor auch seine Mannschaft. So muss es sein, auch wenn das Spiel gegen die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05 nicht immer den Kickers-Vorstellungen entsprach. „Das war ein bisschen ein Sommerkick“, sagte der Sportdirektor Michael Zeyer nach dem über weite Strecken doch recht zähen 2:0-Sieg.

 

Die schwüle Hitze forderte im dritten Spiel innerhalb von acht Tagen ihren Tribut. „Eine englische Woche ist für den Kopf sehr anstrengend“, sagte der Kickers-Stürmer Elia Soriano, der vor der Pause die beiden besten Möglichkeiten zur Führung vergeben hatte. „Wir betreiben eben ein laufintensives Spiel, das spürt man dann schon“, fügte Sandrino Braun hinzu, der den ersten Treffer nach einem Marchese-Freistoß vorbildlich verlängert hatte, sodass Gerrit Müller nur noch einzuschieben brauchte. Der Bann war gebrochen – nach einer Stunde Spielzeit.

Und somit just in time, nachdem Horst Steffen, trotz des nicht gerade berauschenden Auftritts seiner Mannschaft, in der Pause zur Mannschaft sprach: „Ich hatte das Gefühl, das Spiel gewinnen zu können.“ Gesagt, getan. Im Gegensatz zum Schweizer Kollegen Martin Schmidt: Wir wollten 60, 70 Minuten ein 0:0 halten“ sagte der Mainzer Trainer, dessen Marschroute noch rechtzeitig durchkreuzt wurde.

Bei Mainz schwinden die Kräfte

Die von Steffen immer wieder eingeforderte Geduld gepaart mit den Einwechslungen von Randy Edwini-Bonsu (für den an der Leiste verletzten Lhadji Badiane) war also von Erfolg gekrönt, weil – anders als noch am Dienstag im Derby in Großaspach – beim jungen Gegner doch die Kräfte und damit auch die Ordnung vor allem in der Defensive schwanden. Das nutzten die Kickers recht clever aus. Dass dann Edwini-Bonsu nach herrlichem Pass von Besar Halimi noch den Schlusspunkt markierte, war einmal mehr der Beweis, dass die Kickers immer noch Alternativen besitzen, zumal auch Marco Calamita bis zum nächsten Punktspiel wieder zur Verfügung stehen dürfte. Fazit Steffen: „Die Mannschaft wirkt relativ stabil – ohne großen Ausreißer nach unten.“

Somit sind in der englischen Woche sieben Punkte rausgesprungen, das kann sich in der bisher sehr ausgeglichenen dritten Liga durchaus sehen lassen. Die macht jetzt zwar Pause – für die Kickers geht es jedoch nahtlos weiter. Und zwar mit dem Höhepunkt der Saison schon nach vier Spielen: dem DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund, das spätestens seit Samstagmittag, 16 Uhr, seine Schatten voraus wirft. „Darauf bereiten wir uns jetzt vor und dann wollen wir das Spiel genießen“, sagt Sandrino Braun.

Die Kickers sind im Saft - ein Vorteil?

Vielleicht ist es ja gar nicht so übel, dass die Kickers schon mitten in der Saison stehen, während die für Dortmund ernsthaft erst mit dem Supercup-Auftritt am Mittwoch gegen die Bayern beginnt. „Das kann schon ein kleiner Vorteil sein“, sagt Steffen und fügt hinzu: „Wir werden uns was überlegen.“ Dortmund soll in Bedrängnis kommen. Ob er an seine Sensation glaubt. „Ich glaube an meine Mannschaft“, sagt er ganz diplomatisch. Und: glaubt die denn an sich?

„Wir haben eine Chance, sonst müssten wir ja gar nicht erst antreten“, betont Soriano – auch aus Erfahrung. „Mit Karlsruhe habe ich im Pokal gegen den HSV auch schon getroffen. Vielleicht gelingt es jetzt wieder.“ Und wenn nicht, halb so wild. Das Gute am Pokal ist: Die Kickers haben nichts zu verlieren, zumal schon 28 000 Karten verkauft sind. Das war am Samstag gegen den namenlosen Aufsteiger ganz anders. Da konnten sie eigentlich nur verlieren – und haben gewonnen.

Stuttgarter Kickers: Korbinian Müller – Leutenecker, Fennell, Stein, Baumgärtel – Halimi, Marchese, Braun – Gerrit Müller (84. Gaiser), Soriano (77. Miftari), Badiane (46. Edwini-Bonsu).

FSV Mainz 05 II :Zentner – Schilk, Weil, Felix Müller, Roßbach – Falkenmayer, Bohl (76. Reinhardt) – Gärtner (66. Klement), Höler, Wachs (55. Franzin) – Bouziane.

Schiedsrichter Huber (Bogen).
Zuschauer 2260.
Tore 1:0 Müller (60.), 2:0 Edwini-Bonsu (80.).