Schlimmer geht’s nimmer: die Stuttgarter Kickers haben gegen Werder Bremen II 0:2 verloren und sind Tabellenletzter der dritten Liga. Damit ging auch das Heimdebüt des neuen Trainers Stipic daneben.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Der Kickers-Trainer Tomislav Stipic ist noch auf Wohnungssuche. Hoffentlich verläuft die erfolgreicher als seine Heimpremiere am Samstag. Denn der Einzug in den Zweitwohnsitz Gazi-Stadion – „unser Wohnzimmer“, wie der Kroate vorab sagte – ging gründlich daneben. Nach der 0:2-Niederlage sind die Kickers nicht nur im Abstiegskampf, sondern Tabellenletzter. Das würde aktuell die Kündigung in der dritten Liga bedeuten. Also herrscht Alarmstufe Rot bei den Blauen. Aus verschiedenen Gründen.

 

Der Trainerwechsel ist zunächst einmal verpufft, so muss man es nach einem Punkt aus zwei Spielen sagen, zumal am Samstag nicht gegen eine Spitzenmannschaft verloren wurde, sondern gegen das bisherige Schlusslicht. Dem reichten einfache Mittel zum Erfolg. Stipic hatte nicht personell, aber taktisch etwas umgestellt. Gegen den Ball wurde in einem 4-4-2-System agiert, in Ballbesitz spielte die Mannschaft im bisherigen 4-3-3. Bis zur Winterpause will der neue Kommandogeber nicht alles bisherige (und zuletzt wenig bewährte) über den Haufen werfen. Dennoch verspricht er: „Sie werden den wahren Stipic noch sehen – und die Mannschaft, die das Spiegelbild des Trainers ist.“

Spiegelbild der bisherigen Saison

Gegen Bremen war die eher ein Abziehbild der bisherigen Saison, in der sie in alte Verhaltensmuster zurückfiel, nachdem Stipic vorher betont hatte: „Man darf von uns jetzt auch keine Wunderdinge erwarten.“ Ein Sieg gegen das Schlusslicht hätte es aber schon sein dürfen. Von der Einstellung her kann man der Mannschaft wenig Vorwürfe machen, was das Verhalten angeht indes schon. Beim ersten Tor kommt es nach Schiedsrichterball in der eigenen Hälfte zu einem langen Pass, bei dem erst Marc Stein patzt, dann Alessandro Abruscia, so dass Lorenzen unhaltbar ins lange Ecke einschießen kann. „So etwas darf nicht passieren“, schimpfte der Kapitän Enzo Marchese. Beim zweiten Treffer schlafen die Kickers nach einem eigenen Einwurf, nach dem Leon Guwara mit einem Distanzschuss erfolgreich war.

Dazwischen lag eine Viertelstunde lang Aufflackern bei den Kickers. Erst traf Elia Soriano (wie später Starostzik) das Aluminium, dann korrigierte der Schiedsrichter eine Einscheidung: Rot gegen Bremens Jesper Verlaat und Elfmeter für die Kickers. Der Linienrichter hatte zurecht auf Abseits entschieden. „Ich glaube, man hat gesehen, dass wir uns nach der Halbzeit viel vorgenommen hatten“, meinte Marchese.

Allerdings tritt die Mannschaft nach nur zwei Punkten aus zehn Spielen („Da steht man zurecht da, wo wir stehen“, so Präsident Rainer Lorz) nicht gerade mit breiter Brust auf. In der Bekleidungssprache würde man wohl von Körbchengröße A sprechen. Ein wenig sah es auch der Trainer so. „Mir kam es heute vor, als würde eine U 23 gegen eine Männermanschaft spielen“, sagte Stipic zu den vertauschten Rollen. Was auch die Frage nach Neuzugängen aufwarf: „Erst einmal sollten wir uns auf die Spieler konzentrieren, die wir hier haben und denen das Vertrauen schenken – danach sieht man weiter.“

27 Mann im Kicker-Kader

An der Quantität mangelt es ja nicht: 27 Mann tummeln sich inzwischen im Kader. Vielleicht fehlt aber die Qualität (vor allem defensiv), was die Kaderplanung des zuständigen Michael Zeyer in den Fokus rückt. Der sagt: „Das war richtig schwach, wir müssen viel verbessern.“ Vor allem die Organisation im Spiel zwischen Abwehr und Angriff. Es gibt viel zu tun, in jeder Beziehung. Der kalkulierte Zuschauerschnitt von 5500 gerät zunehmend in Gefahr.

3385 kamen zur Partie am Samstag. Doch auch die treusten Fans hatten am Ende die Nase voll und flüchteten zwar nicht aus dem Stadion, aber (mit Weihnachtsliedern) in Ironie. Und pfiffen dazu. Auf ihre Mannschaft? „Wir haben das Publikum mit unserem guten Offensivfußball auch verwöhnt“, lautet Marcheses eigene Sicht der Dinge. So gesehen kommen die beiden nächsten Spiele nicht ungelegen. Erst in Chemnitz, dann bei Fortuna Köln. „Das muss in unserer Situation kein Nachteil sein“, sagt Stipic. So weit ist es also schon gekommen: Die Kickers fühlen sich im eigenen Wohnzimmer nicht mehr wohl.