Der Drittligist aus Stuttgart steigert seine Einnahmen, hat aber auch mehr Ausgaben. Vor allem das DFB-Pokalspiel gegen Dortmund spült den Stuttgarter Kickers Geld in die Kassen, so dass unter dem Strich ein kleines Plus steht.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Eines steht fest: so viel Applaus hat die Mannschaft der Stuttgarter Kickers im Gazi-Stadion schon lange nicht mehr bekommen wie am Dienstag Rainer Lorz, der am späten Abend auf der Mitgliederversammlung für weitere drei Jahre zum Präsidenten bestellt worden ist. Zuvor war der Aufsichtsrat um dessen Vorsitzenden Christian Dinkelacker nach einer zwischenzeitlich turbulenten Diskussion über das Blockwahl-Verfahren mit 14 Gegenstimmen gewählt worden, so dass in dem Gremium nun auch der Ex-Profi Fabian Gerster sitzt, der Heinz Höfinger ersetzt. „Das ist die schönste Tat an diesem Abend“, sagte Dinkelacker zu der Bestätigung von Lorz.

 

Zuvor hieß es: Bilanz ist nicht gleich Bilanz. Zumindest nicht für einen Fußballverein. Sportlich genügt dafür ein Blick auf die Tabelle – und die offenbart bei den Kickers nach 17 Spielen in der dritten Liga 17 Punkte. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr standen immerhin 27 Zähler auf dem Programm – das bedeutet ein Minus von 37 Prozent.

Glücklicherweise zeigt die wirtschaftliche Seite ein anderes Bild. Da konnte Rainer Lorz im SSB-Waldaupark den 240 anwesenden von insgesamt 2270 Mitgliedern ein stattliches Plus von 15,5 Prozent vorweisen, was die Umsatzerlöse des Vereins angeht: die stiegen von 6,590 Millionen Euro auf 7,616 Millionen. „Das ist vor allem auf höhere Einnahmen aus dem Spielbetrieb sowie den DFB-Pokal zurückzuführen“, so Lorz.

Denn trotz des vorübergehenden Umzuges nach Reutlingen, wo im Durchschnitt nur 2400 Besucher pro Partie kamen, wurde diese Zuschauerzahl am Ende noch auf 4420 gesteigert. Der Grund: zu den sieben Heimspielen im umgebauten Gazi-Stadion kamen im Schnitt 7500 – für die Kickers ein absoluter Spitzenwert. In dieser Saison hat der Verein 5500 Besucher pro Spiel veranschlagt. „Das steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg“, sagt Lorz – und der lässt aktuell zu wünschen übrig. Siehe oben.

Kickers profitieren vom DFB-Pokal

Was das vergangene Geschäftsjahr (bis zum 30. Juni) angeht, profitierten die Blauen vom DFB-Pokal, der den Kickers das attraktive Los Borussia Dortmund bescherte. Unter dem Strich blieben trotz erheblicher Kosten wie dem Umzug nach Cannstatt ungefähr 500 000 Euro als Einnahme übrig – so dass die Bilanz des Clubs am Ende ein kleiner Gewinn von 25 969,47 Euro ziert.

Dennoch stiegen die Verbindlichkeiten (Schulden) von 2,68 Millionen Euro auf knapp 3,2 Millionen, was zum Beispiel auch mit der Finanzierung der Videotafel im Stadion zusammenhängt. Unabhängig davon bezeichnet Lorz die Summe zwar nicht als bedrohlich, betont aber: „Das ist immer noch eine Situation, in der wir nicht über den Berg sind.“ Im Gegensatz zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme, als die Kickers „auf der Intensivstation lagen“, sei die Schuldenlage nun aber klar strukturiert. So konnten etwa die Altlasten gegenüber der Familie des Ex-Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler abgelöst werden.

In der laufenden Saison kalkulieren die Kickers übrigens mit einem ähnlichen Etat von rund 7,5 Millionen Euro, wobei sich die Personalkosten für die Profis von 2,7 Millionen auf rund drei Millionen Euro erhöhten. Bisher ohne den gewünschten Erfolg. Was zeigt, dass Geld allein nicht immer Tore schießt. Wobei die Kickers im Vergleich zu anderen Drittligisten (der durchschnittliche Personaletat aller Clubs liegt bei 3,15 Millionen) in diesem Bereich aufgeschlossen haben. „Ein Fußballverein lebt aber nicht allein von den Finanzen“, sagte Lorz, „sondern von dem, was man daraus macht – und da müssen wir uns fortentwickeln.“

Am besten schon am Samstag auf dem Platz gegen Werder Bremen II, dann gibt es auch mal wieder Applaus für die Spieler.