Die Blauen kommen auf keinen grünen Zweig: Die Stuttgarter Kickers verlieren auch gegen Koblenz mit 0:1 – und sind nun Viertletzter der Regionalliga, das ist ein Abstiegsplatz.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Es gab nur einmal Applaus am Samstag im Gazi-Stadion. Vor dem Spiel der Kickers gegen Koblenz, als die Mannschaft geschlossen zum Fan-Block lief. Rund zwei Stunden später herrschte das blanke Entsetzen auf den Rängen. Die schwarze Serie der Blauen geht weiter: auch im neunten Spiel nacheinander gab es beim 0:1 gegen Koblenz keinen Sieg – unter Trainer Tomasz Kaczmarek in vier Spielen erst zwei Punkte. Immerhin sagte der: „Mannschaft und Verein sind sich bewusst, dass wir in einer prekären Situation angekommen sind.“. Das ist noch harmlos ausgedrückt. Aktuell wären die Kickers Absteiger. „Wir kämpfen bis zur letzten Patrone.“ Soll heißen noch zehn Spiele oder 900 Minuten. Die letzten in der Regionalliga? Die Probleme werden jedenfalls nicht weniger.

 

Der Trainer Tomasz Kaczmareks Vorschusslorbeeren (immerhin Vertrag bis 2019) sind schon verwelkt, eher der Frühling so richtig begonnen hat. Zwei magere Punkte aus vier Spielen unter seiner Regie sind sogar die schlechteste Bilanz aller drei bisherigen Übungsleiter (zuvor Alfred Kaminski und Dieter Märkle) in dieser Runde. Die Idee mutig und über die Flügel nach vorne zu spielen hatte durchaus Charme, doch im Abstiegskampf (den der 32-Jährige bisher nicht kannte) geht es zunächst einmal auch darum, die Defensive zu stabilisieren. Aber: dem Gegner reicht im Zweifel eine Chance. Nicht nur die Mannschaft braucht deshalb schnell ein Erfolgserlebnis, vor allem auch der Trainer, damit seine Spieler weiter an das Glauben, was er ihnen vermittelt. Und Kaczmarek weiß: „Fußball ist ein Ergebnissport.“

Umbruch bringt Unruhe

Die Mannschaft Auch wenn Koblenz zuletzt 23 Punkte aus neun Spielen geholt hat, stellte sich die Mannschaft zwar kompakt, aber vor allem nach vorne als äußerst bieder dar. Bestes Beispiel: Erste Ecke in der 66. Minute. Doch die Gäste schienen zu wissen, was sie können – und was nicht. „Mit dieser Mannschaft darf man nie da unten stehen“, sagte Koblenz’ bester Andreas Glockner zum Gegner. Das Problem: Die Kickers präsentieren sich nicht als Mannschaft.

Das liegt mit daran, dass es im Winter wieder einen größeren Umbruch als geplant gegeben hat. Um den Konkurrenzkampf zu stärken, dafür fehlt jetzt eine klare Hierarchie. Kaczmarek wies vor der Partie auf Verletzte (Schulz) und Sperren (Pfeiffer) hin. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere ist, dass der Trainer nach wie vor der auf der Suche nach einer Stammelf ist. Aber Abstiegskampf ist nicht die Zeit für Experimente. Bleibt die Frage: Warum spielt Lukas Scepanik (schwache Standards) und nicht Josip Landeka; warum Ryan Malone, der in Ulm aufgrund von Formschwäche nicht mal in Kader stand und der Innenverteidigung keine Stabilität bringt (während Marvin Jäger von der U 23 als Ersatz für den verletzten Antonio Morella seine Sache sehr ordentlich gemacht hat); was macht eigentlich Shqipon Bektashi im Sturm außer Bälle zu vertändeln; und welche Rolle spielt der in der Hinserie starke Sebastian Mannström, dessen Selbstvertrauen unter dem Rein-Raus-Aktionismus auch nicht gerade steigt.

Die Konkurrenz punktet

Lage der Liga Im Abstiegskampf punkten praktisch alle Mannschaften – nur die Kickers nicht. Und was sagt der Trainer? „Ich bin nicht geholt worden, um die ersten vier Spiele zu gewinnen, sondern um den Klassenverbleib zu schaffen.“ Auch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn das Ziel war, so früh wie möglich in Sicherheit zu sein, um auch fußballerisch die Weichen in eine erfolgreichere Zukunft zu stellen. Die steht jetzt in den Sternen. Bei einem Abstieg ist alles infrage gestellt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, auch bei Kaczmarek. „Vielleicht kommen uns die nächsten Partien entgegen. Da treffen wir auf Gegner, die mehr mitspielen wollen.“

Erst in Offenbach, dann gegen den VfB II, dessen Coach Andreas Hinkel (ebenso wie Thomas Berthold, der einen engen Draht zum Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Dinkelacker besitzt) unter den 2760 Zuschauer weilte. Kaczmarek: „Wir wissen jeden Fan zu schätzen, der an uns glaubt.“ Die Gäste-Fans unter den 2760 Besuchern hatten da ihr Urteil schon gefällt und skandiert: „Absteiger!“