Die Stuttgarter Kickers haben den Start in die dritte Liga verpatzt – und 1:2 beim SV Wehen Wiesbaden das Auftaktspiel verloren. Am Ende gab es Aufregung, weil ein Treffer der Kickers zu Unrecht annulliert worden ist.

Wiesbaden - Es sollte einen Moment dauern, ehe sich Horst Steffen, der Trainer der Stuttgarter Kickers, beruhigt hatte. Noch in den Katakomben des Wiesbadener Stadions hatte er nach der 1:2-Niederlage beim SV Wehen einen Spieler zusammengestaucht, der gerade dabei war, Interviews zu geben. Minuten später hatte sich der Puls des 45-jährigen dann aber doch wieder beruhigt, und der Coach saß bei der Pressekonferenz zumindest äußerlich entspannt auf dem Podium. „Ich war einfach enttäuscht über die Niederlage. Und wenn man sich als Spieler dann hinstellt und redet und redet, während die Mannschaft auf das Auslaufen wartet, halte ich das nicht für angebracht“, klärte Steffen sein Verhalten nach Spielschluss auf.

 

In der Tat gab es an diesem heißen Sommernachmittag gleich mehrere Gründe, warum der Kickers-Trainer haderte. Dabei war in der ersten Hälfte noch alles nach Wunsch verlaufen: Nach der schnellen Führung durch das Traumtor von Nick Fennell (8.) nach einer Ecke traten die Schwaben sehr selbstbewusst auf. Was aber fehlte, war ein zweiter Treffer, denn die Kickers ließen mehrere hochkarätige Möglichkeiten ungenutzt. Nur Sekunden nach Wiederanpfiff vergab Sandrino Braun frei vor dem Tor eine hundertprozentige Torchance. „Wenn ich getroffen hätte, wäre das Spiel wohl entschieden gewesen“, meinte Braun später. „Wir haben gut gespielt, uns aber leider nicht belohnt“, trauerte auch der eingewechselte Shkemb Miftari den vergebenen Chancen hinterher.

Der Schiedsrichter war nicht ganz unschuldig

Also fassten die Wehener Mut und hatten das Glück, dass sich die Kickers gleich zweimal bei Freistößen ungeschickt anstellten. „Wir haben die Tore zu leicht bekommen“, brachte es der Innenverteidiger Marc Stein auf den Punkt. Beim Ausgleich durch einen Kopfball von José Pierre Vunguidica (50.) schaute die Hintermannschaft nur zu. Und beim Treffer von Alexander Riemann (67.), Wehens Neuzugang vom VfB II, sah der Torwart Korbinian Müller, der bereits beim ersten Tor eine Mitschuld trug, ganz schlecht aus. Ein unglücklicher Einstand für den Neuzugang aus Unterhaching, der das Duell gegen Mark-Patrick Redl in der Vorbereitung für sich entschieden hatte. „Er spielt fußballerisch sehr gut mit und hat Erfahrung. Müller wird Nummer eins bleiben“, erstickte Steffen eine mögliche neue Torhüterdiskussion bereits im Ansatz. Auch wenn er hinzufügte: „Klar muss er die Torwartecke zumachen.“

Dass Müller und Braun die Unglücksraben waren, daran hatte wiederum Christian Bandurski großen Anteil. Der Schiedsrichter versagte den Schwaben fünf Minuten vor dem Ende den fälligen Ausgleich, als Wehens Torwart Markus Kolke einen Freistoß aus beinahe 40 Metern von Enzo Marchese durch die Fingerspitzen ins Netz gleiten ließ. „Der Torwart unterläuft einfach den Ball, reagiert dann theatralisch, und der Schiedsrichter fällt drauf rein“, ereiferte sich Fennell nach dem Spiel. „Für mich war es das 2:2, für den Schiedsrichter nicht“, kommentierte der Stuttgarter Coach diese entscheidende Szene. „Es war ein unglücklicher Tag für uns, aber ich habe einiges gesehen, was mich positiv stimmt“, schaute Steffen bereits zuversichtlich auf die erste Heimparte (in Reutlingen) am nächsten Samstag gegen Regensburg.